Kapitel 10

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Ich war einfach überglücklich, ihn zu sehen und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.  Wie man sich vorstellen kann, war ich total erleichtert und wusste, dass jetzt alles vorbei war. Mein Herz begann schneller zu schlagen, so nah war ich Eric noch nie. Unauffällig versuchte ich mir sein Gesicht ganz genau anzusehen. Ich spürte, wie sich in meinem Bauch ein seltsames Gefühl auszubreiten begann. Wie hatte er mich gefunden? Bekam er etwa mit, wie ich entführt wurde, und ist mir gefolgt? War er alleine hier? Nein. Jetzt wusste ich, warum mir der Blonde so bekannt vorkam. Er war ein Kollege von Eric, seinen Namen wusste ich nie, aber Eric hatte ihn ja vorher Luke genannt. Dann gab es noch seinen zweiten Kollegen, der eher etwas kleiner war. Ich schluckte, waren sie zu dritt gegen die andern? Wenn die andern wirklich in zwei Autos gekommen waren, dann waren das sicher etwa zehn Personen.  Und wie sind Eric und seine Freunde hergekommen? All dies wollte ich ihn fragen, aber ich bliebe einfach stumm, da ich Angst hatte, dass ich mich wieder blamieren könnte, wie vor einigen Stunden in der Stadt. Waren das wirklich Stunden? Ich wusste nicht einmal wie spät es war. 

Eric scheuchte Luke zur Seite und kniete nun vor mir. Er hielt mich an beiden Schultern fest und fragte erneut, ob alles in Ordnung sei. Ich konnte diese Frage eigentlich nicht mal für mich selber beantworten. Eigentlich fühlte ich mich zwar beschützt und gut, hatte aber dennoch Angst, dass die Bösen uns alle einsperren oder so. In Ordnung wäre erst alles, wenn ich unversehrt wieder zu Hause war. Dennoch nickte ich und senkte den Kopf, Eric hatte sicher auch andere Sorgen.  Es erstaunte mich, dass ich wirklich ein Nicken zustande brachte, mein Körper fühlte sich, wahrscheinlich auch durch Erics Anwesenheit, lahm und komplett taub an. Alles was ich jetzt tun wollte, war ihn zu umarmen, am besten zu küssen, und ihn zu fragen, wie er mich gefunden hatte. Ich hatte sogar eine Idee, wie ich es schaffen könnte, dass er mich von sich aus umarmte oder so. Es war zwar gemein und Ausnutzung, aber ich könnte mich ja irgendwie fallenlassen, damit er mich auffängt. Als ich wieder hochsah, bemerkte ich, wie er mich anschaute, als studiere er mich bis ins kleinste Detail. Nun raffte ich meinen Mut zusammen und fragte ihn, wie er mich denn gefunden habe. 

Die Frage schien ihn wohl zu erschrecken, denn er zuckte leicht zusammen. Er blieb einige Sekunden still und schien fieberhaft was zu überlegen. Aber wieso? War seine Antwort vielleicht schockierend? Oh mein Gott, vielleicht gehörte er  sogar zum Club des Spinners, der mich entführt hatte. Das würde alles erklären, selbst den Streit draussen, den ich so halb wahrgenommen habe. Ich schluckte leer und wollte ihn fragen, ob er zu den andern, den Bösen gehörte, als plötzlich einer, der wohl einer der wirklich Bösen war, hinter uns auftauchte. Scheisse, dass die auch noch  da waren, hatte ich total vergessen. Naja, wenn man's genau nimmt, war Eric ja auch einer von ihnen, aber ich denke, dass er jetzt nach dieser Aktion wahrscheinlich rausgeflogen ist. Seine Freunde wahrscheinlich auch, das war immerhin beruhigend. Also, dass alle wahrscheinlich nicht mehr zu denen gehören. Als ich aber sah, wie der Typ, auf uns zukam, schob ich diese Gedanken beiseite, und wollte Eric warnen, doch da hatte ihn der Andere schon am Nacken gepackt und zog ihn hoch. Im ersten Moment sah ich den Schock in Erics Augen, aber sonst wirkte er total ruhig, im Gegensatz zu mir. Der Typ hatte Eric nun bereits gegen die Wand gedrückt und hielt immer noch seinen Hals umklammert. Jetzt aber vorne an der Kehle. Als ich sein Keuchen hörte bekam ich einen Schreck, den so wie es tönte, kriegte er keine Luft mehr. Eric versuchte wahrscheinlich mit all seiner Kraft, ihn von sich wegzudrücken. Mich auf den ziemlich breiten Typen zu stürzen, dachte ich gar nicht, erstens hatte ich keine Chance, ausserdem könnte ich Eric unabsichtlich verletzen. Er sah mich entsetzt an.
"Lauf", hauchte er.

Ich wollte nicht. Nicht ohne ihn, denn wenn ihm was passiert ist das meine Schuld. Nicht, weil ich ihn jetzt alleingelassen habe, sondern auch, weil er sich wegen mir gegen seine Kollegen auflehnen musste. Naja es war nur indirekt meine Schuld, aber dennoch. Ich hoffte, dass das für ihn kein Nachspiel hat. Als ich mir erneut vor Augen führte, dass Eric zu denen gehörte, blieb mir fast die Luft weg. Wenn es nämlich tatsächlich stimmen würde, dass ich entführt wurde, um Dad unter Druck zu setzen, dann hatte Eric womöglich etwas Illegales getan. Oder waren das nur die Andern? Dem Blonden, Luke, würde ich es noch zutrauen. Moment, wo war er überhaupt, er war doch vorher noch neben uns? Ich beschloss, dass ich ihn suchte und ihm erklärte, dass Eric in der Klemme steckt und seine Hilfe brauchte. Keine Sekunde zweifelte ich daran, dass er die Kraft hatte, den Typen, der Eric festhielt, zu besiegen. 
"Ich hole Hilfe", schrie ich Eric zu, bevor ich aus dem Raum rannte.  

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