Nun war ich an der Reihe. Ich schnappte mir einen Stuhl, schob ihn mit der Lehne zum Arzt gerichtet und setzte mich so darauf, dass ich meine Arme verschränkt auf der Lehne ablegen konnte.
„Ich bin Melanie. Und Sie?" Ich hörte mich wie eine Psychologin und kam mir ziemlich dumm vor. Doch das gehörte alles zum Plan. Meinem eigenen Plan.
„Hans. Dr. Albert Hans."
„Schön Sie kennenzulernen."
„Hören Sie auf mit diesen Psychospielchen. Wenn Sie mich töten wollen, dann bitte sofort!"
„Wir wollen Sie nicht töten. Wir wollen Ihre Hilfe."
„Hilfe? Wie soll ich euch denn helfen können? Sieh mich an. Ich bin nicht mehr zu gebrauchen."
„Sie waren Arzt oder? Ein Chirurg, richtig?",fuhr ich unbeirrt fort.
Mir war voll und ganz bewusst, dass dieser Mann nicht schwach war. Nur zog er die Nummer des armen Hinterlassenen ab.
Doch das konnte ich auch.
„Ich weiß wer Sie sind, aber wissen sie auch, wer wir sind?"
„Die ganze Stadt weiß es. Ihr hängt an jeder Wand."
„Also wissen Sie auch wie wichtig es ist, dass Sie uns helfen. Sie müssen uns helfen frei zu kommen."
„Seid ihr nicht schon frei? Ich meine nach Gefangenschaft sieht das nicht gerade aus."
„Das meine ich nicht, Sir. Ich meine, wir haben Chips in unserem Nacken, ein Gerät mit dem Wicked uns kontrollieren kann, sobald sie es geschafft habe die Dinger wieder anzuzapfen. Das heißt wir müssen sie so schnell loswerden wie es geht."
„Ihr spinnt!",rief Hans aus und sprang auf.
„Ich werde mich nicht gegen Wicked stellen. Ich bin doch nicht lebensmüde!"
„Du bist lebensmüde, wenn du es nicht tust!",mischte sich Jorge ein und drückte den Arzt wieder herab auf seinen Stuhl.
„Es wird nie jemand erfahren. Es wird so sein, als seien wir niemals hier gewesen.",fügte ich hinzu.
Der Mexikaner kniete sich vor den Mann.
„Hans, du verstehst das nicht. Es ist wichtig, dass du uns hilfst, weil diese Kids wichtig sind. Vor allem Thomas."„Thomas...",flüsterte ich leise. Wieso war er so wichtig? Was meinte Jorge damit?
Er wusste etwas, was wir nicht wussten.„Also bitte hilf uns. Hilf deiner Frau und dir selbst. Du warst ein klasse Chirurg bei Wicked und ich bin mir sicher, dass du ganz genau weißt, wo die Dinger liegen."
Hans blieb still.
Man konnte förmlich die Rädchen in seinem Gehirn Rattern hören, bis er antwortete:,,20 Minuten und ihr seid wieder verschwunden."
Er hastete in einen anderen Raum und rief:,,Marina, hol Tücher und einen Eimer Wasser! Räumt den Tisch frei!"Newt wischte gemeinsam mit Minho alle Sachen von der Metallplatten und schmiss die Stühle beiseite. Hans kam mit einem schwarzen Kasten zurück, währenddessen stellte seine Frau den Eimer und die Tücher neben ihm ab.
„Wer zuerst?"
„Ich mach das.",erklärte ich mich bereit.
„Nein, ich fang an.",drängelte sich Thomas an mir vorbei. Er hatte Angst um mich.
„Ich habe noch Morphium gegen die Schmerzen da.",meinte Hans und klappte den Koffer auf. Er zog eine Spritze und eine Ampulle heraus und begann die Flüssigkeit in das Röhrchen mit Nadel zu füllen.
„Nein, keine Schmerzmittel.",entschied ich.
Thomas murrte nicht, woran ich erkannte, dass er dem alten Mann genauso misstraute wie ich.
„Sicher.",sagte Hans. „Dann eben ohne. Wenn du sich mal etwas zur Seite drehen könntest, Junge."
Hans nahm ein Wattebausch und tränkte es in Desinfektionsmittel. Damit tupfte er eine Stelle in Thomas Nacken ab. Er legte das Bausch wieder zur Seite und nahm stattdessen ein Skalpell. Thomas verzog schon das Gesicht, als er nur die Kälte des Operationsbestecks spürte.
Die Klinge drückte sich langsam in seine Haut.
Blut trat aus. Der Arzt wischte es weg und schnitt unbeirrt weiter. Ein kleines Quadrat.
Ich spürte erneut einen Anflug von Übelkeit.
Eine Pinzette traf in die Wunde, bohrte sich hinein und wurde zusammen mit einem silbernen Chip wieder heraus gezogen.
Das war zu viel für mich und mein Magen drehte sich auf der Stelle um.
Ich rannte auf einen Schrank hinter mir zu und übergab mich in eine offene Schublade.
Newt eilte sofort zu mir und hielt mich.
„Alles in Ordnung?" Ich nickte und richtete mich wieder auf.
„Ich glaub ich habe irgendwas falsches gegessen. Nichts dramatisches.",versuchte ich ihn zu beruhigen und gleichzeitig nicht schwach zu wirken.Kurze Zeit später waren die anderen ihren Chip ebenfalls los. Nur ich fehlte noch.
Ich legte mich auf die Seite und kniff die Augen zusammen. Ich wartete auf den Schmerz, doch nichts der gleichen geschah.
„Was ist?",drehte ich mich um.
Hans verharrte in der Luft.
Sein Blick war starr auf mich gerichtet.
„Machen wir weiter.",sagte er und ich brachte mich wieder in Position.
Plötzlich bohrte sich etwas in meine Schulter und ich schrie von Qualen geplagt auf.
„Ah!" Ich rollte mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Tisch. Thomas fing mich auf.
Meine Augen waren verschlossen, weshalb ich die Geräusche trotz Schmerz umso stärker wahrnahm.
Klacken, Brüllen, Schaben, Kampfgeräusche.
„Was sollte das?!",hörte ich Jorge brüllen.
„Was wird hier gespielt?!...Ich hab dich was gefragt!"
Das Knallen eines Schlags, stöhnen.
„Ich hab das getan, was jeder getan hätte. Ich rette die Menschheit! Sie sind die Auserwählten!"
Ich musste nach Luft schnappen, als Newt mir ruckartig das Skalpell aus der Schulter zog. Es schlitterte blutverschmiert über den Boden.
„Wir müssen hier weg!",rief Jorge.
„Schnell!"
Das einzig richtige war, Wicked zu informieren. Und genau das hatte er wohl getan. Uns blieb nicht viel Zeit um zu verschwinden.
„Was ist mir ihrer Schulter?",fragte Brenda aufgewühlt. Thomas fiel neben mir auf die Knie. „Gib mir nen Verbannt."
Während Brenda suchte, Jorge Newt mitnahm um Wache zu halten und Minho den Arzt am Zittern hielt, sprach Thomas auf mich ein:,,Geht's? Schaffst du es zu laufen." „Thomas, ich bin an der Schulter und nicht an den Beinen verletzt. Mir geht's großartig, wenn diese Scheiße endlich aufhört zu bluten!" „Gleich."
Da kam Brenda auch schon angerannt und warf meinem Bruder den Verband zu, welchen er gekonnt auffing.
Er wickelte ihn ein paarmal um meine Schulter und Achsel, bis er der Meinung war es reiche.
Mit seiner Hilfe kam ich wieder auf die Beine.
„Los geht's!",rief ich Newt zu, er warf mir einen Blick zu und nickte.
„Minho, komm schon!",brüllte ich meinen Kumpel an, der es nicht unterlassen konnte, Hans einen gewaltigen Schlag mit der Rückseite seines Messers zu verpassen.Wir eilten die Treppe hinunter, die Straße entlang. Noch war niemand zu sehen. Plötzlich kamen uns zwei bewaffnete Männer in Schutzkleidung entgegen. „Umdrehen!",rief Brenda und wir machten kehrt.
Ich spürte meine Schulter kaum noch. Das Adrenalin betäubte den Schmerz.Wir rasten durch fremde Gassen, die wir zuvor nicht betreten hatten. Immer wieder begegneten uns Wachen und wir mussten auf weitere Wege ausweichen. Noch immer befanden wir uns in diesem heruntergekommenen Viertel. Doch keine hundert Meter vor uns breiteten sich die eleganten Glastower aus.
„Nicht mehr weit!",keuchte Brenda von vorn.
„Dahinten!" Sie zeigte auf die eiserne Tür.
Wachen waren uns noch immer auf den Versen. Minho lief ganz hinten.
Als Brenda an der Tür ankam riss sie sie auf und scheuchte zuerst Jorge, Newt und Thomas hinein. Meine beiden Jungs weigerten sich allerdings ohne uns zu gehen und stoppten.
„Geht!",schrie ich die beiden an, sobald ich angekommen war und im Türrahmen stand.
„Ich warte auf ihn!",versicherte ich ihnen, als ich deren besorgte Blicke Minho gegenüber sah. Ich wandte mich um. In meinem Rücken spürte ich noch immer die Anwesenheit Thomas und Newts.
Die Wachen kam immer näher, Minho wurde immer langsamer. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Seine Kräfte schienen ihn allmählich zu verlassen.
„Scheiße!",stieß ich aus.
„Newt, gib mir dein Gewehr!" „Was?!" „Gib es her!" Er drückte es mir und die Hand und ich lud sofort, um auf Minhos Verfolger zu zielen.
Krach. Das war Nummer eins.
Dann Nummer zwei.
Minho beschleunigte.
„Geht endlich!",rief ich Newt und Thomas zu.
Was dann geschah, passierte in binnen von Sekunden, welche mir vorkamen wie Stunden. Als würde sich alles in Zeitlupe bewegen.Ich schoss erneut und traf den dritten von vier Männern. Minho war fast da. Doch mit einem Ruck schnappte der vierte nach seinem Handgelenk, sie gerieten ins Stolpern, fielen, überschlugen sich ein paar Mal und blieben am Boden. Ich schoss. Und noch einmal. Nichts geschah. Das Magazin war leer.
Es war so leer wie mein Blick, als der Wachmann Minho auf den Boden presste und seine Arme hinter den Rücken drückte.
Der Asiate hob seinen Kopf und brüllte:,,Lauf! Na geh schon!" Wie ferngesteuert ließ ich das Maschinengewehr fallen. Ich rannte los. Zurück durch die Tür.
Ich ließ Minho, meinen Kumpel, besten Freund, Familienmitglied und Lebensretter im Stich...
![](https://img.wattpad.com/cover/157537011-288-k355986.jpg)
DU LIEST GERADE
Learn to die (Maze Runner ff Newt)
Fiksi Ilmiah„Was sollen verdammt nochmal diese ständigen Wutausbrüche?! Du warst doch sonst nicht so!",rief ich verzweifelt. „Du willst also wissen was los ist?! Du willst wirklich wissen, was ist?!",schrie er.... Erneut sind Mel und ihre Freunde in die Fängen...