24.

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"Lass mich raten, du hast so ziemlich alles von New York schon gesehen aber den typischen Touristen-Hype noch nie mitgemacht?" Louis mustert mich interessiert von der Seite und ertappt macht mich seine Aussage sofort ein klein wenig verlegen. "Da ist immer so viel los", rede ich mich nuschelnd heraus, während ich auf meinem Strohhalm herumkaue, der in meinem Starbucks-Iced-Cappuccino steckt. "Das hab ich mir auch immer gedacht, bevor ich vor einem Jahr im One World Observatory gejobbt habe", gibt Louis grinsend zurück, was dazu führt, dass mir fast die Augen aus dem Kopf fallen. "Du und eine Touristenattraktion schlechthin als Arbeitsplatz? Kann ich mir nicht vorstellen." Louis steigt ganz gentlemanlike in mein Lachen mit ein, doch mir wird klar, wie ernst er das gemeint hat.

"Wie kam es denn dazu?", will ich wissen, denn damit hat er nun wirklich meine Neugierde geweckt. Ein Radfahrer rast an uns vorbei und plötzlich kann ich Louis ganz dicht bei mir spüren. Zwar sind wir beide in dicke Winterjacken gehüllt, doch der Körperkontakt zwischen uns lässt eine Reaktion meines Körpers darauf deshalb nicht warten. Mir wird ganz flau im Magen, ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind in der Nacht vor seinem Geburtstag. Louis lässt in mir Gefühle aufleben, die ich schon ewig nicht mehr gespürt habe, wenn er einfach bloß er selbst ist.

"Nicks Eltern gehört die Sicherheitsfirma, deren Leute dort arbeiten und was soll ich sagen? Ich war jung und brauchte das Geld?" Louis lacht so laut und fröhlich, als ich ihn aufgrund seines blöden Witzes in die Seiten knuffe, dass es für mich unvermeidlich ist, nicht einen Moment lang seine Schönheit zu bewundern. Egal, ob es die strahlend weißen Zähne sind oder die funkelnden Augen, die von kleinen Lachfältchen umgeben sind, nichts könnte ihn je entstellen. Wenn dann nur noch schöner und einzigartiger machen.

"Curly, du starrst", weist er mich freundlich darauf hin, als ich es peinlicherweise nicht schaffe, meine unzähligen Gedanken loszulassen und zu unserem Moment zurückzukehren. "Curly also?", murmle ich leise, ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, während direkt eine neue Gedankenwelle angeschwemmt kommt. "Damals war ich noch Schmalzlöckchen." Ein wenig muss ich das Gesicht allerdings doch verziehen. So schön war dieser Name oder die Erinnerung daran nun wirklich nicht. "Ich wusste, dass ich es lieben würde dich zu necken von dem Moment an, als du deine unzähligen Klamotten direkt vor unserem Haus auf der Treppe verstreut hast." "Damit hast du ja auch sofort gut losgelegt", murre ich, doch als Louis' Arm seinen Weg um meine Taille findet, ist das schmollende Kleinkind in mir auch schon wieder verschwunden.

"So, da wären wir." Louis bleibt stehen und überrascht starre ich auf eine übermäßig lange Schlange bestehend aus Familien, jungen Leuten, älteren Herrschaften und Kinderwägen. "Och ne, du hast doch nicht ernsthaft vor, dich da jetzt ewig mit mir anzustellen, oder?" "Harry, Harry, Harry", entgegnet mir Louis schmunzelnd, "du musst wirklich lernen, geduldiger zu werden und vor allem, mir zu vertrauen." Ehe ich etwas erwidern kann, ist seine Hand schon von meiner Hüfte gerutscht und hat die meine fest umschlungen. "Komm mit. Heute sind wir VIP." Also zerrt Louis mich tatsächlich vor den Augen einer Schlange, die bestimmt aus mehr als hundert Leuten besteht, direkt zum Eingang, wechselt ein paar Worte mit dem Türsteher und wird wahrhaftig durchgelassen. Zusammen mit mir im Schlepptau.

Überrascht folge ich Louis' schnellem Schritt einfach und das nächste, was ich wirklich wahrnehme, ist das wir in dem Aufzug stehen, der uns nach ganz oben in die Spitze des Gebäudes bringen wird. Nur Louis und mich. Wir sind alleine in einen Aufzug gekommen, der sonst mindestens zwölf Leute auf einmal nach oben transportiert.

Louis grinst mich die ganze Fahrt über nach oben an, doch ich bin viel zu beschäftigt auf die Animationen um mich herum zu achten, die die Entstehungsgeschichte New Yorks zeigen und erklären. Ich bin überwältigt. Und ein klein wenig enttäuscht, dass unsere Eltern Gemma und mir dieses Erlebnis vorenthalten haben. "Warte erst, bis du oben bist", flüstert er mir leise ins Ohr, so zärtlich, dass mich der leiseste Lufthauch erzittern lässt. Mein Lächeln wird breiter und plötzlich plingt es und die Aufzugtüren gehen auf. Sprachlos muss ich feststellen, dass sich auch in dieser Lobby keine Menschenseele befindet. Vor uns erstreckt sich eine Wand, die die Skyline von der Stadt zeigt, die scheinbar nie schläft. "Also wenn das schon der Vorgeschmack auf die eigentliche Aussicht sein soll, dann bin ich jetzt schon überwältigt", teile ich Louis ergriffen mit und versuche, nach seiner Hand zu tasten. Als ich sie finde, spüre ich den Druck, der aus seiner eigenen hervorgeht. Doch dann lässt er los und ich will mich schon umdrehen, als ich etwa Kaltes an meinen Ohren spüre. Eine Mütze? Nein, Louis hat mir Kopfhörer aufgesetzt. Verwundert will ich meinen Blick zu ihm wenden, doch dann geht es ganz schnell.

Eine Stimme erklingt. Ein Lied. Ein Lied, das ich nur zu gut kenne, schließlich habe ich es schon hunderte Male gehört. Ich schließe die Augen und lausche Alicia Keys, die von grenzenlosen Träumen und den Straßen New Yorks singt. Mein Herz pocht wie wild, ich spüre Tränen in meinen Augen aufsteigen. Und dann drückt Louis sanft seinen Daumen in meine Hüfte und ich öffne die Augen wieder. Die Wand mit der Skyline ist verschwunden. Vor mir liegt die waschechte Skyline von New York City. Und ich habe den tollsten Jungen hinter mir stehen, den besten Song in den Ohren und das überwältigendste Gefühl von Liebe in mir, das ich je gespürt habe.

***

"Du spinnst, Louis! Du bist wahnsinnig! Wie soll ich denn jemals so ein Date toppen, hm? Das ist das wundervollste Treffen, das ich jemals mit irgendjemandem hatte! Du bist das wundervollste Date, das ich je hatte", meine Stimme wird leiser, ernster und ich blicke Louis nun direkt in die Augen. Nachdem wir uns oben etliche Male New York von gefühlt allen Seiten angesehen haben, haben wir beide Hunger bekommen und uns also im nächsten Bistro einen Bagel geholt, den wir uns wie bei einem richtigen, romantischen Date natürlich geteilt haben. (Louis hat mir sogar den letzten Bissen überlassen, ich frage mich echt, wer dieser Mann ist, mit dem ich heute unterwegs bin.)

So stehen wir uns nun also eng aneinander gekuschelt gegenüber, meine Hände in seinen, auf die er immer wieder warme Luft pustet, weil er weiß, dass ich sonst wahnsinnig das frieren anfange, wenn meine Hände auskühlen. "Ach, das war doch gar nichts. Außerdem sind wir noch gar nicht fertig", versucht Louis abzuwinken, doch mir kann er nichts vormachen. Er hat sich wirklich in wahnsinnig kurzer Zeit einiges einfallen lassen. Und das nur für mich. "Ach so? Was kommt denn noch?" "Also Harry, ich bitte dich. Enttäusch mich nicht. Jeder Tourist in New York muss welchen Platz auf jeden Fall besucht haben?" "Keine Ahnung, den Central Park?" "Nein, du Dummerchen." "Den Broadway?" "Der kommt erst später." "Der kommt was?" "Harry, hör auf auszurasten. Du nässt dich noch ein vor Aufregung. Fokus. Welcher Platz also?" Ich überlege, während Louis schelmisch meine Hände angrinst. "Ich hab's!", rufe ich schließlich aufgeregt und reiße Louis förmlich meine Hände aus der Hand, "wir gehen zum Times Square!"

"Ganz genau." Louis grinst stolz und verschränkt unsere Finger miteinander. "Aber benimm dich gut, sonst gibt's keine weiteren Überraschungen mehr", warnt er mich spaßig. "Ist gut, Daddy, ich werde ein guter Junge sein", gebe ich augenzwinkernd zurück, was Louis nur mit einem Lachen quittiert.

Eine zwanzigminütige Subway-Fahrt später haben wir endlich unser Ziel erreicht. Es hat bereits gedämmert, weshalb mich wie immer ein ganz besonderes Gefühl ergreift, als ich den strahlenden Lichtern des Times Squares entgegenblicke. "Wahnsinn, richtig?", murmelt auch Louis ergriffen in mein Ohr, nachdem er die Arme um mich gelegt hat und sich einfach von der Atmosphäre hier treiben lässt. Meine Augen folgen den verschiedenen Bildschirmen, Werbungen für diverse Musicals sind zu sehen und mein Herz geht noch ein Stückchen mehr auf. Tausende Leute befinden sich hier, jeder schießt Fotos oder staunt oder läuft ganz einfach mit dem Schwall der Menge mit. Das ist der Moment in New York der besser als kein zweiter beweist, dass diese Stadt niemals schläft. Und inmitten dieses ganzen Zyklus, des nie anhaltenden Gewimmels und der Zeit, die im Sekundentakt verrinnt, stehen Louis und ich einfach da, der Ruhepuls des Chaos.

Jedenfalls so lange, bis Louis seinen Druck an meiner Hüfte verstärkt, um mich einmal um meine eigene Achse zu drehen, sodass wir uns wieder in die Augen sehen können. "Hey Schmalzlöckchen." "Idiot", wispere ich leise zurück, mein Grinsen ist mindestens genauso breit und bescheuert wie seins. "Du weißt, für ein wirklich richtig gutes Date gehört das dazu, also mach dich nicht lustig, ja?", meint er ganz beiläufig, hebt seine Hände und umfasst so zärtlich mein Gesicht. "Darf ich dich küssen, Harry?"

Ich lächle glücklich. Aufrichtig glücklich. Dann nicke ich. Und schon treffen Louis zarte Lippen ganz sanft auf meine. Ohne, dass mein Match Catch brennt, ich umfalle oder sonst irgendetwas uns stört. Nur Louis, ich und dieser Kuss, der uns verbindet.

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meine feels bei diesem kapitel waren nicht mehr normal.
ich hab rotz und wasser geheult. gott sei dank dauert es nicht mehr lange und ich bin zurück in amerika, sigh.
aber genug davon.
wie fandet ihr das date?
ich hab mir viel mühe gegeben und von meinen eigenen new-york-erfahrungen ordentlich was einfließen lassen hehe.

all the love. l x

Whole Souls (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt