9.

2K 87 21
                                    

Alle unterhielten sich heiter. Jorge erzählte alte Geschichten, Brenda fügte hier und da etwas hinzu und die anderen lachten darüber. Selbst Minho grinste herum. Nur ich lachte nicht allzu viel, weshalb er mich in die Seite knuffte. Ich zuckte zusammen und gab einen erstickten Laut von mir. Totale Stille. Langsam schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen. Lachend stürzte ich mich auf Minho, um ihn durch zu kitzeln, doch er war schneller, packte mich und warf mich über seine Schulter. Lachend und kreischen klopfte ich auf seinem Rücken herum, wobei die anderen nur darauf achteten nicht vor Spaß zu ersticken. Plötzlich ging die Tür auf. Gally starrte uns vollkommen perplex an und wir blieben wie angewurzelt stehen. ,,Lawrence wartet auf euch"

Zwei Minuten später standen wir ratlos vor unserem alten Freund, welcher schwer bewaffnet war. ,,Ist das unbedingt nötig?", fragte ich mit erhobener Augenbraue. ,,Wicked weiß jetzt, dass ihr hier seid. Sie werden euch suchen." Er führte uns eine enge Treppe hinauf. ,,Lawrence ist Besuch nicht gewöhnt. Und bitte starrt ihn nicht allzu sehr an."

Ein paar Schritte weiter und schon standen wir in einem hellen, großen Raum auf einer Empore. Eine steinerne Treppe führte hinab in den von einem Schreibtisch und Regalen geschmückten Raum. Vor einer Ecke, an der sich keine Wand mehr befand und man ins Freie sehen konnte, stand ein Mann mit dem Rücken zu uns. Das musste er sein. Der Crank.
Ich wollte los, doch Gally hielt mich mit seinem Arm zurück. ,,Sei vorsichtig.",flüsterte er.
Dann lief er voran und wir folgten ihm auf leisem Fuße.
„Chef?" Ein genervtes Grummeln des Mannes.
„Wer hat gesagt, dass du jemanden herbringen darfst? Ich hab hier das Sagen, nicht du, Gally!"
Der Crank hatte also nichts von uns gewusst. Weder das Gally uns entführt oder gerettet hatte, das wir überhaupt hier waren, geschweige denn, das wir bei seinem Plan mitwirken sollten. Wenn es denn überhaupt sein Plan war...

„Sie sollen wieder gehen.",herrschte der Mann. „Aber sie können uns helfen....Sie sind die Immunen, nach denen alle suchen!",stieß Gally letztendlich aus. Es schien als hielt Lawrence die Luft an. Und plötzlich wandte er sich langsam um.
Ein vernarbtes, ruiniertes Gesicht kam zum Vorschein. Ich musste den Würgereiz unterdrücken und wich zurück. Seine Nase.
Sie war nichts weiter als ein Knochen. Zwei dunkle Löcher. Und die rechte Hälfte seines Gesichtes war vollkommen verkohlt und rot von verbrannter Haut. Sein Auge stand aus seinem Schädel hervor, während sein anderes vollkommen in Ordnung war. Das hatte Gally also gemeint.

Lawrence sah uns prüfend an. Sein Blick glitt über jeden einzelnen von uns, bis er letztendlich an mir hängen blieb.
Ich schaute sofort zu Boden, eigentlich um meine Angst und das Unwohlsein zu verbergen, doch zwei fest ineinander verankerte Hände neben mir erhielten meine Aufmerksamkeit. Schnell sah ich wieder auf.
Breda und Thomas...Fest verschlungen...

„Du Mädchen",der Crank zeigte mit seinem schrumpeligen Finger auf mich. „Komm her."
Ich befolgte seine Anweisung und trat ein paar Schritte nach vorn. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und Newt griff nach meinem Handgelenk. „Ist schon gut.",hauchte ich ihm zu und er ließ mich gehen.
„Noch ein Stück."
Also ich schließlich so nah vor ihm stand, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren konnte, fielen mir die vielen kleinen Äderchen auf, welche sich über seine gesunde Gesichtshälfte zogen. Nicht mehr lange und er würde verrückt. Seine Zeit lief. Doch er versuchte sie zu stoppen. Er versuchte das Virus in seinem jetzigen Zustand einzufangen. Das erkannte ich an dem zarten Schlauch, welcher in seinen Hemdkragen verlief. Die transparente Flüssigkeit die durch ihn hindurch lief musste dieses Wundermittel sein, von dem ich geträumt hatte. Es sollte den Brand und dessen vollkommene Ausbreitung verlangsamen. Man nannte es auch den Segen. Doch im Grunde genommen dröhnten sich die, die es sich leisten konnten, damit zu, um ihr Empfinden zu verringern. Jeder wusste, dass es keine endgültige Lösung war.

Lawrence bemerkte meine seltsamen Blicke nicht, sondern fixierte sich auf meine Gesichtszüge, wie es mir schien.
Er hob langsam eine Hand und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Zitternd atmete ich ein und aus.
„So jung..."
Er nahm mein Kinn, hob meinen Kopf an und strich mit dem Daumen meinen Wangenknochen nach.
„Und so schön. Wie dein-..." „Es reicht!",brüllte Newt plötzlich. Ruckartig ließ der Crank mich los. Ich stolperte angsterfüllt zurück und Newts Arme umschlossen mich von hinten. Stille.
So banal es war, begann Lawrence zu lachen.
„Du scheinst sie ja zu mögen."
Newt atmete lautstark in mein Ohr. Ich spürte wie seine Hände zitterten.
„Das war eine Frage.",sprach er weiter. Newt antwortete nicht.
„Magst du sie?!" „J-Ja!",rief der Blonde fast.
Er hatte Angst. So selten er sie auch hatte. Jetzt war sie da.
Nur hatte Newt, wie ich in späterer Zukunft erschloss, keine Angst vor dem verstümmelten Mann, sondern vor dessen Erscheinung. Vor seinem Verhalten, seinem Aussehen, seinem Unterbewussten Handeln. Er hatte Angst so zu werden wie er.

„Das ist gut.", meinte Lawrence mit einem Blick auf Newts Arm. Aber wieso?
„Genieße es, bevor..." „Ich hab gesagt es reicht!",warf Newt erneut ein. Der Crank wirkte für einen Moment aus dem Konzept gebracht und starrte Newt in die Augen. In seinem Blick spiegelte sich so etwas wie...Mitleid?...wieder.

„Gally, was tun diese Kinder eigentlich hier?",wandte er sich nun von uns beiden ab.
„Ich hab selbst keine Ahnung, was sie hier machen. Also entweder haben sie einen bestimmten Grund oder sind einfach nur dumm." „Wegen den Chips." Soweit ich mich entsinnen konnte, waren dies die ersten Worte, die Newt seit dem Labyrinth mit Gally gesprochen hatte. „Wir Suchen einen Arzt, der uns die Dinger endlich raus holt."
„Und ihr denkt das klappt?!",kicherte der Crank krankhaft los. ,,Ihr glaubt ernsthaft ihr könntet in diese Stadt spazieren und findet jemanden der euch..." „Haben wir schon!",meldete sich Thomas.
„Wir haben jemanden. Wir müssen nur hinter diese verdammten Tore gelangen, nicht wahr, Jorge?" „Aber sowas von, Hermano. Dann ein paar Schnitte und schwups seid ihr frei."
Lawrence schien kritisch.
„Und was wollt ihr dann hier?"
„Gally sagte er kann uns helfen, wenn wir euch helfen.", meinte ich. „Das war die einzige Bedingung."
„Ach hast du das, mein Junge?" Nach einem schweren Schlucken nickte er.
„Ja. Sie wissen mehr als wir. Wir brauchen nur die Informationen die sie haben."
„Na gut. Aber unter einer Bedingung. Ihr bringt mir was mit."
Ich hatte eine Vorahnung, fragte aber dennoch nach, in der Hoffnung sie würde widerlegt werden. „Und was?"
„Den Segen...."

Learn to die (Maze Runner ff Newt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt