Der Typ grinste unheimlich, als er mich erblickte. Oder hatte er mich schon früher gesehen und extra gewartet, dass ich sein Grinsen sehe? Mist, wieso überlege ich solchen Quatsch überhaupt? Wetten, dass ich mich erneut irgendwie ablenken wollte? Vor Schreck war ich wie gelähmt, zwar wollte ich wegrennen, aber nichts in mir gehorchte mehr. Ich wusste ganz genau, dass ich wegrennen musste, aber ich konnte leider kein einziges Körperteil mehr bewegen. Dann sah ich, wie der Kerl den Kofferraumdeckel mit einem lauten Knall zuschlug und dann direkt auf mich zukam. Zitternd stand ich da, unfähig, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Leider schaffte ich es nicht einmal, dass ich irgendwas sagen konnte, geschweige denn, um Hilfe rufen. Ich kniff die Augen zusammen so fest ich konnte und hoffte einfach, dass der Typ mich nicht weiter beachten wird und einfach an mir vorbei ins Gebäude marschiert. Aber das ist leider ziemlich unrealistisch, denn er hat mich ja sowieso schon gesehen, da wird er mich jetzt nicht einfach so ignorieren.
Nach einigen Sekunden hielt ich es aber gar nicht mehr aus und blinzelte einen Moment. Als ich sah, dass er nun direkt vor mir stand, mit vielleicht zehn Zentimeter Abstand von seinem Gesicht zu meinem, erschrak ich natürlich total. Ich schluckte leer und versuchte, mich endlich zu bewegen. Erneut begann der Typ, den ich höchstens auf 20 schätzte, zu grinsen. Irgendwie machte mir das Angst, aber ich dachte mir, dass das wohl seine Absicht war. Die Sekunden, in denen wir beide einfach so dastanden und uns anstarrten, er überlegen, ich geschockt, schienen sich unendlich in die Länge zu ziehen, dass ich schlussendlich das Gefühl, hatte, wir hätten Stunden dagestanden. Schliesslich hob er seine Hand und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es erinnerte mich sofort an einen romantischen Kitschfilm und ahnte, was als nächstes kommen würde oder könnte: ein Kuss. Nicht schon wieder. Um ihn davon abzuhalten, scheuerte ich ihm sogleich eine. Erst dann realisierte ich, dass das wohl keine so gute Idee war. Das Grinsen verschwand und man konnte erkennen, wie sich sein Gesichtsausdruck zunehmend verfinsterte und zu einer seltsamen Fratze verzog. Nun zitterte ich noch viel mehr, was wohl verständlich war. Immerhin hatte ich gerade so einen Gangster, wahrscheinlich dazu noch einen Boss, geschlagen. Zu meinem grossen Pech war ich leider immer noch nicht im Stande meine Beine zu bewegen. Es wäre tausend Mal besser gewesen, wenn ich weggerannt wäre, als ihm eine zu knallen. Warum war ich nur so blöd und überlegte mir das Ganze erst dann, wenn es sowieso schon zu spät war?
Der Typ kam mir noch etwas näher als er ohnehin schon war. Ok, das war nun doch unangenehm. Zum Glück konnte ich jetzt immerhin meine Beine langsam wieder bewegen und machte sogleich einen Schritt rückwärts. Erst dann kam mir in den Sinn, davonzurennen. Aber ich hatte wohl ein wenig zu lange gewartet, bis ich wirklich startete, denn es ging nicht einmal zwei Sekunden, bis der Andere mich wieder eingeholt und am Arm gepackt hatte. Ich probierte mich mit aller Kraft zu wehren, doch gegen den Typen hatte ich nun mal leider überhaupt keine Chance. Als er die Panik in meinen Augen sah, konnte man erkennen, wie er erneut zu lächeln begann. Was für ein Typ Mensch war der denn? Mir war überhaupt nicht klar, was daran witzig sein sollte, sowas findet nur vielleicht ein Psycho amüsant. Naja, eigentlich muss man ja schon ziemlich krank sein, wenn man einfach ein unschuldiges Mädchen entführt. Es war mir schon klar, dass ich nicht unbedingt wirklich unschuldig war, wahrscheinlich sollte ich bloss ein Druckmittel für meinen Vater sein. Aber warte, dann wäre ich selber ja auch unschuldig, ich wäre nur dann selberschuld oder schuldig, wenn ich persönlich dem Typen was angetan hätte und er mich daraufhin entführte. Naja, ich habe ihm zwar etwas getan, aber erst nachdem er mich entführt hat, also es ganz und gar nicht deswegen meine Schuld, dass ich verschleppt wurde. Er hielt meine beiden Arme mit seinen beiden Händen fest und zerrte mich ein wenig grob zurück zu dem Auto, vor welchem er stand, bevor er zu mir rüber kam. Immer noch versuchte ich, mich zu wehren, aber alles schien erfolgslos. Ich traute mich auch nicht, dass ich ihn wieder schlug, trat, biss oder sowas. Noch wütender wollte ich ihn nicht machen, denn ich wusste nicht, wie lange es gehen würde, bis mir Eric oder einer seiner Kollegen helfen würde und könnte.
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White & Black
ParanormalFür meinen Freund würde ich in den Tod gehen und darüber hinaus, wenn möglich! Aber dies ist nun mal keine gewöhnliche Liebesgeschichte, denn erstens gibt es da einige Gangs die uns das Leben schwer machen wollen. Entweder wollen sie unsere Liebe ze...