"Es ist Montag." schreie ich und vergrabe mein Kopf im Kissen. Heute ist der erste Schultag nach den Herbstferien. Ein Teil von mir freut sich tatsächlich auf die Schule. Vielleicht nicht auf die Schule, sondern eher auf Mr.Hot. Ich bin einfach zu müde um aufzustehen, also bleibe ich liegen. Vor meinen Augen sehe ich Mr.Cumberbatch. Seit dem Tag an dem er hier war, hatte ich ihn weder gesehen noch gesprochen. Wäre auch komisch gewesen, wenn es anders wäre. Aber dennoch hatte ich die gesamten Ferien gehofft, er würde wiederkommen. Das tat er nicht. Was hatte ich auch erwartet? Es gab sogar Tage an denen ich mich fragte, ob das alles vielleicht nur ein Traum war. Ich meinen, ich hatte schon öfter realistische Träume. Den Gedanken verwarf ich dann aber doch wieder. Mein Wecker klingelt immer noch und ich erhebe mich endlich aus dem Bett. Draußen ist es noch nicht mal hell und ich friere, als ich aus dem Bett steige. "Wieso?" frage ich mich selbst. In den Ferien hatte ich tatsächlich gelernt. Dementsprechend unerholt war ich auch. Ich kann nicht verstehen wie Clara das schafft.
Meine Eltern müssten diese Woche wiederkommen. Ein Monat war fast vergangen seitdem ich auf dem Fest auf Mr.Hot gefallen war. All die Zeit konnte ich nicht aufhören an ihn zu denken. Ich hatte es wirklich versucht, doch irgendwas verband ich immer mit ihm.( Seien es nun die Brötchen die ich aß, die Automarke die am Fenster vorbei fuhr oder einfach ein Anruf, irgendwas brachte ich immer mit ihm in Verbindung.)
Diese Ferien war ich sogar rausgegangen. Nachdem Mr.Cumberbatch bei mir war, wäre ich fast durchgedreht. Ständig stellt ich mir Fragen wie: Wer hat ihn angerufen? War das seine Frau? Ist er verheiratet? Ich dachte er ist nicht verheiratet? Wieso denk ich überhaupt an meinen Lehrer? Was ist falsch mit mir?
Und es ging immer so weiter. Abends war es am schlimmsten. Meine gesamten Gedanken drehten sich um ihn. Also fasste ich den Entschluss, ich müsste raus. Tessa war im Urlaub und Clara musste höchstwahrscheinlich lernen, also ging ich alleine ins Kino. Klingt trauriger, als es ist. Wenn man es ganau bedenkt, interessiert es da doch eh keinen. Alle sind da um den Film zu schauen. Wahrscheinlich bemerkt nichtmal einer, dass du alleine bist. Es war sogar recht praktisch. Ich hatte mein Popcorn für mich, musste nicht mit wem streiten, wo man am Besten sitzten sollte und keiner redete mit mir. Ich konnte also in Ruhe den Film schauen. Beim rausgehen hatte ich dann aber das komisch Gefühl, ich müsste mich umsehen. Ich weiß nicht, ob ich ihn aus dem Augenwinkel gesehen hatte oder ob es einfach Zufall war. Aus dem Kinosaal nebenan, kam gerade Mr.Hot. Er unterhielt sich mit wem. Mit wem war mir egal. Die Tatsache das er da war löste in mir Panik aus. So schnell war ich schon lange nicht mehr gelaufen. Ich lief die Treppen des Kinos hinunter und rannte nach draußen. Ich bin mir immer noch ziemlich sicher, dass er mich bemerkt haben muss. Die Woche nach meinem Kinobesuch, hatte ich mir zwar immer wieder eingeredet er könne mich unmöglich bemerkt haben, doch wenn ich ehrlich bin weiß ich die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er mich gesehen hat. Da geht man einmal vor die Tür und dann passiert gleich sowas. Meine Ablenkung von ihm entpuppte sich als das Gegenteil. Die nächsten paar Tage musste ich einfach nur noch mehr an ihn denken. Nicht nur an ihn. Jetzt dachte ich auch noch über den Fakt nach, dass er nicht so einsam wie ich alleine ins Kino gegangen war. In meinem Kopf kamen nun Fragen auf, die sich um seine Begleitung drehten. In meiner Aufregung hatte ich nichts außer ihn sehen können. War sie weiblich gewesen oder war es nur ein Kumpel? Zu diesen Gedanken kam dann auch noch das Lernen. Das stellte sich als noch mühsamer heraus, wenn man Ferien hat.
Jetzt stehe ich hier. Vor meinem Spiegel und bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob das Outfit so ok ist. Nach fünf weiteren Outfits die ich anprobiere, entscheide ich mich wieder für das Erste. Natürlich bin ich mal wieder mega im Zeitdruck. Normalerweise brauch ich nicht so lange vor meinem Schrank, aber irgendwie habe ich das Gefühl ich sollte was hübsches am ersten Schultag anhaben.Die Tür fällt ins Schloss und ich mache mich auf den Weg zur Haltestelle. Im Bus schweifen meine Gedanken mal wieder zu Mr.Cumberbatch. Mittlerweile bin ich schon genervt von ihm. Er hatte sich nicht gemeldet. Hätte er tun können. Hat er aber nicht. So sehr ich mich auch freue, ich bin sauer. Ja, ich rede mir ein da ist nichts, aber er war nunmal bei mir zu Hause und irgendwie hatte ich wenigstens einen Anruf erwartet. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass wir telefonieren.
Auf dem Weg zur Schule steiger ich mich immer mehr in die Situation mit Mr.Hot rein. Ziemlich wütend komme ich in der Schule an. Meine Tasche schmeiße ich vielleicht etwas zu schwungvoll auf den Boden, denn die halbe Klasse schaut mich irritiert an. "Wir sind alle etwas genervt, dass die Ferien vorbei sind, dass ist aber kein Grund, es an deinem armen Rucksack auszulassen." meint Tessa. Ich setzte mich und verschränke die Arme vor der Brust. "Willst du darüber reden?" fragt sie. "Nein." antworte ich. Wieso wollen alle immer reden? Letzendlich tun sie es ja doch nicht. Genauso wie Mr.Hot. Tessa wendet sich wieder ihrem Handy zu und ich schmolle vor mich hin.
Mr.Cumberbatch kommt pünktlich mit dem Klingel in den Raum spaziert. Gut gelaunt setzt er sich und verschlechtert meine Laune dadurch nur noch mehr. Er schaut durch das Klassenzimmer und begrüßt uns dann:" Hallo Leute. Ich hoffe ihr hattet schöne Ferien."
Ja, total toll. Er fährt fort:" Ich würde heute gerne mit dem neuen Stoff weiter mache, also schlagt Seite 45 auf."
Jetzt soll ich auch noch was neues lernen. In dem Zustand? Ich spüre, wie er zu mir rüberschaut. Die Arme immer noch vor der Brust verschränkt, schaue ich in seine Richtung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich leicht gereizt aussehen muss. Er bedeutet mir mein Buch aufzuschlagen, doch ich denk nichtmal dran. Auf keinen Fall spiele ich heute nach seinen Regeln. Auch wenn ich seine Schülerin bin. Ein Anruf wäre doch nicht zu viel verlangt. Mir hätte auch eine Nachricht gereicht. Irgendwas nach seinem Aufkreuzen vor meinem Haus. Irgendwas nach dem fast Kuss, dem Hochheben oder auf meinem Bett liegen.
"Emilia, würdest du bitte dein Buch öffnen." er klingt so verdammt nett.
"Nein." mehr sage ich nicht. Ein einfaches, trockenes Nein. Er schaut mich an. Versucht zu verstehen, wieso ich so widerspenstig bin. "Müssen wir das draußen klären?" fragt er. Ich zucke nur mit den Schultern. Sofort steht er auf und geht zur Tür. Ich bleibe sitzen, doch als er die Tür öffnet erhebe ich mich und laufe ihm nach. Die gesamte Klasse ist still. Sobald ich draußen bin, werden sie flüstern, sich fragen wieso ich nicht einfach mein Buch öffne. Draußen angekommen schließt er die Tür. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er sauer ist oder sich einfach Sorgen macht. "Was sollte das?" fragt er. Sein Geruch macht es schwer sich zu konzentrieren. "Keine Ahnung. Mir war nicht danach das Buch zu öffne. Genauso wie Ihnen wohl nicht danach war sich zu melden, nachdem Sie ohne Erklärung gegangen waren." Sein Blick verändert sich. "Darum geht es." sagt er nur und schaut mich weiterhin an. Was dachte er denn? Das ich eben so hinnehme, dass er ohne ein weiteres richtiges Wort gegangen war?
"Ja darum geht es."
"Hör zu, ich erklär das später." meint er und kommt ein wenig näher. Ohhh nein, dass lässt er schön bleiben. Ich trete einen Schritt zurück und sage:" Sie brauchen das nicht zu erklären, es geht mich ja nichts an." Er schaut mich genervt an. "Jetzt fang nicht so an."
Wieder kommt er auf mich zu. Ich weiche zurück und stelle sicher, dass hinter mir keine Wand istn ansonsten wäre ich sofort wieder gefangen. "Bleib doch mal stehen." Sein Ton ist strenger. Also bleibe ich stehen. Dann soll er eben so dicht kommen wie er will. Interessiert mich eh nicht. Er macht einen weitere Schritt.
"Mr.Cumberbatch, Emilia, so ein Zufall das ich Sie hier gerade treffe." Sowohl Mr.Cumberbatch, als auch ich zucken zusammen. Wir gehen beide jeweils einen Schritt zurück und schauen in die Richtung der Stimme. "Herr Direktor, was eine Freude Sie zu sehen." sage ich und setze ein gekünsteltes Lächeln auf. Mr.Cumberbatch nickt ihm nur zu. "Ich hoffe sie beide haben in den Ferien ordentlich zusammen geübt, so wie es abgesprochen war. Ich kann es kaum erwarten Emilias Fortschritte zu sehen."
Mr.Cumberbatch und ich schauen uns an und er sagt nach einer kurzen Stille:" Natürlich haben wir das. Nur konnten wir leider nicht jeden Tag lernen, da ich einige private Probleme hatte."
"Aber dennoch habe ich durch seine Hilfe in den Ferien viel gelernt, Sie werden begeistert sein." sage ich. "Das freut mich zu hören. Ich muss dann jetzt auch weiter, man sieht sich."
Mit diesen Worten geht er. Wir schweigen einander an, bis wir sicher sein können, dass der Direktor verschwunden ist. Mr.Cumberbatch bricht die Stille, indem er meint:" Danke. Ich wäre in Teufelsküche gekommen, hätte er gemerkt, dass ich nicht mit dir gelernt hab." Ich starre nur auf den Boden. Ich hatte ganz vergessen, dass wir hätten zusammen lernen sollen. Er hatte scheinbar auch nicht dran gedacht.
"Lass uns reingehen. Ich erkläre es dir nachher." meint er.
"Wie ich schon sagte, Sie müssen mir gar nichts erklären."
Und wieder zurück beim eigentlichen Thema. Wieder macht er einen Schritt auf mich zu, doch ich drehe mich zur Tür und öffne sie. Ich hatte unrecht, es ist mir nicht egal, ob er nah ist oder nicht. Er hält mich fest und schließt die Tür wieder. "Könntest du bitte aufhören so bockig zu sein."
"Lassen Sie mich los." zische ich und versuche Augenkontakt zu vermeiden. "Mach ich, wenn du mir versprichst, dass ich mich nachher erklären darf." Ich starre einfach nur wütend auf seine Schuhe. "Haben wir einen Deal?" Ich nicke nur. Er lässt mich los und sofort reiß ich die Tür auf und renne förmlich zu meinem Platz. Während Mr.Hot mit dem Unterricht fortfährt, starre ich nur auf mein Blatt. Der Direktor hätte uns fast erwischt. Bei was eigentlich erwischt? Bei nichts. Wieso fühlt es sich dann nicht so an? Ich war wütend. Nicht nur auf ihn, sondern viel mehr auf mich selbst. Ich hätte nicht zulassen sollen, dass unser Gespräch in diese Richtung verläuft. Dass ich anfange über das Treffen in den Ferien zu reden. Jetzt habe ich selbst Schuld, dass er mit mir darüber spricht. Ich hätte es einfach vergessen und mich nicht, wie eine eifersüchtige Schülerin aufführen sollen, die sich einbildet, sie kenne ihren Lehrer besser als alle anderen. Dabei hatte ich mich auf ihn gefreut. Ich wollte ihn ja wiedersehen, auch wenn mir bewusst war, dass es komisch werden würde. Wieso hatte ich nur meine Gefühle nicht unter Kontrolle?
So viele Fragen...
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Benedict Cumberbatch
RastgeleDie 17 jährige Emilia hat ein Problem, ihre Noten. Sie steht kurz davor nicht versetzt zu werden, doch dann kommt ein neuer Lehrer namens Benedict Cumberbatch der versucht ihr alles beizubringen was er weiß. Auch wenn das nicht immer mit Schule zu t...