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Aylana

Ich bedankte mich bei Calev und stieg aus dem Ratax. „Du weißt du kannst jederzeit auf mich zählen", versicherte er mir und ich nahm ihn beim Wort.

Ich lief einen relativ versteckten Pfad entlang, den ich schon so oft entlang ging, dass das Gras schon total abgetreten war und sich einzelne Grashalme beschweren. Ich entschuldigte mich bei jeder Gegenwehr die lautstark protestierte und kam an der weißen Beere an. Besagte schien allerdings noch am schlafen zu sein, denn sie antwortete mir nicht, als ich meine Hand hob um sie zu grüßen.

Seufzend setzte ich mich vor sie und überkreuzte meine Beine. Langsam strich ich an der kühlen, rauen Rinde entlang und genoss das Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Ein Windhauch wehte meine Haare aus dem Gesicht und die Zweige regten sich. Behutsam legten sie sich um mich und ich vernahm das Gefühl von Geborgenheit und innerer Ruhe.

‚Was führt dich zu mir Aylana ?', fragte mich die weiße Beere. Als ich ihr antworten wollte knackte etwas hinter mir und ich drehte meinen Kopf in die Richtung. Rasch stand ich auf und die weiße Beere warnte mich vor. ‚Im Gebüsch ist ein junger Mann'.

„Wer auch immer da ist, sofort rauskommen !".

Und tatsächlich, zögernd trat er aus seinem Versteck hervor.

Ein attraktiver junger Mann.

Er näherte sich mir und mein Blick fällt auf seine Hände, die etwas puscheliges festhielten. Als der Fremde keinen Meter entfernt zum Stehen kam, streckte ich meinen Arm aus und zeigte ihm meine Handfläche.
„Wer bist du ?". Das puschelige Etwas regte sich und treuherzige Kulleraugen kamen zum Vorschein.

"Und wer bist du ?", fragte mein Gegenüber ebenfalls. Er versuchte einen Schritt auf mich zu zugehen, aber ich hielt ihn auf: „Stop. Wenn du noch weiter gehst scheue ich nicht davor dir wehzutun".

Er zog eine Augenbraue hoch und bemerkte sarkastisch: „Du bist ein Mädchen". Ich ignorierte seine sexistische Aussage und stellte eine weitere Frage: „Bist du ein Wächter ?".
Er schüttelte den Kopf: „Sonst hätte ich dich schon längst in meiner Gewalt Gänseblümchen".

Verwirrt über den Kosenamen sah ich ihn an und er kam wieder einen Schritt auf mich zu. Um meine vorherige Aussage Ernsthaftigkeit zu verleihen kniff ich meine Finger zu einer Schale zusammen und das Gras wuchs binnen Millisekunden, um sich um die Knöchel des Fremden zu wickeln. „Was zum...", fluchte er laut und drohte umzukippen, hätte ihn sein fliegender Begleiter nicht gehalten.

„Ist das ein Mikus ?", fragte ich neugierig und er blickte verstört zu mir. „Du beschwörst hier Gras um mich festzuhalten und fragst, ob Zarley ein Mikus ist ? Sonst noch alles richtig im Kopf ?", murrte er sauer und versuchte die Grashalme von seinen Füßen zu reißen. „Schätze dich glücklich, dass es nur Gras war", murmelte ich und drehte mich zu der alten Weide zurück, die amüsiert das Geschehnis beobachtet hatte.

„Ignoriere das am besten", flüsterte ich entschuldigend und holte das verschlossene Tagebuch aus meiner Tasche, die ich mir umgehängt hatte. „Ich dachte du weißt vielleicht wie es sich öffnen lässt". Die Weide inspizierte es und legte seine zarten, biegsamen Zweige wie Finger an das Buch. Nachdem sie es mehrmals gewendet hatte gab sie es mir zurück und antwortete: ‚Das zu erklären würde Stunden dauern. Darum nimm den Zettel und versuche alle Dinge auffindig zu machen. Der Rest wird dir auf deiner Reise erläutert'.

Ich nahm ein Blatt entgegen und dankte der Weide, bevor ich mich zu dem fremden jungen Mann umdrehte. Er sah mir direkt in die Augen und es schien, als hätte er mich beobachtet. „Wer bist du ? Und wie hast du mich gefunden ?", fragte ich genervt und ließ den Zettel in meiner Tasche verschwinden. Sein Blick entsprach der Ungläubigkeit: „Hast du gerade mit einem Baum geredet ? Bist du eine Urwaldhexe die mich jetzt verschleppt ?".

Revival of SocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt