Der Segen. Segen. Durchsichtige Flüssigkeit, die durch einen Schlauch tropft. Segen. Der Segen hatte nicht gewirkt.
Ich wälzte mich hin und her.
Es ergab keinen Sinn. Sie war fest davon überzeugt gewesen. Segen. Das Heilmittel. Der Retter der Menschheit. Und nun...nichts außer der Verlust der Realität.
Sie lag dort. Blondes Haar, blaue Augen, weiße Kleidung. Auf dem Schild ihres Kittels in gravierten Buchstaben: Stone.
Das piepende Gerät neben der Gestalt. Es wird immer leiser. Leider und leiser. Die roten Frequenzen immer niedriger. Die Zacken der Anzeige werden flacher. Leiser und leiser. Flacher und flacher. Leiser und leiser. Flacher und flacher. Leiser und...stumm.
Stille. Leere. Nicht im Raum, sondern im Herzen.
Ein leeres und stilles Herz.
Nicht das Herz der Toten.
Das Herz der Überlebenden.
Leer, still und zerbrochen. Erneut.
Still rollt eine Träne über die Wange eines Mädchens. Sie sah aus wie die vom Brand geforderte Leiche. Blond, blauäugig, weiß gekleidet.
Die Träne lief über ihren Wangenkochen. Hinunter zum Kinn. Sie tropfte herab. Herab auf die kalte, stille Hand der Toten...Nach Luft schnappend schoss ich in die Höhe.
Schweiß perlte meine Stirn hinunter und ich wischte ihn mir mit dem Handrücken weg.
Meine Kleidung klebte an mir wie ein nasser Sack. Die anderen um mich herum schliefen.
Erschöpft raffte ich mich auf und versuchte durchzuatmen. Was war das für ein Traum? Was war das bloß für ein schreckliches Geschehen? War ich das? War ich diejenige, die gestorben war?
Es wurde stickig, zumindest hatte ich das Gefühl, als sei es so. Meine Luftzufuhr wurde knapp. Bei jedem Atemzug tat meine Lunge weh. Ein gewaltiges Stechen übte sich auf meinen Brustkorb aus. Dann spürte ich noch etwas anderes. Einen leichten Druck in Magengegend. Mir wurde ein wenig schwummerig.
So schnell es ging stürzte ich aus dem Raum, raus in den kalten Flur. Ich kraxelte mich an den Wänden entlang.
Beim besten Willen konnte ich mich nicht an den Weg zu den Badezimmern erinnern. Vor allem nicht bei dieser Dunkelheit.
Ich erkannte ein kleines Licht am Ende des Flures. Das musste wohl von dem Loch in der Decke des Parkhauses kommen.
Eine schmerzende Welle von Druck ergriff mich und ich rannte los, bevor es zu spät war.In der Mitte der Betonbaude angelangt, stützte ich mich über eine der grauen Banden, die einst dafür gesorgt hatten, dass Autos und Menschen nicht den Schlund hinunter fielen, und übergab mich.
Es war ein ekelhaftes Geräusch.
Und ein noch ekelhafteres Gefühl, als ich mich wieder zurück beugte und an der Bande herab sank. Ich schwitzte noch immer. Ob ich Fieber hatte? Oder nur eine Reaktion auf den Traum?
Ja, das musste es sein.Wackelig stand ich auf, während ich überlegte, was ich tun sollte. Ins Bett wollte ich nicht. Ich wollte nicht nochmal diese Qualen eines Alptraums erleben. Nicht heute.
Letztendlich ging ich ein Stück im Gebäude spazieren.
Ich ließ meine Finger über die kalten Betonwände streichen und atmete die erfrischende Prise ein, die mir entgegen kam. Wohl von einem Ausgang oder einem Loch in der Fassade.
Der nächste Flur, in den ich einbog, kam mir sehr bekannt vor. Es musste derjenige sein, hinter dessen Wand sich das Büro des Cranks befand.
Ohne darüber nachzudenken, gleitet von der Neugier, lief ich bis zum Ende des Ganges durch. Dort klopfte ich vorsichtig an die Tür.
Mein Verstand sagte mir es sei ein Fehler, aber ich hörte nicht darauf.
„Ja?!",krächzte es von drinnen.
Langsam drückte ich die Tür auf. Erst einen Spalt, durchatmen, dann ganz.
„Hallo.",begrüßte ich Lawrence leise und er sein Kopf schnellte herum. „Entschuldige!",warf ich in den Raum, wieder klar im Kopf und dessen bewusst, was ich hier gerade tat. Es hätte meinenTod bedeuten können. Ich wollte den Raum wieder verlassen, als er sagte:,,Nein, komm ruhig rein. Ich glaube ich kann dir helfen..."
Ich schloss die Tür hinter mir.
„M-Mir helfen?", fragte ich, während ich die Treppe hinab stieg.
Lawrence saß in einem Sessel, der Raum war von Kerzen beleuchtet und ein Stapel Bücher lag neben ihm auf dem Tisch.
„Ja. Komm jetzt her und setz dich."
Ich ließ mich auf dem Sessel ihm gegenüber nieder und rutschte nervös hin und her. Es war ein Fehler hierher zu kommen.
„Warum solche Angst?" Lag dort etwas Besorgnis in seiner Stimme?
„I-Ich h-habe keine Angst."
„Nicht sehr glaubwürdig, wenn deine Stimme vor Furcht zittert.",schmunzelte Lawrence und lehnte sich in zurück, seine Hände verschränkte er im Schoß.
„Ich weiß es nicht.",gab ich zu.
„Du weißt es also nicht? Das ist gar kein Problem...",meinte er. Seine Stimme hatte nicht länger Ähnlichkeit mit dem Monster, welches vor mir saß. Sie klang eher wie die eines netten Großvaters.
„...denn ich weiß es."
Mit gesenktem Blick runzelte ich die Stirn.
„Dir brennt eine Frage auf der Seele, nicht wahr?"
Jetzt wo er es sagte, ja. Ja, da war etwas.
„Sie hatten vorhin gesagt ich sei wie jemand...Wie wer? Wen meinten Sie?"
Nun sah ich ihm in die Augen. Es machte mir Angst. Noch mehr als zuvor. Und der Schein der Kerzen schien dies zu unterstützen.
Lawrence starrte mich an, als hätte er diese Frage nicht erwartet, wobei ich genau wusste, dass er nur darauf gewartet hatte.
Seine Augen wurden glasig und sein Blick löste sich von mir, nur um sich an einen Punk über meiner Schulter zu heften.
„Wie deine Mutter..."
„Sie kannten meine Mutter?"
„Sehr gut, sogar...Es war vor 20 Jahren, als ich sie zum ersten Mal traf. Zu der Zeit waren noch viele Städte bewohnbar. Wir trafen uns zufällig in einem Cafe in der Nähe von Phoenix. Alice war zu dieser Zeit eine Ärztin bei Wicked und ich ein einfacher Bauarbeiter.
Sie war mir sofort aufgefallen mit ihrem wunderschönen goldenem Haar, den Ozeanblauen Augen und diesem verzauberndem Lächeln. Eine wahre Schönheit." Der Crank selbst lächelte in sich hinein. Jedoch schienen die Erinnerungen im Schmerzen zu bereiten.„Wir kamen ins Gespräch und wurden Freunde. Beste Freunde. Bis sie irgendwann einen Mann kennenlernte. Deinen Vater. Harold Stone.
Sie kannten sich gerade mal zwei Monate, da haben sie geheiratet. Ein Jahr später kam dann dein Bruder..."„Thomas...",flüsterte ich und Lawrence sah auf. „Der Junge, den ihr mitgebracht habt?" Ich nickte.
„Jedenfalls...Alice hatte mir versprochen, wir würden auf ewig Freunde bleiben, wobei sie nie gemerkt hat, wie sehr ich sie tatsächlich mochte. Es dauerte eine Weile, ich denke es waren so zwischen ein und zwei Jahre, dann kamst du zur Welt. Du kannst dich sicher nicht mehr daran erinnern, aber ich habe immer auf dich und deinen Bruder aufgepasst, wenn eure Eltern lange gearbeitet haben. Und eines Tages bekam Alice einen Brief. Sie sollte versetzt werden. Sie sollte in der Hauptzentrale Wicked's arbeiten, was bedeutete sie musste die Stadt verlassen. Harold konnte natürlich mit ihr kommen. Aber ich nicht. Ich blieb zurück. Alice meldete sich immer mal wieder und ich besuchte sie, doch es hielt nicht lange an. Ohne einen Grund brach die den Kontakt ab und meinte es sei besser so, ich solle ihr vertrauen, sie wolle niemanden verletzten.
Also nahm ich es hin. Dies war das letzte Mal, dass ich etwas von ihr gehört hatte. Bis ich eines Morgens die Zeitung auf schlug. Ich weiß noch ganz genau wie die Seite aussah. Ihr Name in dicker Schrift, ganz Oben.
Alice Stone
Und darunter eine Todesanzeige.
Nicht dem Virus zum Opfer gefallen, sondern..."
„Einer Überdosis Segen.",vollendete ich den Satz. „Ich weiß."
„Woher? Das kann nicht sein."
„Ich habe es geträumt. Ich..."
„Geträumt?!",schrie Lawrence plötzlich und sprang auf.
„Du hast geträumt das deine Mutter stirbt. Deine wundervolle Mutter! Und du hast es geträumt, ohne das es dich interessiert! Ohne jegliche Trauer! Du hättest sterben sollen! Nicht sie! Wegen dir und deinem Bruder hat sie sich umgebracht! Weil sie dachte sie schützt euch! Weil sie dachte sie würden euch in Frieden lassen, wenn sie ihr Gehirn auseinander nehmen könnten!"
Er schnaufte, die Spucke flog. Seine Augen glänzten.
Es waren keine Tränen. Es war der Brand.
Ehe ich reagieren konnte, griff Lawrence nach meiner Kehle und drückte zu. Ich röchelte und schlug um mich.Meine Mum war nicht am Brand gestorben, so wie es mein Traum mir gezeigt hatte. Nein, nicht der Traum, sondern ich hatte es falsch gedeutet. Es war nicht so, dass der Segen versagt hatte. Es war so, dass sie mehr als nur die zeitliche Betäubung des Mittels spüren wollte. Sie wollte eine Betäubung für die Ewigkeit bestimmt.
Ich kratze, trat und biss. Doch es half nichts. Meine Energie schwand, meine Lunge gab auf und das letzte was ich sah war dieses Glänzen in den Augen des Cranks.
Der pure Wahnsinn, der sein Hirn zerfraß...
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Learn to die (Maze Runner ff Newt)
Fiksi Ilmiah„Was sollen verdammt nochmal diese ständigen Wutausbrüche?! Du warst doch sonst nicht so!",rief ich verzweifelt. „Du willst also wissen was los ist?! Du willst wirklich wissen, was ist?!",schrie er.... Erneut sind Mel und ihre Freunde in die Fängen...