Aylana
„Woher kommst du ?", fragte er so beiläufig wie möglich um seine Neugierde zu vertuschen. Ich knickte den Zettel in meinen Händen und musste mich dazu zwingen damit aufzuhören. „Kerberos".
„Dafür, dass ihr ein einfaches Leben ohne Schnickschnack bevorzugt ist dein Name ziemlich extravagant", sprach er seine Vermutung aus und ich zuckte mit den Schultern. „Eigentlich sollte ich Anna heißen, aber meine Urgroßmutter hat ein geheimes Talent für ausgefallene Namengebung". Er lächelte als ich sie erwähnte: „Sie scheint eine bewundernswerte Frau zu sein".
„Sie ist tot. Widerstand gegen das Komitee". Die Worte klangen ausgesprochen härter als gewollt und sein Lächeln entgleiste ihm.
Die Luft im Rato war zum Schneiden dick und verlangte eine Aussprache. Doch die kam scheinbar nicht, weil wir beide zu stur waren unser Benehmen einzugestehen. Nolan lenkte das Rato in Richtung meines Heimatplaneten und kam kurze Zeit später auf dem Boden auf. Nach der Landung, die erstaunlich weich war, stellte er den Motor ab und ich blickte in die Ferne.
Mein Nebensitzer räusperte sich und automatisch drehte sich mein Kopf zu ihm. „Es tut mir leid, dass ich dich auf deine Urgroßmutter angesprochen habe. Ich habe in sowas kein Feingefühl und kann mich nur entschuldigen, dass Falsche gesagt zu haben". Ich zuckte wieder mit den Schultern und brachte sogar ein mattes Lächeln zustande: „Ist schon okay, du wusstest ja nichts davon und vermutlich hätte ich nicht so dumm reagieren sollen. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass jemand mit mir über meine Familie und Verluste spricht".
Er tastete sich plötzlich an meine Hand heran, nahm sie in seine Obhut und drückte sie aufmunternd: „Ich bin da, wenn du reden willst".
„Woher stammst du Mr. Unbekannt ?". „Aus Surtur. Wenn du meinen Nachnamen hörst, wirst du mich hassen, also schweige ich lieber".
Ich grinste ihn belustigt an: „Glaub ja nicht ich würde dich mögen". „Und wie du das tust Gänseblümchen", zog er mich auf und wich geschickt meinem Schlag aus. Er lehnte sich an die Tür um nicht von mir geschlagen zu werden und stieg in einer kurzen Verschnaufpause aus dem Rato um zu flüchten.
Lachend jagte ich ihm hinterher, aber konnte ihn nicht einholen, weil er einfach zu schnell für mich war. Sicher machte er Sport und seine Kondition ist dementsprechend ausgeprägter wie meine, die nicht wirklich vorhanden war.
Er duckte sich unter einem Ast durch den ich ihm in den Weg gestellt hatte und forderte mich dazu auf ihm weitere Hindernisse in den Weg zu stellen um ihn zu schnappen. Er duckte sich geschickt unter jedem Ast, wich Büschen aus und stemmte sich gegen den Wind. Beleidigt und außer Puste blieb ich stehen und nach einem Blick hinter sich hörte er auf zu rennen.
Er drehte sich um und steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Was ist los Gänseblümchen ? Kannst du etwa nicht mehr ? Dabei haben wir gerade erst angefangen". Ich stemmte meine Hände in meine schmerzhaft pochenden Seiten.
Ich verabscheute es Seitenstechen zu haben...
Er kam schmunzelnd auf mich zu, als ich mich am nächstgelegenen Baum festhielt und nach Luft rang. Weil mich sein selbstgefälliges Grinsen nervte, verdrehte ich meine Augen und ignorierte ihn. Er griff mir unter den Arm und zog mich im Kreis herum. „Einfach normal bewegen, glaub mir das ist besser als zu stehen und umzukippen".
Ich nickte und sah vor mir einen Schmetterling flattern.
Ein Zeichen dafür, dass die Schmetterlingskönigin nicht weit weg war.Und tatsächlich, 'nicht weit von hier ruht sie sich aus', verriet mir der Baum an dem ich mich festgehalten hatte. Ich dankte ihm mit einem Lächeln und lotste unseren Entlastungsspaziergang in die Richtung der Schmetterlingskönigin. Diese ruhte auf einem großen Blatt und die meterhohen Flügel wogen sich sanft im Wind.
Was hielt Nolan wohl von einem Ritt ?Ich wandte mich Nolan zu und er sah ebenfalls zu mir: „Willst du eine Tour durch Kerberos oder musst du Nachhause ? Ich möchte mich avancieren". Er zuckte mit den Schultern: „Ich dachte du magst mich nicht". „Das ist lediglich ein Friedensangebot, welches du besser annehmen solltest, Idiot".
Er verneigte sich gespielt vor mir und führte meine Hand für einen Handkuss an seine Lippen. Sie waren verdammt weich und mein Herz drohte auszusetzen, als er mich mit einem Augenaufschlag ansah und aussah wie ein Gott höchstpersönlich.
Überfordert öffnete sich mein Mund, aber es kam kein einziger Ton heraus, also schloss ich ihn wieder. Verdammt, er hatte mich aus dem Konzept gebracht und sah mich nun schmunzelnd an, als wäre nichts gewesen.
Ich blinzelte angestrengt und zeigte auf die Schmetterlingskönigin zu der er dann ebenfalls blickte. Plötzlich schreckte er hoch und trat 3 Schritte zurück. Verwundert blickte ich hinter mich und er schüttelte entschlossen den Kopf: „Wir gehen woanders lang".
„Wieso ? Sephora kann uns mitnehmen".Er schluckte, als die riesige Schmetterlingsdame auf uns aufmerksam wurde: „Ich werde garantiert nicht auf dieses Viech steigen".
Sephora richtete sich empört über seine Worte zu ihrer vollen Größe auf und tippelte zerknirscht auf uns zu. Nolan wich zurück, bis er fast auf einen vergrößerten Tausendfüßler trat. „Du tötest mit deiner Unachtsamkeit noch jemand junger Mann", zeterte Sephora und sah Nolan missbillig an.
Ich glaube sie mochte ihn aufgrund seiner Äußerung nicht mehr.
Bevor etwas passieren konnte hielt ich seinen Unterarm fest und zog ihn zu mir zurück. „Verdammt Mädchen, ich will nicht", schnauzte er mich wütend an und ich setzte meine neutrale Miene auf. „Du hättest in deiner Hektik fast einen Tausendfüßler zertreten. Nolan, kann es sein, dass du vielleicht Angst vor Sephora hast ?".
Ich versuchte den Satz so einfühlsam wie möglich klingen zu lassen und sah seine Emotionen, die sich in seinen Augen wiederspiegelten. Angst, Verwunderung, Zerrissenheit, Unsicherheit. Er sah zu Sephora, deren Laune sich wieder gebessert hatte und ihn musterte, als ich die Angst ansprach.
„Ich...", fing er an und sah zu mir zurück, „ja habe ich. Und es ist auch gar nicht bescheuert, als Mann Angst vor etwas zu haben was harmlos ist".
Bemitleidend schenkte ich ihm ein Lächeln und meine Hände, die zuvor seinen Unterarm festhielten, rutschten zu seiner Handfläche. „Wir machen das so", flüsterte ich und führte Sephora zu uns, „wenn du mir vertraust wird alles gut. Sie ist dir nicht einmal wegen deines Kommentars böse". Er atmete laut aus und nickte dann: „Ich glaube es selbst nicht, das ich einer Fremden vertraue, wenn sie gruselige Dinge anstellen kann".
Ich verdrehte meine Augen und legte seine zitternde Hand an Sephoras Flügel, der in einem strahlenden Orange-Rot-Lila Ton gehalten war. Er wanderte unsicher über ihren Körper bis hin zu ihrem Kopf. Immer wieder drehte er sich zu mir um und ich nickte aufmunternd. „Willst du immer noch nicht aufsteigen ? Es würde schneller gehen dir den Planeten zu zeigen und ich muss in einer Stunde Zuhause sein". Er nickte zögerlich und ich kletterte rasant auf den Rücken der Königin.
Als ich ihm meine Hand hinhielt, stieg er mir seufzend nach und ergriff meine Hand, um sich hochzuziehen und hinter mich zu setzen. „Dafür schuldest du mir etwas Gänseblümchen", wisperte er mir mit einem rauen Unterton ins Ohr und ich zuckte zusammen, als er seine Arme um meinen Bauch legte.

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Revival of Society
Ciencia FicciónWir schreiben das Jahr 3430. Die Menschen bewohnten den Planeten Erde bis zur Eskalation im September 2030. Ein Reaktorunfall verursachte das Ende der Welt und die Bewohner waren gezwungen ihren verseuchten Planeten zu verlassen. Das Komitee besch...