Kapitel 7.

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Eric POV

So schnell ich konnte, machte ich mich auf den Weg zu Sandro, um dem Treffen beizuwohnen. Wir müssen höllisch aufpassen, dass Oliver nicht in seinem Bunker war, falls Leila wirklich dort war. Sonst sähe das für sie ziemlich schlecht aus. Für uns auch. Ich schluckte. Mit Oliver war wirklich nicht zu spassen. Schon gar nicht, wenn er wütend war. Dann war dieser Kerl einfach unberechenbar. Ok, das war er eigentlich immer. Aber dann ganz besonders. Bevor ich losging, dachte ich noch kurz an meine Hausaufgaben. Scheiss drauf, was soll's, dann mach ich die eben nicht. Ich kann das ja morgen noch schnell von jemandem abschreiben. Darin mochte ich meine Klasse wirklich. Egal wer ein Problem hatte, dem wurde zumeist geholfen. Scheisse ist nur, dass einige sich nur helfen lassen, aber wenn sonst jemand Hilfe braucht, dann tun sie so, als ob sie das nix angeht. Wenn man mich nach Hilfe fragt, versuche ich meistens auch zu helfen. Klar, oft weiss ich selber nicht wie das geht, oder hab die Hausaufgaben nicht. Lästig war es, wenn ich Hilfe brauchte. Da wollen mir alle Mädels auf einmal helfen kommen. Ich hasse es, wenn ich im Mittelpunkt stehe. Meine Freunde meinen, dass mir das gefällt, aber in Wirklichkeit nervt es mich gehörig. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass mich alle Mädchen anhimmeln, dabei sehe ich nicht mal so speziell aus, weder  bin ich irgendwie sehr reich oder besonders schlagfertig und cool oder so. Deshalb frage ich mich immer, warum alle Leute mit mir befreundet sein wollen. Das war aber nicht schon immer so. In der Primarschule wurde ich zum Teil gehänselt, weil ich irgendwie fast lieber mit den Mädchen zusammen stand und redete, als mit den Jungs. Allgemein war ich eher ein Einzelgänger. Aber als ich dann in die Oberstufe kam, wollten plötzlich alle meine Freunde sein. Keine Ahnung warum auf einmal. Das war vor drei Jahren. Wenn es vor zwei gewesen wäre, hätte ich das, aus welchem Grund auch immer, auf die Magie geschoben.  Ich wollte die Andern schon ziemlich oft fragen, warum mich alle so cool finden. Warum ich es nie getan habe, weiss ich nicht, zu verlieren habe ich eigentlich nix, denn wenn sie damit aufhören, mich so sehr zu beachten, würde ich mich sowieso wohler fühlen. Meine Kollegen habe ich allerdings schon gefragt, doch die interessiert das nicht.  

"Ey Alter", haben sie nur gesagt, "Wieso ist doch egal, Hauptsache sie tun's, oder?" Ich empfand das nicht so. Wenn irgendjemand ein Problem hat oder sonst irgendwas, dann möchte ich immer den Grund wissen. Denn dann kann ich dem entgegenwirken. Vor Allem wenn mich das Verhalten der andern stört, wie in diesem Fall

Es hatte inzwischen wieder zu regnen begonnen. Als ich am Nachmittag zu Luke ging hatte es schon geregnet. Später, als ich mich auf den Heimweg machte, hat es aufgehört. Ich hatte eigentlich schon früher wieder heimgehen wollen, aber ich wartete, bis es aufgehört hatte. Ich hatte keinen Bock nass zu werden.  So eigentlich auch jetzt. Doch ich seufzte bloss ergeben und setzte mich in Bewegung. Leila braucht dringend Hilfe. Als ich daran dachte, dass Oliver ihr etwas antun könnte, lief ich automatisch schneller. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich Angst, dass Leila mich hasst. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie retten muss. Sie hat überhaupt nichts damit zu tun. Ich fragte mich, ob Leila überhaupt weiss, wieso Oliver sie entführt hat. So wie ich ihn aber kenne, sagte er ihr nichts. Das fand ich auch ziemlich fies. Ich war einen Moment lang versucht, Oliver anzurufen und ihm zu sagen, dass er Leila auf der Stelle die Wahrheit sagen soll. Die hat sie nämlich mehr als verdient. Doch ich hatte dann auch wieder Angst, dass Leila mich hasst, da es ja eigentlich meine Schuld ist.  Klar nur indirekt, aber wenn ich mich nicht mit Oli angelegt hätte, wäre ihr nichts passiert. Als ich sie in der Stadt getroffen habe, sah ich Oli und bekam Schiss. Deshalb lief ich weg. Ich Trottel hätte Leila vielleicht mitnehmen sollen, oder wenigstens warnen. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Daher kann man sagen dass es noch mehr meine Schuld ist. Um mir nicht noch mehr Vorwürfe zu machen, schaltete ich meine Musik ein und konzentrierte mich ganz darauf, bis ich bei Sandro war.

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