7.

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Der Wagen hielt, die Türen öffneten sich, ich würde hinaus gezerrt und die Augenbinde warf man beiseite.
Ein Mann drückte mich zu Boden, bis ich kniete. Mein Blick war stets gesenkt und ich sah auf einen grauen Betonboden.

Schwarze Stiefel erschienen in meinem Sichtfeld und meine Augen wanderten langsam an ihnen hinauf. Am Ende des gut gebauten Körpers befand sich indisch aussehender Mann. Ich sah nach links und rechts und versuchte so schnell wie möglich meine Umgebung zu erfassen.
Mehrere Emporen, Auffahrten, Säulen und weiße Linien zum Abgrenzen eines Gebietes.
Zweifellos ein altes Parkhaus. Das Dach war schon halb eingestürzt und gleißendes Licht fiel durch die Mitte der Decke.
Um mich herum standen zwei weitere Transporter im Kreis, jeweils mit der Hintertür nach innen gerichtet. Dazwischen bewaffnete Leute, nun ohne Gasmasken.
Wir befanden uns im Erdgeschoss, ein wenig rechts vom sonnenbeschienenen Mittelpunkt.

Plötzlich heulte ein Motor auf und zwei neue schwarze Transporter kamen mit quietschenden Reifen neben den anderen zum Stehen. Die selben Männer ,wie in der Stadt, stiegen aus und rissen die Hintertüren auf.
Heraus zerrten sie drei Jungen, einen Mann und ein Mädchen.
„Mel!",rief Newt als er mich sah und rannte auf mich zu, wurde aber von einem kräftigen Schubs aufgehalten. „Lassen sie mich los!",wehrte er sich. Ich kniete weiterhin stumm auf dem Boden. Es kam mir nicht vor wie ein Einsatz Wicked's. Dafür hatte das ganze Theater zu wenig Klasse. Janson hätte sich niemals in einem solchen Gebäude niedergelassen, wie diesem hier.

Newt wehrte sich weiter und diskutierte, sie sollen ihnen endlich erklären was sie wollten.
Einer der Männer brüllte zurück. Minho mischte sich ein.
Nein, so etwas hätte Wicked sich nicht gefallen lassen.
Mit einem Mal holte Minho aus und haute dem Mann eine runter. Ich stand blitzschnell auf und hielt Minho fest, bevor er noch einen Fehler beging.
Zwei Hände rissen mich von ihm und Klatsch!
Jemand hatte mir eine Gescheuert und ich war zu Boden gestürzt.

„He!",bellte plötzlich eine laute Stimme, welche mir seltsam bekannt vor kam.
Alle verstummten. Dieses Mann trug noch seine Gasmaske. Er streckte mir seine Hand entgegen und ich nahm sie zittrig an. Mit einem Ruck zog er mich auf die Füße. „Alles ok?" Ich nickte.
Dann nahm er seine Maske ab...

Mit einem erstickten Laut wich ich zurück, bis ich gegen die Brust von jemandem stieß.
„Gally...",hauchte ich.
„Du Wixer!",stieß Thomas aus und stürmte auch schon los. Er packte ihn am Kragen und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Er schlug immer weiter auf den Körper des Jungen ein, bis er bemerkte, dass Gally sich nicht wehrte. Einer von Gallys Leuten packte ihn.
Als mein Bruder zurück stolperte und seine wohl schmerzende Faust rieb, öffnete Gally seine Augen, die er im Laufe des Geschehens geschlossen hatte.
Dann sah er mich an.

Mein Blick ruhte einen Moment auf ihm. Ein paar Sekunden in denen ich tief durchatmete, bevor ich etwas selbst für mich unerwartetes tat.
Ich lief zu Gally und klatschte ihm eine.
Meine flache Hand kam auf seiner Wange auf und ich schluckte schwer.
„Das hab ich wohl verdient.",meinte er schwach. Dann drückte ich ihn an mich.
Ich nahm in in den Arm.
Ich hielt ihn ganz fest. Ich spürte jeder seiner Bewegungen. Wie er seine Muskeln entspannte, wie er seine Arme um meine Taille legte, wie er sein Gesicht weiter in meiner Halsbeuge vergrub und wie er leise begann zu weinen.
Ich drückte ihn noch etwas näher an mich.
Er tat mir leid.
Ja, Gally tat mir leid. Er tat mir leid ,für das was er erlebt hatte. Er tat mir leid, für sein grausames Verhalten. Er tat mir leid, für seine Einsamkeit.

Langsam ließ ich ihn wieder los.
Sein geschundenes Gesicht, das struppige blonde Haar. Er sah aus wie früher, bis auf die Tatsache, dass er etwas muskulöser geworden war.
Schnell wischte er die Tränen weg und setzte wieder seine steinerne Mine auf.
Thomas, Newt und Minho sagen mich an, als sei ich verrückt. Ich zuckte nur mit den Schultern und schaute mich um.
„Wo sind wir hier?", fragte ich.
„Bist du verrückt, Mel?!",kam es aufgebracht von Newt.
„Das ist Gally! Der Gally, der dich vergewaltigen wollte, der dich im Labyrinth aussetzen wollte, der dich getötet hat und eigentlich TOT sein sollte!!!"
„Ich weiß.",sagte ich, als sei es mir vollkommen gleich was er getan hatte.
Natürlich stimmte das nicht. Jede Nacht wenn ich schlief oder wenn ich die Augen schloss, schossen die Bilder aller grausamen Taten durch meinen Kopf und spielten sich in Dauerschleife ab.
„Du kannst ihm doch nicht einfach so vertrauen!",stieß Minho aus.
„Tu ich ja auch nicht."
Die Jungs waren noch immer durch feste Griffe fremder Männer fixiert, ebenso wie Jorge und Brenda, die bis jetzt noch kein Wort gesagt hatten.

„Gally, wo sind wir hier?"
„Sollten wir lieber irgendwo hin gehen, wo es gemütlicher ist? Wir werden nämlich beobachtet." „Beobachtet?"
Er zeigte nach oben.
Versteckt in den Ecken der einzelnen Etagen waren überall weitere Leute platziert.
Wo sind wir und was ist das hier?"
Meine Stimme war leise.
„Komm mit, dann erzähl ich dir alles in Ruhe."
Ich schaute zu dem Jungs.
Sie schüttelten allesamt die Köpfe. „Dann lass meine Freunde gehen.",forderte ich.
„Wenn sie abhauen? Ich traue ihnen nicht."
Ich verschränkte die Arme.
„Und mir schon?"
„Das bin ich dir schuldig."
„Du bist mir noch so vieles mehr schuldig, für das was du mir angetan hast. Aber fürs erste reicht es, wenn du sie gehen lässt."
„Ok",gab er sich geschlagen. „Lasst sie gehen und zeigt ihn, wo sie sich ausruhen können!"
Ich beobachtete wie meine Freunde gehengelassen wurden.
Newt wirkte enttäuscht. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren.
Weil ich alleine mit Gally sein würde?
Sie wurden weg geführt und Gally versicherte mir noch einmal, dass sie ihnen nichts tun würden.

Als auch der Rest verschwunden war, wies Gally mich an ihm zu folgen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, sobald wir in einen kleinen Raum mit Schreibtisch und Stühlen liefen.
Der junge Mann schloss die Tür und setzte sich hinter den Tisch. Ich nahm ihm gegenüber Platz.
Schweigend starrten wir uns an.

„Ein Parkhaus." „Huh?" „Wir sind in einem Parkhaus." Ich rollte mit den Augen und verschränkte die Arme. Dann seufzte ich.
„Und wieso?"
„Das war unser Auftrag. Wir sollten euch her bringen...Warte! Nicht das du jetzt denkst von Wicked. Nein, von jemand anderem. Einem Crank." „Einem Crank? Willst du mich eigentlich verarschen?"
„Nein, will ich nicht. Ich...Kannst du mir nicht einmal vertrauen?!",rief er plötzlich.
Ich schlug mit beiden Händen auf den Tisch und stand auf.
„Nein, kann ich nicht, WEIL DU MICH VERDAMMTE SCHEISSE VERGEWALTIGEN WOLLTEST UND ICH JEDESMAL DIESE GRAUSAMEN BILDER IM KOPF HAB SOBALD ICH DIE AUGEN SCHLIESSE!!!"
Gally wurde still und sah mich mit großen Augen an. Ich setzte mich.
„D-Das tut mir leid...ich wusste nicht, dass es so schlimm für dich ist..."
Eine Pause.
„Sie haben mich kontrolliert...ich wollte das nicht tun. Ich wollte dich weder anfassen, noch töten oder sonst was."
Ich nickte. Überraschenderweise glaubte ich ihm. Wir hatten die selben Dinger im Hirn.
Diese Chips, durch welche Wicked uns kontrolliert.
„Du glaubst mir?"
„Ja.",hauchte ich.
„Aber ich habe noch ein paar Fragen."
„Nur zu..."
„Also wie hast du überlebt und wie kommst du hier her?"
Gally atmete lauf auf.
„Wicked hat mich geholt und geheilt. Sie haben mich wieder zusammen geflickt und dann in ein Irrenhaus gesteckt. So ein Haufen Ärzte haben mich ne ganze Zeit beobachtet. Sie haben mir Morphium eingeflößt, bis sie wieder wussten, wie sie mich gebrauchen können. Dafür mussten sie mich von dem Schmerzmittel nehmen. Und scheiße noch mal, ich wünschte sie hätten mich einfach umgebracht.
Ich bin komplett durchgedreht und hatte Schuldgefühle.
Es heißt ich sei so durch gewesen, dass ich versucht hätte mich umzubringen und dann nackt durch den Flur gerannt wäre. Da wussten sie das ich hinüber bin. Totaler Quatsch übrigens. Ich bin immun.
Sie haben mich ausgesetzt und die Cranks haben mich aufgenommen.
Eine Reihe von Leuten, die zwar infiziert, aber noch klar im Schädel waren.
Und jetzt wollen sie Wicked stürzen."
„Und wozu braucht ihr uns?"
„Na zur Unterstützung. Wir haben die selben Ziele....Also, seid ihr dabei?"
„Ich muss mit den anderen sprechen."
Somit stand ich auf und verließ den Raum, um meine Leute zu suchen.

Learn to die (Maze Runner ff Newt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt