22. THE END

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Ich atmete gleichmäßig ein und aus.
Der warme Atem verband sich mit der frischen Luft und trug eine leichte Wolke fort.
Ein leises Kreischen eines Vogels ließ mich aus meinem tiefen Schlaf erwachen und ich schlug langsam die Augen auf.
Die Wände aus Ästen ließen einzelne Sonnenstrahlen in die Hütte fallen, in deren hellen Licht man die feinen Staubkörnchen tanzen sehen konnte.
Mein Blick wanderte hinüber zu dem zweiten Bett und stellte fest das es leer war.

Ich schlug die Plane, die vorerst die Tür unserer Hütte bildete, zur Seite und sofort wärmte mich die helle Sonne.
Endlich konnte ich den brennenden Ball genießen, ohne Angst vor einem Virus oder schweren Verbrennungen haben zu müssen.
Jedoch befürchtete ich einen andere, einfache Krankheit zu haben, wie eine Grippe. Denn es war schon das dritte mal in kürzester Zeitgewesen, dass ich mich übergeben hatte und von Schüttelfrost geplagt wurde.

Ich sah mich nach den anderen um, wobei ich mich erwischte, wie ich begann zu schätzen was ich hier hatte.
Der Sichere Hafen.
Dieser so wundervoll beschriebene Ort hatte sich tatsächlich als eine Art Harfen heraus gestellt.
Er war eine kleine Siedlung aus Holzhütten und direkt davor ein Strand. Überall lauter kleine, komische Körnchen, die an allem klebten, wenn sie einmal nass wurden.
Einzeln waren sie weiß oder durchsichtig oder braun. Aber in der Menge sahen sie gelb aus.
Sand, sagte man uns, hieß das Zeug.
Und hinter diesem Sand befand sich das Meer.
Eine gigantische Menge an Wasser, von deren Ende man nur zu Träumen wagte.
Wellen überschlugen sich in Ufernähe, weißer Schaum entstand dort, wo Wasser auf Wasser prallte.
Der Himmel war blau. Hellblau um genau zu sein. Und dort oben flogen Vogel.
Weiß mit etwas schwarz. Sie kreischten häufig.
Ich glaube sie hießen Möwen.
Aber das war nicht das einzige ungewöhnliche.
Das ungewöhnlichste waren die Menschen.
Der Rechte Arm.
Es hatte ihn wirklich gegeben und sie lebten schon eine Weile hier.

Ich erblickte Gally in der Menge an Menschen, die auf Steinen in einem Kreis in Strandnähe saßen. Sie lachten gemeinsam, aßen...

„Hey, Melanie!",rief Minho erfreut und klopfte auf einen Platz neben sich. Ich ließ mich zu dem Asiaten plumpsen und klaute eine Karotte von seinem Teller.
„Ey, hol dir selbst was.",spielte er beleidigt und alle brachen in schreckliches Gelächter aus.
Sie sahen so fröhlich aus, so...glücklich.
Ja, ich glaubte zum ersten Mal seit einer Ewigkeit die Menschen die mir am wichtigsten waren glücklich zu sehen.
Und dies machte mich glücklich.
Sie alle waren da.
Brenda, Jorge, Minho, Gally, Sonja, Harriet, Aris...
Alle, bis auf Thomas.
„Sag mal, hast du meinem Bruder gesehen?",wandte ich mich leise an Brenda.
Sie zweigte etwas trübselig nach oben zu den Dünen.
„Danke."

Thomas saß seine Knie umschlungen im Sand auf einer Düne, von deren Rücken er einen perfekten Ausblick auf das Lager und Meer hatte.
Wind wehte sanft durch sein Haar und blies es von seiner Stirn.
„Wir vermissen dich da unten.",lächelte ich und setzte mich zu ihm.
„Nein.",schmunzelte Thomas und sah mich nur kurz an. „Du vermisst mich."
„Ja...vielleicht."
Ich hakte mich bei ihm unter und blickte aufs Meer.
„Glaubst du sie sehen uns gerade?",fragte ich leise, den Tränen nahe.
„Ganz bestimmt.",flüsterte Thomas.
Ein Schweigen entstand. Kein seltsames, sondern ein angenehmes.

„Melanie, es tut mir leid."
Ich schaute meinen Bruder an.
„Was?"
„Das ich Newt getötet habe. Ich hätte das nicht tun dürfen, aber er...er...du sollst wissen, dass er mich darum gebeten hat, genauso wie er mich darum gebeten hat, das hier zu nehmen..."
Thomas zog einen Zettel hervor.
„Ich sollte ihn lesen, wenn der Zeitpunkt gekommen wäre und auf die Frage, welcher Zeitpunkt, meinte er ich wüsste es.
Ich hatte öfters Unrecht in letzter Zeit oder war feige, aber ich glaube der Zeitpunkt ist jetzt.
Hier. Mit dir."
Er faltete den Zettel auseinander und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
„Soll ich?",bot ich an und streckte meine Hand aus.
Thomas überreichte mir den Zettel.
Ich setzte mich auf. Ein seltsamer Schmerz durchzog meine Brust, als ich seine Handschrift sah.
Die Trauer, die Angst, die Wut und der Schmerz würden erneut aufsteigen.
Aber ich begann zu lesen:

Learn to die (Maze Runner ff Newt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt