Kapitel 3

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Natürlich rechnete ich zuerst damit, dass es ein blöder Scherz  meiner Freundinnen ist. Oder dass es gar Eric war. Aber als mir nur einen Sekundenbruchteil später noch eine Hand auf den Mund gepresst wurde, realisierte ich, dass es Keiner von ihnen sein konnte.

Die Gestalt, es war ein Mann, wie ich bald bemerkte, zog mich um die nächste Ecke, wo er mich grob in ein Auto schubste. Seltsamerweise wurde ich erst jetzt so richtig panisch. Zuerst hielt ich es irgendwie einfach doch für einen Scherz. Zitternd begann ich an der Tür zu rütteln. Sie war natürlich verschlossen. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte, beziehungsweise konnte.

Damit alles nicht noch schlimmer wurde, versuchte ich mich abzulenken. Dachte daran, was meine Freundinnen wohl machten, wenn sie merkten, dass ich nicht kam. Da war nur das Problem, dass ich öfters zu spät komme, was heisst, dass es einige Zeit dauern könnte, bis sie sich wirklich Sorgen machen. Was bis dahin mit mir geschehen könnte, blendete ich bewusst aus. Erst jetzt begann ich mich zu fragen, warum ich eigentlich entführt wurde. 

Irgendwie wollte ich den Entführer fragen wieso, aber einerseits traute ich mich nicht und ausserdem hatte ich Angst vor der Antwort. Zudem weiss ich überhaupt nicht, wie ich die Frage stellen sollte. "He du, Entschuldigung, aber wieso hast du mich entführt?" Das ist doch lächerlich. Natürlich könnte ich ihn auch fragen, was er mit mir vorhabe, aber aus irgendeinem Grund habe ich totale Angst vor der Antwort. Wenn ich ihn frage wieso er mich entführt und er sagen würde, um mich zu töten klingt das harmloser als wenn er sagen würde, dass er vorhat mich zu töten. Für mich war es einfach logisch, dass wenn er sagt, dass er vorhabe mich zu töten, dann sei es beschlossene Sache. Beim Andern gäbe es aber vielleicht sonst noch einen Ausweg.

Verzweifelt versuchte ich mich erneut  abzulenken, aber es gelang mir einfach nicht. Die Realität war einfach viel zu schlimm. Dann kam ich auf diese geniale Idee: Ich könnte jemanden anrufen und ihn, oder eher sie, bitten, mir zu helfen. Doch das stellt ein Problem dar, weil  der Mann mir dann ganz sicher   das Handy wegnehmen und mich bestrafen wird. Dann habe ich meine einzige Chance hier rauszukommen verpatzt. Also warte ich lieber, bis ich alleine bin. Ich hoffe sehr, dass das bald sein wird, denn so ist die Zeit, in der er mir etwas antun kann, kleiner.  Ausserdem wird mein Handy Akku bald schlapp machen.

Vielleicht hätte ich von Anfang an etwas mehr aus dem Fenster blicken sollen, um mir den Weg einzuprägen, denn ich hatte keine Ahnung wo ich gerade war. Shit, so kann man mich ja nicht finden, wenn die nicht wissen wo ich bin. Deshalb sollte ich vielleicht lieber die Polizei anrufen, die kann doch Telefone orten und so.

Bald darauf hielt der Fahrer an. Jetzt war ich total nervös. Waren wir am Ziel, oder machte er bloss einen Zwischenstopp? Falls wir da waren, was würde passieren? Kurz darauf machte er die Tür auf, so dass ich aussteigen konnte. Obwohl das gar nicht witzig war, begann ich fast zu kichern, da er mich an einen Gentleman erinnerte, der den Ladies die Tür aufmacht. Aber dann packte er mich erneut am Arm und zerrte mich aus dem Wagen. Fertig Gentleman. Und jetzt stellte sich auch die Angst wieder ein. Der Mann zog mich in das Haus, welches ich zuerst gar nicht gesehen hatte. Nun gut, 'Haus' konnte man es vielleicht nicht gerade nennen. Es war eher klein und sah ziemlich verfallen aus. Eher ein Schuppen war es. In der Umgebung konnte ich keine weiteren Häuser oder so ähnliche Gebäude wie dieses hier entdecken. Das war gar nicht gut, aber er hatte das sicher so geplant.

Das Gebäude bestand, soweit ich sehen konnte, aus zwei Räumen. In den Hinteren wurde ich dann gebracht und dann fiel die Tür zu. Kurz darauf hörte ich, wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Na toll, jetzt war ich hier  eingesperrt. Aber ich hatte ja nichts anderes erwartet, ich meine wie blöd wäre er denn, wenn er mich zuerst entführt, dann nicht abschliesst und ich wieder weg bin? Wäre aber super für mich. Doch dann hörte ich wie er noch die Vordertür abschloss und kurz darauf davonfuhr. Jetzt war ich alleine hier.

White & BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt