Kapitel 17

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Leila POV

"Kannst du Volltrottel mir sagen, was das soll?" Oliver deutete auf den Typen, den Luke vor einigen Minuten k.o. geschlagen hatte. Was mich am meisten wunderte war, dass Oliver doch vorher schon in diesem Raum war, da, als Luke noch auf den Typen am Boden einschlug. Wieso in aller Welt reklamierte Oliver denn erst jetzt,  ich nehme ja sehr stark an, dass Oliver den Jungen am Boden schon da gesehen hatte? Wollte er uns erst jetzt, alle miteinander, fertig machen? Ich warf einen kurzen Blick zu Luke rüber, der ebenfalls etwas verwirrt aussah, jedenfalls blickte er Oliver verständnislos an. In seinem Blick lag gleichzeitig auch etwas Drohendes. Als Luke ihm immer noch nicht antwortete, machte Oliver einen Schritt auf ihn zu, so dass ich, obwohl ich nicht betroffen war, einen Schritt rückwärts machte. Dabei stiess ich mit Sandro zusammen, der noch immer hinter mir stand. Schnell drehte ich mich zu ihm um und entschuldigte mich.

Oliver hatte sicher noch etwa eine halbe Minute gewartet, doch dann hatte seine Geduld wohl ein Ende. Er rammte ihm urplötzlich die Faust in den Magen, woraufhin Luke nach Luft schnappte.
"Lass ihn!“, schrie ich Oliver an, selber erstaunt über meine Aktion. Wieso mussten sie immer ihn schlagen? Vorhin hat der Braunhaarige schon auf ihn eingetreten, jetzt auch noch Oliver. Das fand ich sowas von ungerecht. Immerhin liess Oliver nun von Luke ab, stattdessen kam er etwas auf mich zu.
"Oh Gut. Dann kannst du mir vielleicht erklären, was ihr mit Marius gemacht habt?“ Marius? War das etwa der Typ am Boden? Oliver zu fragen traute ich mich nicht, aber ich wusste, dass ich irgendetwas sagen musste, ansonsten wird es mir ergehen, wie Luke. Darauf wollte ich verzichten, denn ich durfte schon eine Ohrfeige spüren, die nicht gerade zaghaft war. Meine Wange schmerzte immer noch ein wenig.

Leider wusste ich immer noch nicht, was ich Oliver antworten könnte, so dass dieser noch einen weiteren Schritt auf mich zu machte. Erschrocken wich ich zurück, nachdem ich einen kurzen Blick nach hinten geworfen hatte, um sicher zu gehen, dass ich nicht wieder mit Sandro zusammen stiess.
"Oh du hast also Angst?“, spottete Oliver. Nach einer kurzen Pause begann er zu grinsen. "Gut“, fuhr er fort und wollte mir noch näher kommen, doch Eric war schneller und stellte sich zwischen uns.
"Lass sie einfach, Ok? Sie hat sowieso nichts damit zu tun! Überhaupt mit allem.“
"Aber wenn sie doch schon mal hier ist, sollten wir sie auch etwas miteinbeziehen? Du weisst doch, was man uns in der Schule immer eingetrichtert hat: Niemanden ausschliessen.“
"Das ist nicht witzig!“
"Hey, die Kleine ist die einzige Frau hier, da sollte sie doch etwas Aufmerksamkeit haben, oder nicht?“ Ich wusste echt nicht, was ich davon halten sollte. Bis jetzt hatte ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, dass ich hier das einzige Mädchen war. Was denn der jetzt auch noch auf blöde Gedanken kam? Scheisse, ich würde mich nicht einmal wehren können.
"Wehe du oder die andern tun ihr etwas!"
"Und dann?", Oliver trat einen Schritt auf Eric zu, "Was willst du dagegen tun? Du siehst ja, was du mit deinen Aufkreuzen angerichtet hast." 
"Sag mir einfach was du willst Oli, und lass Leila in Ruhe. Das ist sowieso eine Sache zwischen uns! Ich wollte dazumal nicht einmal meine Freunde miteinbeziehen." Nun war ich total verwirrt. Meiner Theorie nach, gehörten Eric, Luke Sandro und Peter zur Gang von Oliver, die mich entführt hatte, um meinen Vater, den Polizisten, zu erpressen, da sie irgendetwas angestellt habe.
"Tja, ein besonders guter Freund bist du wirklich nicht, wenn du deine Freunde so behandelst. So wirst du bald keine mehr haben" War Oliver irgendwie verrückt oder wie? Ich hatte keinen blassen Schimmer was er da redete. Wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht einmal, was genau Eric meinte.
"Erklärt mir freundlicherweise mal jemand, was das hier überhaupt soll? Ich finde, dass ich das Recht habe, das zu erfahren. Und du,", ich zeigte auf Oliver, " von dir will ich schon lange wissen, warum du mich verschleppt hast!" Als ich das gesagt hatte, war es still im Raum. Selbst ich war ein wenig überrascht, dass ich mich getraut hatte, so offen zu reden. Aber das habe ich heute bereits einmal gefühlt: Als ich Benji, der Luke trat von ihm wegzerrte und er zu Boden fiel. Keine Ahnung was mir da durch den Kopf ging. Oliver begann natürlich mal wieder zu lachen.
"Ich glaube, das kann dir der hier", er deutete auf Eric, "am besten erklären. Ist schliesslich seine Schuld. Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich mies von ihm, dass er dir nichts davon gesagt hat, nicht wahr Kumpel?" Man konnte deutlich hören, wie Eric wütend nach Luft schnappte und dann ganz langsam wieder ausatmete.
"Oder kannst du es ihr nicht erklären? Hast du Angst, dass sie dich dann hasst? Wäre aber kein Wunder", witzelte Oliver weiter. Nun mischte sich Luke ebenfalls ein.
"Es ist nicht seine, sondern deine Schuld Oli! Und zwar alles!" Dabei sah er mir tief in die Augen. Ich lächelte ihm zu und er zurück, was mein Herz deutlich schneller schlagen liess. 

Dann sah ich, wie sich der Typ auf dem Boden langsam aufrichtete, was mein Herz noch schneller rasen liess und mein Lächeln verschwand abrupt. Dafür setzte das Zittern wieder ein. Inzwischen hatten die andern auch bemerkt, dass der Typ, von den ich glaubte, dass es sich um Marius handelte, wieder bei Bewusstsein war. Sofort waren da Olivers verbleibende Kollegen, die ihm aufhalfen. Luke sah das Trio so an, als wollte er sich im nächsten Moment auf sie stürzen, was mich bei ihm auch nicht gewundert hätte. Zum Glück liess er es bleiben und starrte sie einfach wütend an. Inständig hoffte ich, dass sich Marius nicht an Luke  rächen wollte und ihn erneut schlug. Jedenfalls warf er Luke ziemlich verärgerte Blicke zu, die mir beinah das Blut in den Adern gefrieren liessen. Schliesslich warf Oliver Eric oder mir einen letzten kalten Blick zu, lächelte dann wieder und drehte sich um. Er marschierte auf die Gruppe mit Benji, Joel und Marius zu und raunte Joel etwas zu, was ich leider nicht verstand. Daraufhin verliessen sie zu viert den Raum und Oliver blieb noch kurz in der Tür stehen.
"Nun denn, ich nehme an, dass einige von euch wissen, was ich verlange, doch im Moment habe ich keine Lust euch wieder freizulassen. Es kann daher sein, dass ihr später einen Anruf erhalten werdet und ich euch so mitteilen werde, was ihr zu tun habt, bis ich wieder da bin. Es tut mir leid, euch nicht weiter Gesellschaft leisten zu können, doch leider müssen wir los, ausserdem habt ihr ja noch einiges zu besprechen." Was genau lief mit dem Typen falsch? Was war sein Problem?
"Arschloch! Du weisst genau, dass wir hier keinen Empfang haben!" brüllte ihm Peter entgegen.
"Ach stimmt, das habe ich ja ganz vergessen. Nun, dann werdet ihr leider die Nacht hier verbringen müssen. Und noch etwas: Peter wenn ich bitten dürfte" Er hielt ihm die ausgestreckte Hand entgegen.
"Was?", fragte Peter genervt.
"Meinen Schlüssel hätte ich gerne zurück.", meinte Oliver gähnend. Wie bitte, welcher Schlüssel? Ich habe das Gefühl, einiges verpasst zu haben.
"Du..." Sandro brach nach einem strengen Blick von Oliver abrupt ab, was Oliver grinsen liess.  Peter hingegen kramte in der Tasche seiner Lederjacke herum und zog dann einen kleinen silbernen Gegenstand hervor, was der gewünschte Schlüssel zu sein schien. Mit einem vergnügten Gesichtsausdruck liess er ihn zu Boden fallen und kickte ihn in Richtung Oliver. Oliver schnaubte, warf einen bösen Blick zu Peter und hob dann den Schlüssel auf.
"Ich wünsche euch eine gute Nacht!", lachte er und wollte die Tür schliessen
"Warte! Das kannst du nicht machen Wir haben morgen Schule!", protestierte ich. Zwar hatte ich am Anfang damit gerechnet, die Nacht hier zu verbringen, doch an die Schule habe ich bisher nicht gedacht. Als mir dann Eric und seine drei Freunde zu Hilfe kamen, klammerte ich mich an die Hoffnung, heute Abend wieder in meinem Bett zu liegen.
"Nicht mein Problem", sagte Oliver kalt und schloss die Tür nun endgültig.
"Hey!", rief ich und eilte ihm nach, "Du kannst uns doch nicht hier lassen. Lass uns raus!", brüllte ich durch die geschlossene Tür.
"Doch kann ich. Frag die andern", ertönte Olivers gedämpfte Stimme. Kurz darauf hörte ich, wie er sich entfernte.
"Komm zurück Oliver! Du kannst uns nicht hier lassen! Das ist Illegal! Du wirst es büssen!", schrie ich ihm nach und versuchte mit meinen gefesselten Händen an die Tür zu trommeln, was nicht so gut ging und schmerzhaft war. Ich drehte mich zu den andern um.  Die standen teilnahmslos im Raum und rührten sich nicht. Warum unternahmen sie nichts? Wenigstens von Luke oder Peter hätte ich Aktionen oder Worte erwartet. Stattdessen setzte Peter sich im Schneidersitz zu Boden. Luke tat es ihm gleich.
"Was steht und sitzt ihr denn nur so hier herum? Helft mir doch!", jammerte ich

Dann hörte ich, wie die Vordertür geschlossen wurde und wie wenig später ein Auto davon fuhr. Nun wurde ich schon zum zweiten Mal an diesem Tag hier gelassen. Nur, dass ich jetzt gefesselt und nicht mehr alleine war. Trotzdem war es schlimm und spürte, wie meine Augen überliefen

White & BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt