Was hatte die Welt eigentlich gegen mich? Dies fragte ich mich nun schon seit einigen Tagen. Die Tage dich ich beim Jugendamt verbrachte.
Vor genau drei Tagen starb meine Mutter an Krebs. Zwar wusste ich bereits seit zwei Jahren, dass dieser Tag kommen würde. Dennoch traf er mich wie ein unvorhersehbarer Schlag ins Gesicht. Der Mensch, welcher mir am meisten bedeutete wurde mir einfach weggenommen. Ausgelöscht und aus dem Leben gerissen.
Von Verwandten zu den ich ziehen konnte wusste ich nicht. Nie lernte ich jemanden von ihnen kennen, nicht einmal meinen Vater. Genau denjenigen hatte das Jugendamt ausfindig gemacht und ich sollte nun zu ihm ziehen. Das einzige, was ich über ihn wusste war, dass er in Amerika wohnte. Schließlich hatten sich dort auch meine Eltern kennengelernt.
.....
An meinem Platz im Flugzeug angekommen ließ ich mich nieder. Beim Start des Fliegers war mein Blick starr aus dem Fenster gerichtet. Noch nie war ich zuvor in meinem Leben geflogen, geschweige denn alleine. Einen letzten Blick schenkte ich meiner Heimat in Deutschland, bevor ich meine Kopfhörer aufsetzte, sie mit meinem Smartphone verband und die Musik zu spielen begann.
Von dem Flug bekam ich nicht wirklich viel mit. Die meiste Zeit verbrachte ich mit meinem Handy oder ich schlief an der Fensterscheibe. Nachdem ich meinen Koffer von dem Gepäckband nahm, verließ ich das große Gebäude und stellte mich neben die Tür. Das Jugendamt sagte zu mir, dass ich dort abgeholt werde.
Tausende von Menschen liefen an mir vorbei, bis mir ein Mann auffiel. Dieser schaute suchend um sich herum und blieb bei mir stehen. Zögernd lief er auf mich zu. Er war etwa 40 Jahre alt, hatte nach oben gegeltes braunes Haar und trug einen leichten Bart.
,,Jules?", fragte er mich zögernd. Bevor ich mein Nicken beendete wurde ich schon von zwei Armen an ihn heran gezogen. Fast einige ganze Minute blieben wir so stehen. Er war mir so fremd aber dennoch so vertraut zugleich.
Zusammen mit dem Mann lief ich zu seinem Auto. Die Fahrt verging relativ schnell und wir unterhielten uns über einiges. Er sagte mir, dass sein Name Anthony war und ich ihn auch so nennen konnte wenn ich nicht bereit dazu war "Dad" zu ihm zu sagen.
Vor einem großen Haus hielt er an. Es war zwar keine Villa aber im Vergleich zu unserem Häuschen in Deutschland rießig. Von innen sah es sogar noch größer aus als von außen. Dort zeigte mir Anthony auch gleich mein Zimmer. Es hatte etwas mehr Platz als mein Altes und eingerichtet war es auch schon. Mir gefiel es, schlicht in schwarz-weiß gehalten.
Mein Vater verließ auch gleich denn Raum, um mir etwas Zeit für mich zu geben. Die ganze Situation musste auch ich erst einmal verdauen. Vieles hatte sich in der vergangenen Woche geändert und mein Leben machte eine 180 Grad wende. ,,Jules, kommst du mal bitte runter?" rief Anthony zu mir hoch. Ohne lange zu zögern stand ich von meinem Bett auf und verließ mein Zimmer. Es lag ganz hinten in einem langen Flur mit vielen Türen, was sich dahinter befand wusste ich allerdings noch nicht.
Unten angekommen hörte ich meinen Vater aus dem Wohnzimmer. Der Stimme folgend lief ich in dieses hinein. Dort fand ich nicht wie erwartet nur Anthony vor, sondern noch vier Jugendlich die mich wie verrückt anstarrten.
,,Wer sind die Vier und warum starren sie mich so an?" fragte ich meinen Vater kritisch.
,,Sie hat es dir nicht gesagt." Es klang eher wie eine Feststellung anstatt eine Frage. Als ob er mit sich selbst reden würde.
,,Was hat sie mir nicht gesagt?" stellte ich die Gegenfrage.
seufzend fuhr er sich durch seine Haare, ,,Das du kein Einzelkind bist."
Erschrocken hüpfte mein Blick zu den vier Jungs, welche laut der Aussage meines Vaters meine Brüder sein sollen. Auch diese schenkten mir einen undefinierbaren Blick. Daher, dass keiner von uns die Anstalt machte das Schweigen zu brechen, tat es mein Vater. ,,Darf ich vorstellen Jules, dass sind dein Zwilling Joshua, die anderen Zwillinge Merlin und Noah und der älteste Theodor."
Nun starrte ich alle von ihnen mit einem ausdruckslosem Blick an. Schon oft hatte ich andere um ihre Geschwister beneidet, nun hatte ich selbst welche. Gleich vier Brüder. Um die Gespräche ein wenig aufzulockern setzten wir uns an den Küchentisch. Lange Zeit redeten wir über die unterschiedlichsten Dinge. Sie erzählten viel von sich und wollten auch alles über mich wissen.
.....
,,Ich bin müde, ich werde dann mal ins Bett gehen", verabschiedete ich mich von ihnen und verschwand nach oben in mein Zimmer. Nachdem ich mich fertig gemacht habe lege ich mich ins Bett und dachte nochmal über den heutigen Tag nach.
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Brothers and now?
Teen Fiction,,Wer sind die Vier und warum starren sie mich so an?" fragte ich meinen Vater kritisch. ,,Sie hat es dir nicht gesagt." Es klang eher wie eine Feststellung anstatt eine Frage. Als ob er mit sich selbst reden würde. ,,Was hat sie mir nicht gesagt?"...