Kapitel 15

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Es ging nicht lange, bis mir diese Frage beantwortet wurde, Oliver schickte den Typen, den er Benji nannte, ins Hinterzimmer und befahl ihm, die Rolle Klebeband zu holen. So würde es genau aufgehen, wenn jeder von ihnen einen von uns fesselt, auch mich, was mir ziemliche Sorgen und Panik bereitete. Der Braunhaarige eilte daraufhin ins Hinterzimmer, woraus ich schloss, dass es sich dabei um diesen Benjamin handelte.
Unterdessen gab Oliver bereits dem Blonden, der demzufolge wohl Joel war, weitere Anweisungen.
"Übernimm du Peter, die Kleine Sandro." Er blickte zu mir und sorgte dafür, dass ich nun ebenfalls eine Rolle Klebeband erhielt. Verständnislos blickte ich den Anführer an, obwohl mir schon klar war, was ich tun sollte. Das Einzige, das ich nicht wusste war, wer von den Beiden genau Sandro ist. Am besten warte ich, bis Joel den anderen fesselt, dann wird der der übrig bleibt Sandro sein. Zwar wollte ich dringend verhindern, dass ich wieder jemanden die Hände zusammen binden sollte, aber da Oliver Luke bedrohte, wollte ich nicht herausfinden, ob Oliver bloss bluffte. Eher nahm ich an, dass er nicht scherzte und Luke verletzen würde, wenn ich mich nicht an seine Anweisungen hielt. Das schien wohl auch Eric bewusst zu sein, denn auf einmal merkte ich, dass er wieder neben nah mir war.
"Hör besser auf Oli, der scherzt nicht. Wenn der will, wird er Luke wirklich verletzen", raunte er mir zu. Hoffentlich hatten das Oliver und Luke nicht gehört, Luke wäre eher beleidigt oder so, aber Oliver, der wäre sicherlich aufgebracht. 
"Eigentlich habe ich mir schon gedacht, dass Oliver nicht spasst, deshalb wollte ich ja seine Anweisung ausführen, doch ich weiss nicht welcher von den beiden Sandro ist.", entschuldigte ich mich hilflos bei Eric. Das schien ihn irgendwie zu verwundern.
"Echt? Warum hast du denn das nicht gleich gesagt?" Daraufhin entgegnete ich ihm, dass ich  Angst vor Olivers Reaktion hatte, da ich den Typen wirklich unberechenbar fände. Eric stimmte mir zu und versuchte mir anschliessend zu erklären, wer nun Sandro war.
"Also, der etwas Kleinere, Dunkelhaarige, der links steht.  Er geht in meine Klasse. Weisst du jetzt wer?" Nun schaute ich mir den Jungen, den Eric mir beschrieben hatte etwas genauer an, um herauszufinden, ob er mir bekannt vorkommt, aber irgendwie nicht wirklich. Vielleicht hätte ich mich jeweils etwas mehr auf Erics Kollegen in der Schule achten können. Als ich Eric mitteilen wollte, dass ich Sandro erkannt habe, fuhr mich Oliver an.
"Hey, diskutiert hier nicht so blöd, mach endlich! Glaubst du ich hab den ganzen Tag Zeit für euch Trottel?" Warum war der gleich immer so aufbrausend und gemein? Ausserdem hatten wir uns gar nicht ausgesucht, dass wir mit ihm im Konflikt waren, schliesslich hat er mit der Entführung alles ins Rollen gebracht und wäre somit selberschuld. Zwar hatte er nicht mit Erics Protest gerechnet, aber dennoch. 

Um nicht noch mehr Ärger von Olivers Seite kassieren, machte ich einen Schritt auf Sandro zu und sah dann, aus welchem Grund auch immer, zu Oliver. Als dieser meinen Blick sah, rollte er genervt die Augen und schnauzte mich erneut an.
"Na los nun mach schon du kleine Schlampe!" Verärgert schnappte ich nach Luft, was fiel dem eigentlich ein, mich so zu beschimpfen? Jedoch wollte ich ihn nicht noch wütender machen und ging nun ganz zu Sandro. Bevor ich nach seinen Händen griff, sah ich ihm in die braunen Augen und entschuldigte mich dafür, dass ich ihn jetzt fesseln musste. Dann griff ich nach seinen Händen, was mich ehrlich gesagt ziemlich viel Überwindung kostete, doch er zog sie sogleich wieder zurück. 
"Hör auf mit dem Scheiss! Noch einmal und ihr  werdet es bereuen" Zuerst glaubte ich, dass Oliver mich damit meinte, doch dann leuchtete mir ein, dass er wohl eher Sandro meinte. Als ich daran dachte, was er mit dem Bereuen meinte, fühlte ich mich total mies und hatte das Gefühl sogleich umzukippen. Dann merkte ich, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Schnell kniff ich die Augen zusammen und senkte den Blick, denn ich wollte nicht, dass Sandro mich weinen sah. Er würde sich sicher erkundigen, was nicht stimme und das wird Oliver dann ziemlich auf den Sack gehen. Was er dann tun würde, wollte ich mir gar nicht vorstellen. Das war ja eigentich auch das, was mich so traurig stimmte.

Als ich mich wieder soweit beruhigt hatte nach einigen Sekunden, warf ich einen kurzen Blick zu dem vierten Kollegen von Eric und Luke, Peter, rüber und sah, dass der Blonde, den Oliver Joel nannte, begann ihm die Hände zusammen zu binden, bessergesagt zu kleben. Beinah vergass ich, dass ich ebenfalls eine Aufgabe hatte, doch dann fauchte mich Oliver erneut an. Das war dann doch schlussendlich der Auslöser, dass ich erneut nach Sandros Händen griff, dieses Mal etwas fester, und die Handgelenke anschliessend mit Klebeband umwickelte. Ich überlegte, ob es besser war, wenn ich ihn nur leicht fesselte, so dass er sich später eventuell befreien könnte, aber ich hatte grosse Angst, dass Oliver das bemerken würde und uns dann bestraft. Deshalb wickelte ich noch zwei Mal mehr um die Gelenke. Beim Abreissen des Bandes hatte ich ein Problem, da es einfach nicht reissen wollte und sich bloss ausdehnte, so dass ich schliesslich meine Zähne zu Hilfe nahm. Kaum war das Band ab, liess ich die Rolle fallen, denn ich wollte einfach nichts mehr damit zu tun haben, es gab mir sogar ein wenig das Gefühl, dass ich das, was ich vorhin getan habe überhaupt nicht getan habe.

Es ging gar nicht lange, bis ich von hinten gepackt wurde. Da es so plötzlich war kreischte ich, woraufhin mir eine Hand auf den Mund gepresst wurde. Blanke Panik stieg in mir hoch, als der Typ hinter mir danach nach meinen Händen griff. Ich wusste ganz genau, was er vorhatte, deshalb probierte ich mich zu wehren, so fest ich konnte. Leider hatte ich keine Chance, höchstens vielleicht, wenn ich nach dem Typen getreten hätte, doch das traute ich mich nicht. Obwohl das Ganze aussichtslos war, bewegte ich mich immer noch ruckartig hin und her, in der Hoffnung, dass mich der andere irgendwann nicht mehr halten konnte. Aber ganz abhauen könnte ich ja sowieso nicht, solange Oliver Luke direkt mit dem Messer bedrohte, wieso wehrte ich mich also? Ich fand sogar irgendwie, dass es mir recht geschah, wenn man mich nun eben falls fesselte, schliesslich hatte ich eigenhändig zwei Jungs gefesselt, die mir helfen wollten. Naja ich habe das nicht freiwillig gemacht, aber trotzdem empörte mich diese Tat nun.  

Auf einmal spürte ich, wie das Klebeband meine Haut berührte, was in mir eine seltsame Panik auslöste, so dass ich mich heftiger zu wehren begann. Kurz darauf löste der Typ hinter mir die Hand von meinem Mund und packte mich stattdessen am Hals, als ich mich das nächste Mal abrupt bewegte, begann er mich zu würgen. Er hatte den Griff zwar nicht verstärkt, aber ich löste den Schmerz durch meine Bewegung aus. Nun hörte ich auf mich zu wehren und blickte stattdessen auf meine Handgelenke, die gerade mit Klebeband umwickelt wurden. Dabei stiegen mir die Tränen in die Augen. Wieso taten diese Typen das? Schliesslich hatte ich ihnen ja nichts gemacht. Wut stieg in mir auf und ich trat mit dem linken Bein nach dem Jungen hinter mir. Als ich ihn daraufhin stöhnen hörte, stieg ein Lachen in mir hoch. Wahrscheinlich hatte ich ihn genau im Schritt getroffen. Geschah diesem Idiot gerade Recht. Doch dann kam auf einmal der blonde Kollege von Oliver und verpasste mir eine Ohrfeige. Schmerz stieg entlang meiner Wange und des Ohres auf und ich spürte deutlich meinen Puls an der Stelle, wie immer, wenn mir etwas wehtat.
"Du verdammtes Arschloch! Joel! Ich warne dich, wenn du sie noch einmal schlägst, oder ihr sonst etwas antust, dann wirst du dir wünschen, nie geboren zu sein!" Offenbar hielt das Messer an seinem Hals Luke nicht davon ab, Olivers Kollegen zu beschimpfen. Der Typ, der hinter mir war, beendete sein Werk und gab mir einen Schubs, der so überraschend kam, dass ich der Länge nach hinfiel. Als ich auf dem Boden lag konnte ich mir die Tränen einfach nicht mehr verkneifen und heulte drauf los. Es war mir nun so ziemlich egal, was die andern von mir dachten.  

White & BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt