16.

1.9K 89 15
                                    

Schweren Herzens riss ich mich zusammen und wartete bis alle, bis auf Jorge und Brenda, verschwunden waren.
„Okay, bist du soweit, Brenda?"
„Aber klar doch!",rief sie mit einem Schwung Freude, was mich zum Lächeln brachte.
Ich schnappte mir meinen Rucksack und schulterte ihn. Brenda tat es mir gleich und lief anschließend voran aus der Kathedrale.
„Ich würde sagen wir nehmen den Eingang, möglichst weit am Außenring.",erklärte sie und wies dabei auf die Mauer.
Die Nacht war schon längst herein gebrochen. Sterne funkelten, Stille herrschte und der blaue Nachthimmel schien allen Frieden der Welt zu bewahren. Es war beinahe unheimlich wie unschuldig die Stadt dort lag.
Wer konnte schon ahnen, dass hinter diesen Mauern qualvolle Foltern und Opferungen von Menschen stattfanden.

Wir kamen der Mauer näher und kletterten unter dem Schutt eines zusammengefallenen Gebäudes hindurch. Es war dunkel und feucht.
Ich konnte kaum etwas erkennen. Nur hin und wieder die Silhouette meiner Gefährtin, wenn ein Bruchteil des Mondlichtes sich den Weg durch das zerbrochene Gestein gebahnt hatte.
„Sicher, dass das der richtige Weg ist?",offenbarte ich meine Zweifel, als plötzlich ein Klotz Geröll hinter mir zu Boden krachte.
„100 pro.",versicherte mir das dunkelhaarige Mädchen vor mir. „Wir sind sogar gleich da."
Sie blieb stehen, wechselte aus ihrem Vierfüßler Stand ins Sitzen und war plötzlich verschwunden. Sie hinterließ einzig und allein das Geräusch sich bewegender Gesteinsbrocken.
„Brenda?!",rief ich panisch und tastete im Dunkel nach ihr.
„Ich bin hier unten. Lass dich einfach fallen!",hörte ich ihre entfernte Stimme.
Ich tastete mich weiter voran. Meine Hände mussten bald aussehen wie ein abgenutztes Schneidebrett, wenn ich weiter mit ihnen über die spitzen Steine schürfte.
Eine Abgrund tauchte unter meinen Händen auf und ich bekam mich gerade noch am Rand dessen zu fassen.
Kühle Luft stieg aus dem Schlund empor.
Da solle ich hinunter.
Vorsichtig drehte ich mich auf den Hintern und ließ langsam einen Fuß hinab.
Zu meiner Überraschung war es keine Senkrechte nach unten, sondern eher ein kleiner Hügel Schutt.
Ich drückte mich vom Rand ab und rutschte in die noch finsterere Dunkelheit.
Unten fing Brenda mich ab.
„Hey.",sagte sie heiter. „Hi."
Mein Atem hörte sich schwer an.
„Wo lang?"
„Es gibt nur einen Weg; geradeaus."
„Und wenn uns wer begegnet? Sieht nicht so aus, als würden wir den Hang hier wieder hoch kommen."
„Kommen wir auch nicht. Dann sitzen wir in der Falle."
Damit lief sie los.

Es dauerte garnicht lange und wir erreichten eine Tür. Brenda stieß diese auf und lotste mich hindurch. Ich knipste meine Taschenlampe an.
Bahnschienen. Wir mussten uns also wieder in den Tunneln der U-Bahn befinden.
Soweit ich es mitbekam, war kein Zug in der Nähe und wir sollten unbeschwert zum nächsten Aufgang kommen.
Wir liefen einfach weiter nach links.
Unterwegs fielen mir immer wieder kleine rote Lichter an der Decke auf. Sie blinkten ab und zu, bewegten sich aber nicht.
„Kameras?",fragte ich Brenda.
„Ich denke mal welche, die Jorge angezapft hat." „Ganz genau.", erschien plötzlich die Stimme des genannten in meinem Ohr.
„Heilige scheiße, erschrick mich nicht so!"
„Sorry, aber ich wollte euch sagen, dass ihr die nächste Haltestelle hoch müsst."
Brenda schien das selbe im Kopf zu schwirren wie mir.
„Und was ist mit den Menschen?"
„Nachtruhe. Nach zehn darf keiner mehr raus. Ihr habt also freie Bahn vor Zivilisten. Aber die Bullen schieben Wache."

In der Ferne flammte ein Licht auf. „Jorge, was..." „Der Bahnsteig, Hermana. Nicht so ängstlich."
Das war leichter gesagt als getan.
Ein gigantischer Kloß steckte mir im Hals.
„Ich kümmere mich um Gally. Und ihr solltet euch mal beeilen. Soweit ich das sehe sind Thomas und Newt drin."
„Verstanden."

Ich zupfte Brenda an der Schulter und begann zu rennen. Der Steig der Haltestelle war höher gelegt. Doch zu zweit schafften wir es und gegenseitig hinauf zu ziehen und zu drücken.
„Glaubst du die sahen überall so aus?"
Ich strich sanft über einen eingeglasten Fahrplan. „Weiß nicht. Wir hatten sowas nicht."
Ich nickte.
Dann arbeiteten wir uns weiter zur Oberfläche vor. Hinter dem Treppengeländer blieben wir stehen.
Ich ließ meinen Blick über den Platz schweifen, auf welchem der U-Bahn Eingang endete. Direkt vor uns das Hauptquartier Wicked's in Form eines riesigen Glastowers.
Keine Passanten, keine Fahrzeuge. Nur zwei Polizisten am Wegrand, den Blick zur Mauer, also von uns weg.
„Brenda, eine bessere Chance bekommen wir nicht."
„Einverstanden. Aber du folgst mir."
Plötzlich schnellte sie los. Ich hatte Mühe hinter ihr her zu kommen. Wir hatten geplant ein Nachbargebäude des Towers zur Deckung zu nutzen. Doch Brenda spielte dagegen. Gegen den Plan.
Sie rannte nicht auf ein nebenstehendes Gebäude zu. Nein, sie visierte den glänzenden Tower an.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mit ihr zu gehen. Ich könnte sie unmöglich alleine lassen.

Als sie mich in den Schatten eines Busches vor den Eingangstüren zog, schnauzte ich sie an:,,Was soll das verdammt nochmal?! Das ist nicht der Plan!"
„Doch! Guck hin!"
Brenda zeigte auf ein Kellerfenster neben unseren Füßen. Ein Haufen Busse in einer Parkgarage.
„Einen davon und wir können alle Lichter mit einem Schwung hier raus holen."
So dumm und gefährlich diese Aktion sein würde, sie hatte Recht.
„Also gut. Wie kommen wir da rein?"
„Ich hab gesehen, dass es nen Außentor gibt. Wir brauchen entweder nen Schlüssel oder die Karte eines Befugten. Dazu müssten wir nur erstmal wissen, wer alles befugt ist."
„Und woher bitte?! Das schaffen wir nicht..."
„Hauptrechner!",brüllte Brenda mich leise an und packte meine Schultern, damit ich wieder zur Besinnung kam. „In der Lobby gibt es einen Hauptrechner. An den müssen wir dran."
„Gut, dass mach ich."
„Nein, ich kann nicht riskieren, dass wir dich verlieren."
Ich riss mich vor ihr los.
„ICH bin dafür verantwortlich. ICH bin für alles verantwortlich, was hier passiert. Und ich will nicht noch einen meiner Freunde verlieren. Nicht auch noch dich."
Ich hatte sie meine Freundin gennant.
Ich hatte sie gehasst und hab sie mögen gelernt. Gar lieben. Lieben wie eine beste Freundin, eine Schwester.
„Halt mir einfach den Rücken frei."
„Achtung, da kommt wer!",zischte Brenda sofort und ich presste mich gegen die Wand.
Eine Frau, welche wohl gerade ihre Arbeitsstelle verließ, ging an uns vorbei.
Perfekt.
Ohne zu zögern nahm ich Brendas Gewehr und schlug der Frau den Griff gegen den Kopf.
Sie wurde ummächtig und wir konnten sie ins Gebüsch ziehen.
„Tut mir leid, Miss Brown.",las ich den Namen von ihrem Schild ab und nahm es samt ihrem Kittel, um ihn mir anzuziehen.

Ich bedeckte meinen Waffengürtel mit meinem Shirt und hängte letztendlich noch die Schlüsselkarte um meinem Hals, bevor ich los marschierte.
Ich drückte die Glastür auf und betrat das Gebäude. „Jorge, verbind mich mit Brenda.",sprach ich leise und bekam kurz darauf ein Ok dafür, dass ich nun mit ihr kommunizieren konnte.
Die Lobby war leer. Es gab zwar einen Tresen, einen Computer und ein paar Sessel, aber alles war unbesetzt.
„Lobby ist leer.",flüsterte ich. „Dann bedien dich.",scheuchte mich die Brünett über Funk voran.
Ich lief auf den Computer zu und stellte mich hinter den Tresen.
Der Bildschirm war an und der Rechner lief. An der Seite erkannte ich einen Schlitz zum durchziehen der Schlüsselkarte.
Ich entsperrte das Gerät und eine Seite voller Ordner öffnete sich.
Überall waren Namen verzeichnet, deren Abteile und Zulassungen.
Ich tippte in der Suchleiste „Fahrzeuge" ein und ein Dutzend Namen blendeten auf.
Verdammt!
Ich klickte den ersten Namen an und genauere Informationen erschienen.

Samuel Smith
Pilot/ Fahrer der Wehrmacht
Lehrling

„Kann ich Ihnen helfen?"
Ich schreckte auf. Ein junger rothaariger Mann kam mir entgegen. Schnell schloss ich alle geöffneten Fenster und trat zurück.
„Nein, danke. Es war niemand da, also habe ich mich schnell darum gekümmert. Alles geklärt."
„Entschuldigen Sie...",er sah auf mein Namensschild. „Miss Brown. Wir hatten gerade Schichtwechsel und ich bin noch Lehrling."
Ich blickte auf sein Schild, dann auf seine Kitteltasche und lächelte.
„Kein Problem, Smith. Jeder fängt mal klein an."
Ich setzte meinen Weg an ihm vorbei fort und glitt unauffällig mit meinen Fingern in seinen Kittel. Und Voilà hatte ich meinen Zugang zu den Garagen.

Ich lief wieder hinaus zu Brenda. „Hier!",warf ihr die Karte zu und sie fing grinsend.
Ich war schon dabei den Kittel auszuziehen, als mir etwas ins Auge stach.
Im vielleicht achten Stock des Gebäudes. Eine dunkelhaarige, muskulöse Gestalt, von zwei Wachen in einen Raum geschubst.
Minho...

Learn to die (Maze Runner ff Newt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt