Der gesamte Garten des Kappa Alpha Zeta Hauses ist bedeckt wie von einer dicken Schicht Puderzucker. Trotz des beständigen Schneefalls ist es jedoch nicht sonderlich kühl draußen, selbst im Jackett habe ich nicht das Gefühl zu frieren. Wer sich allerdings verkühlen wird, ist Louis, wenn er weiterhin auf den Treppen der Veranda einzig und allein in Hemd und Anzughose bekleidet sitzen bleibt. Denn wenn sich die Sonne erstmal hinter den vielen aufziehenden, grauen Wolken versteckt, werden die Minusgrade ordentlich zu spüren sein.
"Du bist leichtsinnig", weise ich ihn also auf die Witterungslage hin, als ich mich neben ihm auf den Stufen niederlasse. Kurz spüre ich seinen Blick auf mir, doch als ich ihn anschaue, ist der Moment schon wieder vorbei. "Keine Sorge, ich habe ein robustes Immunsystem." "Ich weiß." Louis runzelt die Stirn und ich füge leise hinzu: "Nachdem ich mich so erkältet hatte, haben wir jetzt nicht unbedingt Abstand gehalten und trotzdem hat dir das rein gar nichts anhaben können." Schulterzuckend betrachte ich meine Hände, fahre mit den Fingerspitzen die Konturen der silbernen Rose nach, wodurch mein Blick unwillkürlich zu meinem Handgelenk wandert. Nur schwer kann ich dem Drang widerstehen, auch Louis' zu inspizieren.
Er überrascht mich schließlich, indem er selbst nach einer Weile der Stille das Wort ergreift. "Hast du Hänsel eigentlich im Schlepptau?" Eigentlich würde ich ausgelassen lachen, doch die Absurdität der Situation entlockt mir nur ein komisches Grunzen, das irgendwie wie eine Mischung aus mädchenhaftem Kichern und Schweinelauten ist. So kriegt man auf jeden Fall die Jungs rum. Besser gesagt den Traummann, ich will ja nur einen ganz bestimmten.
Louis kann sich natürlich ein amüsiert-süffisantes Grinsen nicht verkneifen, worüber ich nur die Augen verdrehen kann. "Lach nicht so mephistophelisch, Louisa", necke ich ihn ein wenig, doch sofort kassiere ich natürlich auch das Echo dafür. "Du spinnst, das ist kein Wort, Harriet. Und jetzt fühl ich mich noch nicht einmal schlecht dabei, dich so zu nennen, du siehst nämlich wirklich aus wie eine verlorene Disney-Prinzessin, so eine Mischung aus Tarzan und Rapunzel vielleicht, aber das kommt davon, wenn du all das Metall aus dem Gesicht entfernst, da sieht man mal richtig, wie hübsch du ohne all den Krimskrams bist."
Oh. Okay. Louis' perplexer Mimik zufolge ist er nicht minder überrascht als ich. Damit haben wir wohl jetzt beide nicht gerechnet. Aber während ihm vermutlich gerade der Arsch auf Grundeis geht, explodiert in meinem Bauch eine extrem große Meute Schmetterlinge, die meine Knie ganz wabbelig machen und meine Denkfähigkeit für kurze Zeit außer Gefecht setzen. Holla die Waldfee. Und was wäre eine typische Harry-Reaktion auf so ein Geständnis? Richtig, die absolute Blamage.
"Evan Hansen ist Zuhause in Pennsylvania geblieben, er hat gestern eine Wurmkur machen müssen und da bekommen ihm anstrengende Reisen gar nicht gut, er braucht dann auch immer spezielles Essen und kriegt Medikamente, die er aber auch nicht verträgt. Aber darauf gehe ich jetzt lieber nicht genauer ein, weil es reicht schon, wenn ich weiß, wie übel das Fellknäuel zu so einer Zeit riecht."
Ach du verdammte Scheiße. Im wahrsten Sinne des Wortes. "Zuhause also, hm? PA scheint dir ja wirklich mittlerweile mehr zu bedeuten als es New York je getan hat." Ach du heilige Scheiße. So ist das jetzt aber nicht geplant gewesen. "Das war so nicht gemeint, Lou, und das weißt du. Diese Stadt hier hat sich für eine ganze Weile wie ein lang ersehntes Zuhause angefühlt. Ich hab wirklich gedacht, ich sei angekommen." "Du warst angekommen, Harry." Er klingt sauer. "Bis du einfach so mir nichts dir nichts beschlossen hast, dass du dich doch bei Mami und Papi wohler fühlst. Sponsored by mummy and daddy fühlt sich dann doch besser an, was? Macht das Leben leichter."
Mir ist klar, dass er noch immer bitter enttäuscht ist, dass ich weg von hier bin. Und dass ich uns keine weitere Chance gegeben habe. Nicht für Philadelphia und auch nicht für die Stadt, die nie schläft. Aber wie auch? Wie bitte hätte das funktionieren sollen? Würde er sich das Match Catch entfernen lassen, wäre er nicht mehr fähig zu lieben und ich hatte sowas von nicht das Recht dazu, ihm dieses Privileg zu nehmen, nur weil ich egoistische Entscheidungen treffe. Nicht, wenn es irgendwo da draußen jemanden gibt, dem Louis eines Tages all seine Liebe schenken wird und von dem er mehr bekommen kann, als ich jemals im Stande sein werde zu tun. In unserer Welt laufen die Dinge nun einmal so.
"Mein Bistro heißt übrigens chez petit louis. Ich habe gar nicht so viel aufgegeben, wie du vielleicht denkst." Ich spüre, wie er mich anstarrt. Aber ich kann nicht ausmachen, ob er positiv überrascht ist oder eher das Gegenteil. "Ich bin über eins siebzig groß, Schmalzlöckchen." Erleichtert atme ich aus und traue mich doch wieder, ihm in die Augen zu schauen. In seine wunderschönen Augen, die ich tatsächlich nach langer Zeit mal wieder zum Strahlen gebracht habe, wie ich freudig feststelle. "Es erschien mir einfach passend. Alle Gerichte und Lebensmittel werden dort nach dem Motto 'Liebe geht durch den Magen' verarbeitet, da muss doch auch irgendwo der Name Programm sein." Eine leichte Röte zieht sich über meine Wangen, als ich das Geständnis ablege, das spüre ich nur allzu gut. Und Louis' leisem Lachen nach zu urteilen ist es noch schlimmer als befürchtet.
"Tja, ich schätze, wenn wir gerade schon mal dabei sind, die Karten auf den Tisch zu legen, werde ich dem Ganzen mal Folge leisten. Und das literally." Ich will gerade fragen, was er damit meint, als Louis ein wenig beiseite rutscht und ein Umschlag unter seinem Oberschenkel zum Vorschein kommt. Nanu? Hat er etwa damit gerechnet, dass ich ihm folgen werde und wir tatsächlich normal miteinander reden? "Was ist das?" "Du bist genauso neugierig wie eh und je, Harry, krieg das mal in den Griff." Tja, die Röte im Gesicht würde ich heute wohl nicht mehr los werden.
"Frohe Weihnachten, Harry. Da wir uns ja jetzt wohl zum letzten Mal sehen für", seine Stimme bricht für eine Sekunde, "immer, wollte ich noch, dass du das hast. Ich hoffe, es macht dich wenigstens ein klein wenig glücklich. Wir haben ja immer gesagt, es sind die kleinen Dinge im Leben, die wir als die größten Glücksmomente auffassen sollten. Ich schätze, das sollte in meinen Augen unser Glückmoment werden."
Ich halte den Kopf gesenkt, als er mir den Umschlag überreicht. Die vertraute Wärme seiner Finger spürend, bildet sich langsam aber sicher wieder ein unangenehmer, fetter Kloß in meinem Hals. Besser als heulen ist es aber allemal. Meine Hand zittert, als ich das Papier vorsichtig öffne. "Falls es dir nicht gefällt oder sowas, schmeißen wir es einfach weg oder so und vergessen, dass das hier passiert ist, ich komm damit klar", stammelt Louis ein wenig verloren herum, während ich noch mit dem Umschlagkleber kämpfe.
Als dieses Problem jedoch endlich behoben ist, kann ich mich endlich dem Inhalt des Kuverts widmen. Und stehe direkt vor dem nächsten Problem. Erstens fange ich an zu weinen wie ich es sonst allerhöchstens bei der Schlussszene von Dirty Dancing tue und zweitens bleibt mir ziemlich sicher das Herz stehen, als zwei Karten für Dear Evan Hansen: Das Musical zum Vorschein kommen. Darauf eine kleine filigrane Zeichnung von einem ineinander verschlungenen Dolch und einer zarten Rose mit den Initialen L und H.
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call me queen of late night updates.
viel spaß beim lesen des kapitels, ich hoffe, ihr seid gerade alle schön zuhause & freut euch über neuen lesestoff von mir.lasst mir gern eure gedanken & gefühle und was auch immer ihr wollt in form von kommentaren da, das motiviert mich total zum schreiben (:
& nochmal vielen dank für euren total lieben support im letzten kapitel nach der langen schreibpause. ily.
all the love. lilly x
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Whole Souls (larry stylinson)
Fanfiction"Du bist kein Punk, du hörst alternative Scheiß und diesen bescheuerten Musical Soundtrack!" "Dear Evan Hansen! Es heißt Dear Evan Hansen!" "Halt einfach die Klappe." "Damit du dich nicht in meine liebenswerte Art verliebst?" "Damit ich dich nicht s...