Um ehrlich zu sein hatte ich heute recht wenig Motivation. Es war Sonntag, was bedeutete, dass ich Morgen wieder in die Schule musste.
Schon in der alten Schule hatte ich Schwierigkeiten mich anzupassen.
Zwar hatte ich meine kleine Gruppe an Freunden, aber es waren eher Schulfreunde. Um ehrlich zu sein wollte ich es auch so. Ob es schlau war, ist fraglich.
Den ganzen Tag liege ich schon in meinem Zimmer und langweile mich. Einen Plan, was ich mit meinem letzten freien Tag anfangen soll existiert nicht.
Gerade als ich schon wieder Löcher in die Decke starre klopft es an der Tür.
Hinter der Tür schiebt sich ein Kopf hervor. ,,Darf ich rein kommen", fragte dieser. Mit einem Nicken antwortete ich ihm, weshalb er wenige Sekunden neben mir auf dem Bett sitzt.
,,Hast du heute noch etwas vor", fragte Merlin und grinste mich an.
,,Nein nicht wirklich. Was sollte ich hier auch schon machen, ich kenne ja nichts und niemanden", kam es schlicht von mir.
,,Du kennst mich", erwiderte er und sein Grinsen wurde noch breiter. ,,Zieh dich um und komm nach unten", fügte er noch hinzu, bevor er aus meinen Zimmer verschwand.
Verblüfft schaute ich den Fleck an, auf welchem er gerade noch saß. Langsam stand ich auf und zog mich um.
Unten angekommen fand ich nicht wie erwartet nur Merlin, sondern auch Noah vor. Die Zwillinge grinsten über beide Ohren, als sie mich sahen.
Gemeinsam liefen wir die Straßen entlang. Es war kein kalter aber auch kein warmer Tag. Die Sonne war teilweise hinter den Wolken versteckt und ein leichter Wind wehte.
Wohin unser Weg führte wollten die Zwei mir nicht verraten. Insgesamt liefen wir bereit eine viertel Stunde. Langsam nervte es mich. Gerade als ich anfangen wollte ihnen einen Vortrag zu halten, von wegen sie können mich nicht einfach irgendwo hin verschleppen, ertönte wie aus dem Nichts ein Rauschen.
Ich verschnellerte mein Tempo und rannte letzten Endes zu meinem Ziel. Außer Atem ließ ich mich in den Sand fallen, ohne meinen Blick von dem rauschenden Meer abzuwenden. Es war wunderschön.
Schon ewig war ich nicht mehr am Strand. Nachdem meine Mutter die schreckliche Diagnose erhielt blieben wir nur noch zu Hause. Sie hatte nicht mehr die Kraft dazu und ich konnte es ihr einfach nicht übel nehmen.
Ebenfalls außer Atem ließen sich die Zwillinge neben mich fallen. Einige Minuten verweilten wir in dieser Position, bis ich aufstand.
Schnell rannte ich dem Meer entgegen. Als ich merkte, dass mir meine Brüder nicht folgten blieb ich ruckartig stehen und schaute sie verwirrt an. ,,Worauf wartet ihr denn", rief ich ihnen zu und rannte weiter.
Doch ich stoppte nicht. Ich rannte einfach in die Wellen hinein. Mir war egal, das das Wasser eisig kalt war und ich dazu auch noch Klamotten trug. Mir war in diesem Moment alles gleichgültig.
Als ich schon bis zum Bauchnabel im Nassen stand sah ich meine Brüder an. Die Beiden lachten und zogen sich das T-Shirt aus. Nun rannten auch sie wie ich zuvor, wie zwei Verrückte ins Meer.
.....
Völlig durchnässt kommen wir an dem großen Haus an. Nachdem wir die schockierten Blicke unserer restlichen Familie überstanden hatten, gingen wir duschen.
Fertig damit zog ich mir ein paar gemütliche Sachen an. Mittlerweile war es dunkel im Haus und nichts mehr war zu hören.
Anscheinend waren sie alle in ihren Zimmern. Ob sie schon schliefen wusste ich nicht.
Ich beschloss nach unten zu gehen. Mein Weg führte mich ins Wohnzimmer, wo der Fernseher lief. Auf dem kleinen Sofa saß Josh und schaute irgendeinen Film.
Ohne lange zu überleben setzte ich mich neben ihn. Verwirrt schaute er mich an. Einige Minuten blieb es still zwischen uns, bis Josh etwas sagte.
,,Hast du dir schon überlegt wie es gewesen wäre, wenn wir zusammen aufgewachsen wären?" Nachdenklich schaute ich ihn an.
,,Klar, ich hatte meine Brüder und bin auch froh sie zu haben. Aber wir sind Zwillinge und wurden getrennt, wuchsen in unterschiedlichen Ländern auf und lernen uns erst mit 16 kennen. Du warst die ganze Zeit auf dich alleine gestellt und hattest keine Brüder um dich herum. Ich wünschte ich wäre bei dir gewesen."
Eine kleine Träne lief ihm die Wange hinab. Wortlos lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter.
,,Ja, das wäre schön gewesen", murmelte ich. Nun liefen auch mir die Tränen hinunter. Was wäre anders gelaufen?
Ich erinnere mich zurück daran, wie ich alleine mit meiner Mutter dastand. Ich hatte nicht wirklich jemanden mit dem ich darüber reden konnte. Ich war vollkommen auf mich alleine gestellt und hatte niemanden der mich dabei unterstützte.
Doch jetzt hatte ich jemanden. Gleich Vier davon. Ich erzählte ihm von unserer Mutter, wie sie starb und wie es mir dabei ging.
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Brothers and now?
Teen Fiction,,Wer sind die Vier und warum starren sie mich so an?" fragte ich meinen Vater kritisch. ,,Sie hat es dir nicht gesagt." Es klang eher wie eine Feststellung anstatt eine Frage. Als ob er mit sich selbst reden würde. ,,Was hat sie mir nicht gesagt?"...