Ich lag noch immer in den Armen meines Bruders. Die Leiche meines Geliebten direkt im Blickfeld. Ich wollte wegsehen, die Bilder vergessen, das alles. Aber ich konnte nicht.
Ich konnte mich nicht abwenden und so tun, als sein nichts geschehen und irgendwann normal weiter leben.
Nicht wie bei Alby oder Chuck!
Ich liebte die beiden über alles. Sie waren meine Familie gewesen. Doch Newt war soviel mehr als ein einfaches Familienmitglied oder mein Freund.
Er war die einzige Person, der ich mein Leben voll und ganz anvertraute. Er war die einzige Person, die mich verstand, die mich bedingungslos liebte. Und nun sollte all das vorbei sein.
Ich war mir nicht im Klaren darüber, wem ich die Schuld geben sollte.
Wicked, Thomas, dem Virus oder mir selbst.
Aber nun war es vorbei. Es war aus.
Weder Wicked noch wir hatten bekommen, was wir wollten, doch das war das Ende.
Das dachte ich jedenfalls, bis...„Thomas, Melanie.", schallte es aus unauffindbaren Lautsprechern und wir schreckten auseinander.
„Es ist vorbei für euch, ich weiß. Aber da draußen sind ein Dutzend weitere Menschen, die auf ein Heilmittel warten. Bitte tut euch selber den Gefallen und kommt zu mir. Ich bitte euch." Es war definitiv Teresas Stimme, die zu uns sprach. „Ich verspreche, euch wird nichts passieren."
Thomas wollte aufstehen, aber ich griff nach seiner Schulter.
„Du willst doch nicht wirklich gehen?"
„Mel, ich will nicht gehen um andere Menschen zu retten, sondern um alles zu beenden. Okay? Ich hab einen Plan. Einen endgültigen Plan. Und dann verschwinden wir.",erklärte mein Bruder hoffnungsvoll.
„Ich hoffe du kannst das verstehen."
Nein, ich konnte es nicht verstehen.
Ich konnte nicht verstehen wie er nach allem was passiert war, sein eigenes Leben erneut aufs Spiel setzten wollte.
„Was ist mit Minho und Brenda? Sie warten auf uns.",wirkte ich dem Plan entgegen und raffte mich auf.
„Die sind weg.",tat Thomas mit einem Schulterzucken ab.
Ich brauchte einen Moment um zu begreifen.
„Wie weg?" „Aus der Stadt draußen. Ich hab ihnen gesagt sie sollen verschwinden."
„Thomas! Wie sollen wir jetzt hier weg kommen?!"
Der braunhaarige rollte mit dem Augen:,,Das bekommen wir schon hin."
„Wie?! Wie willst du das machen?!",kreischte ich hysterisch. All meine Nerven brannten auf einmal durch. Mein Kopf fühlte sich an, als explodiere er gleich.
„Thomas, raff es doch endlich! Es ist vorbei!"
Ich wandte mich ab und lief los, dicht gefolgt von ihm. Er ergriff mein Handgelenk.
„Warte! Bitte. Tu's für mich. Ohne dich schaffe ich das nicht. Schließlich haben sie die Heilung aus deinem Blut gemacht, nicht aus meinem."
In meinem Inneren führten mein Verstand und mein Herz einen schweren Kampf.
Ich war hin und her gerissen.
Schließlich ergab ich mich meinem Herzen.
„Also gut, wie ist der Plan?"Thomas hatte gemeint es sei das beste mit offenen Karten zu spielen. Das sollte bedeuten, wir gingen einfach hinein.
Und dies taten wir.
Thomas hielt mir die Tür auf und ich erwartete Samuel an der Rezeption. Doch es war niemand da. Überhaupt wirkte das ganze Gebäude wie leer gefegt.
„Irgendwas stimmt hier nicht.",sagte ich zu Thomas.
„Hier stimmt vieles nicht. Aber wir haben nichts zu verlieren, also lass uns gehen."Wir fuhren in den zehnten Stock, stiegen aus, blieben stehen.
Thomas sah sich um und überlegte, wo lang er gehen sollte. Er wollte es umbedingt zu Ende bringen und es sah aus, als vertraute Wicked uns nun.
„Gehen wir einfach da lang.",entschied mein Bruder und lief voran in den linken Flur.
Dieser Gang war durch und durch gesäumt von Büros und Versammlungsräumen hinter Glas.
Computer, Schreibtische, Stühle, Regale, Bücher. Jedes Büro sah so normal aus, wie das eines Restaurantbesitzers.
Das ganze war so absurd.
„Thomas.",lachte ich auf. „Das hat doch alles keinen Zweck. Wieso sollten sie uns nicht für ihre Versuche missbrauchen? Wir können hier niemandem trauen!"
Der dunkelhaarige sah mich an, während wir weiter gingen.
„Sie werden uns missbrauchen und so behandeln wie Minho, wenn mein Plan nicht aufgeht. Aber das wird er. Es wird funktionieren.", versicherte er mir.
„Ich kann es nicht fassen. Also denkst du wirklich das alles aufhören wird, wenn du den Kopf des Ganzen zur Strecke bringst?!"
„So sieht's aus."
Thomas war selbstsicher, mutig und voller Wut. Genau das machte ihn so gefährlich für sich selbst.
Wicked würde es sicher nicht auf sich sitzen lassen, wenn Thomas die wichtigste Person dieser Organisation getötet hätte.
Er wäre in noch größerer Gefahr als sowieso schon. Nur würden sie zuerst uns töten, seine Freunde, Familie.
Das war sie doch. Diese grausame Masche, aus all den Filmen.
Also traf ich eine Entscheidung, so schwer es mir fiel:,,Ich mach da nicht mit." Ich blieb stehen. Thomas schnellte herum.
„Bitte was?! Das kannst du nicht..." „Doch!"
„Aber ich bin dein..." „Bruder! Genau! Und ich möchte dich beschützen! Also bleib hier. Tu das nicht und lass uns endlich verschwinden."
Ich sah Thomas tief in die Augen. Flehend und voller Sorge. Einen Moment wirkte es, als würde er nachgeben. Doch dann:,,Dann geh."
Er sagte es so ruhig und dennoch voller Enttäuschung und Wut.
Dann drehte er sich um und ging weiter.„Scheiße!",stieß ich leise an mich selbst gerichtet aus und rannte ihm hinterher.
„Thomas, war-..."
Plötzlich presste sich eine Hand auf meinen Mund und ich wurde in eines der Büros gezogen. Ich schlug um mich, bis ich einen kräftigen Stoß gegen den Kopf bekam und mein Bewusstsein verlor.Es war als würde ein Stromstoß durch meinen Körper gejagt werden. Ich riss meine Augen auf, hörte einen Schuss. Mein Herz hatte einen Aussetzer. Thomas!
Dann wurde alles schwarz.Als ich wieder zu mir kam, spürte ich eine Kälte an meinen Hand- und Fußgelenken.
Meine Glieder fühlten sich schwer und taub an. Wie ein starker Muskelkater.
Ich öffnete die Augen.
Fesseln. Ich war an eine Liege gefesselt, in einem Krankenzimmer.
Panik machte sich in mir breit.
Ich begann an den Fesseln zu reißen, ich begann zu schreien.
„Hilfe!...Hilfe!...Hallo?!...ist da jemand?!..."
Die Tür schlug auf und da war er.
Janson.
Der Rattenmann in einem schwarzen Anzug.
Langsam schritt er auf mich zu, das selbe hinterhältige Lächeln wie damals.
„Hallo, Melanie.",begrüßte er mich und zog jeden Buchstaben meines Namens in die Länge.
„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Es ist viel passiert in letzter Zeit, findest du nicht?"
Ja, es war viel passiert. Doch Thomas bereitete mir größere Sorgen als die Vergangenheit.
„Wo ist er?!",keifte ich den Mann an.
„Dein Bruder?",ein noch dreckigeres Grinsen breitete sich auf seinem Mund aus.
„Nun ja, er hat eine unverzeihliche Tat gegangen. Wir werden versuchen ein Heilmittel aus ihm zu gewinnen. Zu was anderem ist er nicht mehr zu gebrauchen."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. War er tot? Hatten sie ihn getötet?
Ich schloss die Augen und schluchzte leise auf.
Ungewollte Tränen flossen.
Ich war schwach.
Und das wusste Janson zu nutzen...
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Learn to die (Maze Runner ff Newt)
Fiksi Ilmiah„Was sollen verdammt nochmal diese ständigen Wutausbrüche?! Du warst doch sonst nicht so!",rief ich verzweifelt. „Du willst also wissen was los ist?! Du willst wirklich wissen, was ist?!",schrie er.... Erneut sind Mel und ihre Freunde in die Fängen...