Die Grotte der Wünsche

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Wie verabredet stand ich fünf Minuten später in Badehose vor Zaras Tür. Vorsichtshalber hatte ich ein Handtuch aus dem Badezimmerschrank mitgenommen, welches nun über meiner Schulter lag.

Sollte ich anklopfen? Unsicher fuhr ich mir durch meine Haare, doch bevor ich überhaupt meine Hand heben konnte, öffnete sich bereits die Tür und Zara stand in einem blauen Badeanzug vor mir.

„Na, dann mal los. Die anderen warten sicherlich schon, Max!", meinte sie und bevor sie einen weiteren Blick an mich zu verlor, schoss sie wie eine Rakete an mir vorbei.
Ich strengte mich an, sie einzuholen, doch schlussendlich musste ich einsehen, dass meine schlechte Sportnote nicht unbegründet und somit nicht nur lehrerabhängig war.
Denn ich war wirklich schlecht in Sport, vor allem in jeglicher Disziplin der Leichtathletik.
Dies war der Grund, warum ich als Letzter auf der Wiese ankam und bereits keuchte, als wäre ich ein Marathon gelaufen.

Zu meiner Verteidigung musste man jedoch sagen, dass ich statt festem Schuhwerk nur meine etwas zu groß gekauften Flipflops anhatte, die mir bei jedem Schritt beinahe von den Füßen gerutscht wären.

„Hey", begrüßte ich Amy und Dean, die im Schatten eines einzeln auf der Wiese stehenden Baumes auf uns gewartet zu haben schienen.
„Da seid ihr ja endlich", entgegnete Dean nur und hob sein Handtuch auf, das zu seinen Füßen lag. Kurz streifte sein Blick meinen Körper und sofort verschränkte ich unwohl meine Arme vor meinem Oberkörper.
Neben Dean, der doppelt so breite Schultern wie ich zu haben schien, fühlte ich mich noch schmächtiger und mickriger, als ich es sowieso schon war. Doch zu meiner Erleichterung sagte er nichts zu meinen sichtbaren Rippen und Storchenbeine, wie ich es eigentlich erwartet hatte.

„Warum warten wir so lange?", fing nun auch Amy an und ließ den Blick zwischen uns hin und her schweifen, bevor sie sich von dem Baumstamm, an dem sie gelehnt hatte, abstieß und weiter auf ihrem Kaugummi kaute. Sie trug einen süßen bonbonfarbenen Bikini und müsste ich nun Vermutungen aufstellen, würde ich behaupten, dass sie geradewegs aus einer Teenager-Fashion-Zeitschrift entspringen müsste.

Bevor ich mir jedoch weiterhin darüber Gedanken machen konnte, rief Zara auf einmal lauthals: „Wer als Letztes bei der Grotte ist, muss nach den Steinen tauchen!"

Ich sah, wie Dean und Amy einen Blick untereinander tauschten, gleichzeitig anfingen Zara hinterherzurennen und lauthals lachten, als sie versuchten, sich gegenseitig an den Armen zurück zu ziehen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

War ich denn der Einzige, der überhaupt keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging?
Ich fühlte mich schrecklich hilflos und blinzelte den Dreien hinterher.
Als ich realisierte, dass sie immer kleiner wurden und sie beinahe aus meinem Blickfeld verschwunden waren, schüttelte ich meinen Kopf und setzte ebenfalls zum Sprint an.

Meine Beine wollten mir den Dienst verwehren, meine Lungen schienen zu kollabieren und nicht nur einmal stolperte ich über kleinere Löcher auf der Wiese.
Die anderen waren längst auf einem Trampelpfad verschwunden, als ich den Waldrand erreicht hatte. Ich zwang meine Füße zu einem noch schnelleren Tempo und als ich meinen ersten Flipflop verlor, ließ ich ihn einfach hinter mir zurück.

Äste und Unebenheiten wollten mich mehrmals zum Fall bringen, doch glücklicherweise konnte ich jedes Mal mein Gleichgewicht halten. An einer Wurzel verlor ich meinen zweiten Flipflop. Doch als ich geradewegs gegen Deans Rücken rannte, da ich nur auf den Boden geachtet hatte, waren auch an meine orangen Flipflops keinerlei Gedanken mehr verschwendet.

„Verdammt, seid ihr... alle professionelle... Läufer?", keuchte ich zwischen mehreren Atemzügen und musste meine Arme auf meine Knie abstützen. Ich hatte das Gefühl, dass mir mein Herz aus der Brust sprang, während meine Lungen sich immer wieder schmerzhaft zusammenzogen.

Das Mädchen aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt