Kapitel 13

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Ich war immer noch voll in meine Gedanken über die Liebe und die Bedeutung von Lukes Kuss vertieft, als plötzlich alles schnell ging. Luke richtete sich etwas auf und spuckte Oliver mitten ins Gesicht. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, wobei ich, tollpatschiges Trottelchen wie ich war, über meine eigenen Füsse stolperte. Da Luke immer noch meine Hand hielt, riss ich ihn ebenfalls mit. Dieses Mal hatte er wohl keine Zeit mehr für eine Reaktion, um wenigstens nicht selbst umzufallen oder gar mich zu stützen. Doch es kam, wie es kommen musste. Wir fielen beide zu Boden und ich konnte mich gerade noch über die Kraft wundern, die ich mit meinem Sturz entfacht haben musste, als Luke plötzlich auf mich draufknallte. Genau auf mein Bein. Der Schmerz war im ersten Moment so gross, dass ich nicht einmal kreischen konnte. Es flossen gefühlte 230 Volt durch meinen Körper, die mich völlig lähmten. Der Stromstoss konnte aber auch vielleicht davon kommen, dass Luke auf mir landete und ich eventuell in ihn verliebt war. Als ich mich dann endlich wieder rühren konnte, wollte ich im ersten Moment immer noch einen Schrei ausstossen, aber dann fiel mir auf, dass es gar nicht mehr so sehr schmerzte. Ich wollte die Aufmerksamkeit nicht unnötig auf mich ziehen, da Oliver nun wahrscheinlich wie ein Pulverfass ist. Wer weiss wann und wie der explodiert. Das wollte ich auf keinen Fall miterleben. Also lenkte ich mich ab, so gut es ging- ich fragte mich, wo dass Erics und Lukes Kollegen waren, die ich vorher im Vorraum traf. Machten sie sich vielleicht Sorgen um mich, oder vermisste der Militärtyp das Seil, dass ich ihm nicht bringen konnte? Hatten die zwei überhaupt mitbekommen, dass ihr Anführer mich mit reingeschleppt hatte? Ich konnte mich leider nicht mehr erinnern, ob die Beiden da aufgesehen haben oder nicht. Überhaupt habe ich mich gar nicht auf sie geachtet, da ich in Panik war, weil mich Oliver mit sich mitzog und ich das Messer sowie das Klebeband in seiner Hand sah. 

Oliver trat einen Schritt näher an uns heran und bückte sich. Wie er sich wieder aufrichtete, packte er Luke am Kragen und zog ihn mit. Luke hatte inzwischen meine Hand losgelassen, so dass ich nicht mit hochgezogen wurde, was mir aber lieber war.  Dennoch fühlte ich mich nun irgendwie ungeschützt, da Luke nicht mehr so nah bei mir war.  Aber das war irgendwie auch gut, denn ich hatte das Gefühl, dass seine Nähe mich nervös machte. Weil ich irgendwie doch Schutz suchte, robbte ich auf dem Boden zu Eric rüber. Aber der geglaubte Schutz dort war nicht der einzige Grund, warum ich die Position wechseln wollte, ich wollte auch irgendwie rausfinden, ob ich wirklich in Eric verliebt war, oder eher in Luke. Das Ganze kam mir dann irgendwie seltsam vor, immerhin war da gerade eine Bande von Leuten, die uns gerade umbringen wollten, schlimmstenfalls, und ich machte mir die grössten Sorgen darüber, ob und in wen ich denn nun überhaupt verliebt war. Wahrscheinlich war das mal wieder so was wie eine Ablenkung, denn tatsächlich bemerkte ich, dass ich nicht mal so grosse Angst hatte, dass man uns töten könnte, aber das kann auch ein wenig daran liegen, dass ich weiss, dass ich Verbündete habe. 
"He, Kleine! Hörst du wohl zu?" Erschrocken schob ich meine Gedanken beiseite und fragte mich nun, was Oliver denn von mir wollte, hatte er mich vielleicht vorher schon mal gerufen? Immerhin klang er ja jetzt ziemlich sauer, ausserdem, wenn ich mal in Gedanken bin, dann kann es gut sein, dass ich mal was nicht höre. Am liebsten hätte ich ihn auch gleich gefragt, ob er mir vorher schon mal gerufen hatte, bekam aber Angst vor seiner Antwort, eher der Reaktion, wenn er jetzt tatsächlich nicht zum ersten Mal meine Aufmerksamkeit wollte.
"Ja?", fragte ich Oliver vorsichtig und hoffte, dass er mir nicht schon vorher etwas sagen wollte, denn wenn dem nicht so wär, dann wird er mir jetzt sicher erklären, was er von mir will. Falls er es jetzt aber schon das zweite Mal sagen müsste, wäre seine Laune dementsprechend mieser.
"Frag nicht so doof und schnapp dir das Klebeband!", schnauzte er mich an. Hallo, gehts noch? Konnte der das nicht ein wenig freundlicher sagen? Erst zu spät fiel mir ein, dass ich das leider nicht nur dachte, sondern laut sagte. Reflexartig wich ich sofort einen Schritt zurück. Das erwies sich sogleich als guter Entscheid, denn kaum stand ich wieder auf beiden Füssen sauste Olivers  freie Hand, mit der er wohl soeben Luke losliess, vor meinem Gesicht vorbei. Jede Wette, dass er mich schlagen wollte, wenn ich noch vorne stünde, dann hätte er mich voll erwischt. Als ich meine unvorsichtigen Worte aussprach, konnte ich deutlich sehen, wie Luke zusammenzuckte und geschockt aussah, doch als Oliver ihn mit einer Hand losliess, sah er wieder normal aus, oder was auch immer das bei ihm heisst, er grinste. Schliesslich ging alles schnell, als Olivers Hand hervorgeschellt war und mich verfehlte, nutzte Luke seine 'Freiheit' aus und wollte sich von Oliver losreissen, was ihm kurz darauf dann auch gelang. Vor Freude hätte ich beinah aufquieken können, aber ich beherrschte mich, da es kindisch war, ausserdem heisst das noch lange nicht, dass wir uns jetzt alle definitiv befreien können.

Damit behielt ich leider wirklich Recht, denn Luke konnte sich nicht einmal drei Schritte von ihm entfernen, als Oliver ihn erneut packte und zu Boden warf. Mir tat das vom Zusehen weh, nun konnte ich nicht mehr anders als zu kreischen. Zudem schrie ich Oliver an, dass er Luke auf der Stelle loslassen und ihm auf keinen Fall wehtun soll. Zwar wusste ich ihm Vorhinein schon, dass das überhaupt nichts bringen würde, aber ich denke, dass das wohl jeder in meiner Situation trotzdem gemacht hätte. 
"Verdammt, hol jetzt endlich das Klebeband!" brüllte Oliver erneut. Theoretisch sollte ich das jetzt einfach lassen, dann hat er ein Problem, aber er könnte Luke verletzen, zudem hat er noch Verbündete, die ihm helfen werden. Ausserdem hat man mir immer gesagt, dass ich höflich sein. auf andere hören und ihnen helfen soll, also konnte ich jetzt eigentlich gar nicht anders, als Oliver das Klebeband zu reichen. Jedoch hatte ich ein sehr schlechtes Gewissen, weshalb ich auch die Augen zukniff, als ich es rüber streckte. Allerdings erwartete ich, dass Oliver mir die Rolle abnehmen würde, dann kam mir in den Sinn, dass er seine Hände ja dazu brauchte, Luke festzuhalten. Trotzdem hielt ich ihm die Rolle weiterhin hin, da ich irgendwie hoffte, dass er sie einmal nehmen würde und Luke sich dann erneut befreien kann. Auch wenn Luke das nicht könnte, nur dass ich ihn dann nicht fesseln muss, dann wäre ich schon ein wenig glücklicher und hätte ein besseres Gewissen. Oliver tat aber leider nichts dergleichen wegen der Rolle vor seinem Gesicht, stattdessen knurrte er:
"Wie blöd bist du denn? Glaubst du, dass ich das Band nehmen kann, der Idiot haut mir noch ab! Fessle ihn!" Shit. Ich hatte zwar schon mit so etwas gerechnet, aber es jetzt hören und tun zu müssen, verursachte mir eine Art Übelkeit, die sich anfühlte, wie ein Tritt in den Magen, nicht dass ich je einen erhalten hätte. Also einen Tritt in den Bauch. Was mir nun alles durch den Kopf ging verwirrte mich höllisch. Da waren die Liebesgefühle für Eric und Luke, sofern es welche waren, die Angst und Ungewissheit, was passiert, immer noch die Frage, warum ich eigentlich entführt wurde. Dann waren da ausserdem noch die neusten Gedanken und Überlegungen, ob ich auf Oliver hören und Luke fesseln sollte, das alleine war schon schlimm und dann könnten wir uns vielleicht gar nicht mehr befreien, deshalb war ich wirklich dagegen, Olivers Befehl auszuführen, aber wenn ich es nicht tat, dann hätten wir alle seinen Ärger am Hals, ich stelle mir das nicht gerade angenehm vor, wenn der jetzt schon so gereizt ist. Eigentlich wollte ich noch Eric fragen, ob Oliver immer so drauf war, schliesslich musste er seinen Anführer ja kennen.
"Verdammt, machst du wohl etwas schneller?" ertönte plötzlich die schrille Stimme von Oliver. Nun war ich so erschrocken, dass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte.
"Leila, mach lieber was er sagt!" äusserte sich Eric. Mir wurde warm als ich seine Stimme hörte und mir wurde klar, dass ich es wohl besser tun sollte, um Oliver nicht noch mehr zu verärgern.
"Na los, mach schon, wir kommen schon klar!" presste nun auch Luke hervor. Es war mir von Anfang an klar, dass ich jetzt eigentlich besser auf meine Kollegen hörte, und auch schaute, was für mich, besser gesagt uns alle, besser war, das heisst, ich muss auf Oliver hören und, so schwer es mir fällt, Luke die Hände zusammenbinden. Zum ersten Mal überlegte ich mir, wie sich das Verhältnis zu den Jungs in Zukunft verändern wird, sofern das gut rauskommt, was ich aber hoffe? Irgendwie muss sich unser  soziales Verhältnis verändern, da wir ein gemeinsames, schlimmes Erlebnis hatten. Am ehesten würde sich das Verhältnis verbessern, ich kann mir gut vorstellen, dass wir mehr Kontakt haben werden. Es könnte aber auch sein, dass sie mich dann hassen, weil sie Ärger mit Oliver bekommen haben. Was mir auf jeden Fall klar war, dass ich sie nicht hassen würde, auch wenn sie zu der Gruppe von Oliver gehörten und somit zum Teil ein wenig damit zu tun hatten, aber sie hatten mir doch geholfen, obwohl ihnen das Risiko bewusst war. Hoffentlich müssten sie jetzt nicht dafür büssen, das fände ich echt ungerecht!

Schliesslich konnte ich mich endlich überwinden, Luke die Hände zu fesseln, zwar war ich irgendwie froh, dass ich somit Oliver einen Gefallen tat, aber ich war nicht stolz darauf, was ich tat und es stimmte mich traurig sowie wütend. Als ich fertig war, sah das bei Weitem nicht so professionell aus wie bei Eric, aber wenn das nicht so gut hielt, wäre das immerhin ein Vorteil für uns.  Oliver atmete gut hörbar aus, als ich das Klebeband nach der Aufgabe wieder hinlegte, ich wette, dass der Typ froh war, Luke loslassen zu können. Es hatte sicher Kraft gebraucht ihn so festzuhalten. Zuerst richtete Oliver sich auf und zog dann noch Luke hoch, der allerdings gleich wieder umgekippt wäre, wenn Oliver ihn nicht festgehalten hätte. Ich wollte mich gerade fragen, was er jetzt bloss vor hatte, doch ehe ich mir nur einen Gedanken etwas besser ausmalen konnte, nämlich dass er mich jetzt auch noch irgendwie fesseln wollte, was allerdings schwierig wäre, wenn er Luke festhielt, zog Oliver erneut sein Messer hervor und hielt es an Lukes Hals.

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