Party time

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"Was soll ich bloß anziehen?" fragt Clara verzweifelt. Sie steht in Jogginghose vor ihrem Kleiderschrank und ist kurz vorm ausflippen. Der Film war ganz ok gewesen, nur hatte er Überlenge, was dafür sorgte, dass Clara jetzt statt einer Stunde zum fertig machen, nur 30 Minuten hat. Wie ich findet genug Zeit, aber für Clara ein Weltuntergang. "Was hällst du davon?" fragt Tessa und hällt Clara einen Rock hin, der viel zu kurz für meinen Geschmack ist. "Du bist meine Rettung Tessa." meint Clara und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Schnell schlüpft sie in den Rock und in ein passendes Oberteil. "Was ziehst du eigentlich an?" will Tessa wissen und dreht sich zu mir um. Sie selbst hatte schon für den Fall, das wir auf eine Party gehen würden ein passendes Outfit für sich eingepackt. Daher war sie nach 10 Minuten angezogen und mit ihrem Notfallschminkset geschminkt. "Keine Ahnung." antworte ich und zucke mit den Schultern. "Vielleicht geh ich einfach in meinem Pyjama, ich meine das merkt doch eh keiner so besoffen wie die da alle sind. Für den Kommentar bekomme ich Tessas Todesblick ab. "Ich weiß was sie anziehen könnte." meint Clara, die vor ihrem Schminktisch sitzt. "Und was?" frage ich. "Das Kleid. Wir haben es heute beim shoppen gefunden und dachten uns gleich du würdest darin toll aussehen. Eigentlich wollten wir es dir zum Geburtstag schenken, aber da es hier einen Notfall gibt, kannst du es auch jetzt schon haben." Tessa holt eine Tüte aus ihrem Rucksack und hällt sie mir hin. "Los zieh es an. Du wirst es lieben." meint sie als sie mir die Tüte hinhält. Ich nehme die Tüte und werfe einen Blick hinein. "Komm schon zieh es endlich an." nervt Clara. Als ich das Kleid anhabe werfe ich einen Blick in den Spiegel. Ich sehe darin wirklich nicht schlecht aus. Auch wenn es ruhig ein bisschen länger sein könnte. "Danke." sage ich und drücke Tessa und Clara einmal ganz fest. Die beiden sind echt tolle Freundinnen, auch wenn sie mich auf diese Party zwingen. Als Clara fertig ist mit schminken gehen wir leise aus dem Haus. Doch gerade als Clara die Tür hinter sich schließen will kommt Lukas aus seinem Zimmer. "Wo wollt ihr denn hin?" fragt er. "Einkaufen." antwortet Clara. "Klar, in den Klamotten und um diese Uhrzeit." meint er und mustert mich von oben bis unten. "Wir müssen jetzt auch mal." sag ich und schiebe Clara und Tessa nach draußen. "Viel Spaß." ruft er uns noch hinter her. An Claras Auto angekommen frage ich sie:" Sag mal was sollte das? Wieso hast du ihm nicht einfach gesagt wo wir hingehen?"
"Ach keine Ahnung. Ist ja auch egal." sagt sie und steigt in den Wagen. Ich setzte mich nach hinten und Tessa sich auf den Beifahrersitz. Im Auto schaue ich auf die Uhr. Es ist erst 22.30 Uhr aber irgendwie bin ich jetzt schon mega müde. Als Clara den Motor startet dreht Tessa das Radio voll auf. "Muss das so laut sein?" Schreie ich von hinten. "Was? Ich kann dich nicht hören." erwiedert Tessa. "Sehr lustig Tessa aber mach das gefälligst leiser, sonst kann ich mich nicht konzentrieren." meint Clara. "Schon gut ihr Spaßbremsen." sagt Tessa und dreht das Radio etwas leiser. "Wie lange brauchen wir eigentlich noch?" frage ich. "Noch 10 Minuten. Du wirst begeistert sein, das Haus ist riesig." antwortet Clara. "Und warte ab bis du den Pool siehst. Der ist so cool." meint Tessa. Und tatsächlich, als wir nach 10 Minuten vor dem Haus parken, bin ich wirklich ein wenig überrascht. Clara hatte nicht zu viel versprochen, das Haus ist wirklich riesig. In den Fenstern des großen Gebäudes blitzen verschiedene Farben von Lichtern auf. Ich kann die Musik schon vom Auto aus hören. "Kommt lasst uns aussteigen und auf die Party des Jahres gehen." sagt Tessa. Wir öffnen alle gleichzeitig die Türen und steigen aus. Nun kann es losgehen. Als Clara die Tür des Hauses öffnet kommt uns stickige Luft entgegen. "Wieso genau wollen wir da nochmal rein." frage ich. "Jetzt jammer nicht. Geh rein und hab Spaß." meint Clara und schiebt mich ins Haus. Überall sind Menschen und die Musik dröhnt mir in den Ohren. "Vielleicht sollte ich doch lieber gehen." sage ich zu Tessa, wobei ich fast schreien muss damit sie mich versteht. "Kommt gar nicht in frage." entgegnet sie. Sie packt meine Hand und zieht mich geradewegs zu den Getränken. "Hier jetzt trink erstmal was." mit diesen Worten drückt sie mir einen roten Plastikbecher in die Hand. "Leute ich werd mal Tyler hallo sagen, wir sehen uns später." schreit Clara durch die Menge. "Ok mach das." schreit Tessa zurück. Ich drücke währenddessen einem Typen der an mir vorbeigeht meinen Becher in die Hand. "Ey, das hab ich genau gesehen. Du sollst das selber trinken und  es nicht irgendwem anders geben." meint Tessa beleidigt. "Ich trink nunmal kein Bier." erwiedere ich. "Dann werd ich eins für dich mit trinken." sagt Tessa und nimmt sich zwei Becher. "Ist das da hinten nicht dein 21 jähriger Studententyp?" frage ich und zeige zur Eingangstür. "Stimmt. Ich geh gleich mal zu ihm hin." meint sie aufgeregt und schon ist sie verschwunden. Ich schaue mich um. Ein paar Gesichter kommen mir bekannt vor, aber die meisten habe ich noch nie gesehen. In einer Ecke des Raumes übergibt sich gerade ein Junge in ein Topfpflanze. Ich rümpfe die Nase und schau schnell woanders hin. "Ey Süße, willst du was trinken." fragt mich ein ziemlich betrunkener Typ. "Nein danke." sage ich und schiebe mich an ihm vorbei. Solche Partys sind einfach nichts für mich. Ich drängel mich an einer Gruppe kichernder Mädchen vorbei, die direkt im Gang steht. Ich schau mich suchend nach Clara um. Ich hab es mir anders überlegt, ich werd nach Hause fahren. Ich gehöre einfach nicht auf Partys. Ich werde mir einfach ein Taxi rufen und dann bei Clara auf die beiden warten, doch dafür muss ich erstmal Clara finden. Sie hat nämlich die Autoschlüssel und die brauch ich um an mein Geld zu kommen, das ich im Auto gelassen habe. Doch keine Spur von Clara oder Tessa. Da sehe ich Tyler mit ein paar Freunden in einer Ecke stehen. Der müsste wissen wo Clara ist. Ich gehe zu ihm hin. "Hi Tyler, hast du Clara gesehen?" frage ich ihn. "Ne. " antwortet er. "Aber ich weiß wo sie ist." meint ein Junge den ich noch nie zuvor gesehen habe. "Und wo?" frage ich. Der Junge erwiedert:" Sie wollte mit irgendso einer Tessa glaub ich und noch ein paar anderen Jungs zu einer Studentenparty fahren. Daher haben sie vor 5 Minuten die Party verlassen."
"Ok, danke." antworte ich und versuche zu realisieren, das Tessa und Clara angeblich ohne mich weiter gefahren sind. Um mich davon zu überzeugen, dass die beiden wirklich weg sind, laufe ich nach draußen. Tatsächlich steht das Auto mit dem wir vor weniger als 15 Minuten hier angekommen sind, nicht mehr auf dem Parkplatz. So viel zu:" Lasst uns auf Party des Jahres gehen." So toll ist die Party dann ja doch nicht, sonst wären sie ja wohl nicht weiter gefahren. Die beiden haben mich einfach hier vergessen. Sie haben ernsthaft ihre beste Freundin auf einer Party vergessen, auf die sie nicht mal wollte. Ich sollte mich auf das wesentliche konzentrieren statt mich aufzuregen. Wie komme ich am besten nach Hause. Die einzige Möglichkeit ist wohl laufen, ein Taxi kann ich mir ja ohne Geld schlecht rufen. Ich laufe also los, in der Hoffnung, dass ich in die richtig Richtung laufe. Nebenbei, versuche ich Tessa oder Clara zu erreichen, aber keiner der beiden geht an ihr Handy. Es ist extrem kalt und dunkel. Wenn ich an einer Laterne vorbeigehe kann ich meinen Atem sehen. Um mich warm zu halten verschränke ich die Arme vor der Brust. Vielleicht hätte ich tatsächlich in meinem Pyjama hierher kommen sollen, dann wäre mir wahrscheinlich jetzt etwas wärmer. Hin und wieder fährt ein Auto an mir vorbei. Kurz spiele ich mit dem Gedanken per Anhalter nach Hause zu fahren, aber ich habe doch irgendwie zu viel Angst vor irgendwelchen Spinnern. Also laufe ich weiter zu Fuß. Als ich an einer Kreuzung ankomme, kommt mir keines der Starßennamen bekannt vor. Ich entscheide mich dafür einfach weiter geradeaus zu gehen. Gerade als ich die Straße gerade überqueren will, kommt ein Auto von hinten angefahren. Genervt bleibe ich stehen und warte bis das Auto über die Kreuzung fährt, stattdessen bleibt es neben mir stehen. Die Tür des Autos geht auf und es steigt wer aus. Wieso steigt der jetzt aus? Ich bekomme Panick und schau schnell zur anderen Seite. Vielleicht ist einfach was mit seinem Auto kaputt oder so. Ich höre wie Schritte in meine Richtung kommen. Kurz überlege ich wie gut meine Chancen stehen wegzulaufen, aber ich kann mich nicht bewegen. Ich stehe einfach wie angewurzelt da. Als die Schritte aufhören sprüre ich wie mir etwas um die Schulter gelegt wird. Eine Jacke. Ich drehe mich zu der Person um. Im nächsten Moment bereue ich es aber auch schon wieder. Mr. Cumberbatch steht hinter mir. Vielleicht wäre jetzt wirklich die beste Möglichkeit zu rennen. "Da lässt man dich einmal einen halben Tag aus den Augen und schon rufst du Leute an, gibst dich als deren Freundin aus und läufst nachts alleine im dunkeln durch die Gegend. Wie hast du die Jahre ohne mich überlebt?" fragt er und grinst. "Hi Mr.Cumberbatch." Ist das einzige was aus meinem Mund kommt. "Du must dringend ins Warme. Ich werde dich nach Hause fahren." sagt er und schiebt mich regelrecht in sein Auto. Auf dem Beifahrersitz ist es kuschelig warm. Ich ziehe die Jacke enger an mich. Sie riecht nach Mr.Hot. Die Uhr des Autos zeigt 01.23 Uhr an. Als er den Motor startet kommt warme Luft aus der Lüftung. Langsam fange ich an meine Hände wieder zu spüren. Ich lehne mich gegen das Fenster und schaue nach draußen. Ich merke wie meine Augen langsam zu fallen und das nächste an das ich mich erinnere ist, das ich hockschrecke. Was ist gerade passiert ? Ich bin wohl kurz eingenickt, doch jetzt bin ich hellwach. plötzlich realisiere ich, was gerade vor sich geht. Mein Herz fängt an wie wild zu schlagen. Ich sitze gerade ernsthaft in Mr.Cumberbatchs Auto, habe seine Jacke über den Schultern und lasse mich von ihm mitten in der Nacht nach Hause fahren. Die Autouhr zeigt 01.28 an. Aus dem Radio kommt leise Musik. Wie kann ich nur so müde gewesen sein? Ich bin gerade tatsächlich auf dem Beifahrersitz des Autos meines Lehrers engeschlafen. Ist das peinlich. Was denkt er jetzt nur von mir. Vielleicht hat er ja gar nicht bemerkt das ich 5 Minuten geschlafen habe. "Na schon wieder wach?" fragt er, mit dem Blick weiterhin auf die Straße gerichtet. Er hat es doch bemerkt. Ich merke wie ich mal wieder rot werde. "Ja." antworte ich. Darauf folgt Stille. Ich schaue aus dem Fenster. Was mache ich hier überhaupt? Wär ich doch lieber einfach weggelaufen. Andererseits mag ich es neben ihm zu sitzen und hier drin ist es schön warm. Mittlerweile kommen mir die Häuser an denen wir vorbeifahren wieder bekannt vor. "Wie kommt es das du um diese Uhrzeit unterwegs bist?" fragt Mr.Cumberbatch auf einmal und bricht damit die Stille. "Ich könnte sie das gleiche Fragen." murmel ich.  "Nur ist der Unterschied, dass ich im Gegensatz zu dir volljährig bin und nicht nachts alleine in der Kälte durch die Straße laufe." Wir biegen in meine Straße ein.  "Wenn ich dich jetzt gleich zu Hause abliefere, treffe ich dann deine Eltern an?"
Ich schüttel den Kopf, bin mir aber nicht sicher ob er es sehen kann. "Dann hast du noch mal Glück gehabt. Ich hätte ihnen nur allzu gerne erzählt wo ich ihre Tochter gefunden habe." meint er und fährt auf unsere Auffahrt. Als der Wagen zum stehen kommt antworte ich: "Ok, was wollen sie, im Gegenzug für ihr schweigen?" und drehe mich zu ihm hin, so das ich ihn angucken kann. "Wie kommst du darauf, dass ich etwas wollen würde ?"
"Irgendwie werde ich sie ja wohl zum schweigen bringen, also was ist ihr Preis?" frage ich. Sein Gesicht wird leicht von einer Straßenlaterne beleuchtet.  Er sieht müde aus. Er dreht sich zu mir und sagt : "Lauf nächstes Mal einfach nicht nachts alleine durch die Straßen hast du verstanden?" Ich nicke und denke, dass das alles ist was er als Gegenleistung verlangt. Doch da irre ich mich, denn er fügt hinzu:  " Und du bist mir einen Kaffee schuldig."
Ich verdrehe die Augen als er anfängt zu grinsen. "Ok gut, aber wehe sie petzen trotzdem meinen Eltern." Ich öffen die Tür des Autos und steige aus. Bevor ich die Tür zuschlage sage ich noch: " Danke das sie mich nach Hause gebracht haben. Ich würde wahrscheinlich sonst immer noch durch die Straßen irren." Er lächelt mich an und erwiedert: " Kein Problem." Ich will schon die Tür des Autos schließen als er noch sagt:" Ach und denk an das versprechen das du mir heute morgen gegeben hast. Ich zähle darauf das du morgen für den Test lernst."
"Klar." antworte ich und schließe die Tür. Ich gehe die Treppen zum Haus hoch und hole unter dem Blumentopf den Ersatzschlüssel hervor. Damals fand ich es immer schwachsinnig einen Schlüssel zu verstecken und dann auch noch an einem so aufälligen Ort. Heute aber bin ich froh das meine Eltern einen Zweitschlüssel draußen plaziert haben. Ansonsten würde ich die Nacht wohl im Garten verbringen müssen. Ich schließe die Haustür auf und drehe mich noch einmal um. Ich sehe wie Mr.Cumberbatch immer noch auf dem Parkplatz steht und darauf wartet, dass ich ins Haus gehe. Ich trete also ein und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Den Zweitschlüssel werfe ich auf die Kommode die im Flür steht. Im Haus ist es kalt. Ich hatte die Heizung ausgestellt bevor ich zu Clara gefahren war. Aus Reflex ziehe ich die Jacke noch enger um mich. Die Jacke. Ich hatte ganz vergessen Mr.Hot seine Jacke wieder zu geben. "Darum kümmer ich mich morgen." sage ich zu mir selbst. Mich überkommt die Müdigkeit. Ich schleppe mich die Treppe hoch und schmeiße mich aufs Bett. Mir ist es egal das ich immernoch mein Partykleid anhabe. Ich kuschel mich in meine Decke und rieche an Mr.Hots Jacke. Was bin ich nur für ein Klische geworden. Drei Sekunden später fallen mir auch schon die Augen zu.

Endlich ist der zweite Teil fertig. Ich hoffe wie immer das Kapitel hat euch gefallen und ihr hattet Spaß beim Lesen.

Eure Lola💕

Benedict Cumberbatch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt