Klopf,klopf,klopf

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Klopf,klopf,klopf. Wer auch immer es wagt mich so früh zu wecken, muss lebensmüde sein. Ich schleppe mich nach unten, ohne darüber nachzudenken, dass ich im Pyjama bin.  Es sind mittlerweile Herbstferien und ich sehe es daher nicht ein meinen Tag so früh am morgen zu beginnen. Als ich die Tür öffne, kommt mir ein Windhauch kalter Luft entgegen und schon sehne ich mich nach meinem warmen Bett. Zuerst erkenne ich nur die Umrisse der Person, da meine Augen sich noch nicht an die Helligkeit gewöhnt haben. Nach und nach wird meine Sicht klarer. Mit einem Ruck schließe ich die Tür, was zu einem lauten Knall führt. "Ich freu mich auch dich zu sehen." sagt die Person hinter der Tür und lacht. "Was wollen Sie hier?" frage ich, auf einmal hell wach. "Deine Mutter hat mich gebeten nach dir zu sehen." meint er. "Sie lügen." rufe ich. "Komm schon Emilia, lass mich rein."
Nein, da kann er lange warten. Ich werde die Tür nicht öffnen. "Ich hab frische Brötchen." Ohhhh. Hunger hätte ich schon. Nein. Ich bleib stark. Außerdem wäre es peinlich, wenn er mich mit zerzausten Haaren und im Pyjama sieht. Aber Brötchen... Ich kann nicht anders. Ich öffne ganz langsam die Tür. Nur ein Spalt, um zu schauen, ob er wirklich Essen dabei hat, doch ehe ich mich versehe hat er die Tür schon aufgedrückt und steht neben mir im Flur. Er mustert mich grinsend von oben bis unten, drückt mir dann eine Tüte in die Hand und zieht seinen Mantel aus. Wie konnte Mom ihm nur sagen er soll nach mir schauen? Ich bin kein kleines Kind mehr und wenn, dann hätte sie irgendeinen Verwandten fragen sollen und nicht Mr.Hot.
Mr.Cumberbatch steht ernsthaft in meinem Flur. Er schaut mich erwartungsvoll an und erst da fällt mir auf, dass er wohl will, dass ich ihn in die Küche führe. Also laufe ich los. Er folgt mir. Am liebsten würde ich ihn wieder rausschicken, aber den Gefallen würde er mir wohl nicht tun. "Gut geschlafen?" fragt er. Dieser... Er weiß ganz genau, dass er mich geweckt hat. "Ja und selbst?" erwider ich und setze dazu noch ein gekünsteltes Lächeln auf. Was ihn zu amüsieren scheint. Er setzt sich an den Tisch und ich hole Aufschnitt, Teller und Messer aus dem Schrank. "Dir geht es also gut." stellt er fest. Ich weiß zwar nicht woran er das sieht, aber egal.
"Ja alles in bester Ordnung. Ich meine ich bin noch nichtmal drei Wochen alleine, von daher." Er nickt nur. "Kaffe?" frage ich und hoffe, dass er ablehnt. Denn ansonsten müsste ich welchen kochen und der wird meistens grauenhaft. "Oder Orangensaft." meine ich, obwohl ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, ob wir welchen da haben. "Wasser würde mir reichen." Ich hole ihm ein Glas Wasser uns setze mich gegnüber von ihm hin. Das Ganze erinnert mich nur zu sehr an meinen Traum. Diese Situation gerade ist zu verwirrend für mich. "Wie kommt es, dass meine Mutter Sie damit beauftragt hat, nach mir zu sehen?" frage ich und esse nebenbei eins der mitgebrachten Brötchen. Sie schmecken wunderbar. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so leckere Brötchen gegessen hab. Es ist eine kleine Entschädigung dafür, dass ich so früh schon mit Mr.Cumberbatch klarkommen muss. "Ich weiß es auch nicht. Vielleicht, weil ich so vertrauenswürdig bin." Daraufhin pruste ich los. "Der war gut" meine ich. Er wirft mir einen "Das war kein Witz" Blick zu, was mich nur nochmehr lachen lässt. Als ich mich wieder beruhigt habe murmel ich:" Also ich würde Sie nicht mit meiner 17 jährigen Tochter alleine in einem Raum haben wollen."
"Etwa Angst sie könnte nicht wiederstehen?" Fragt er, woraufhin ich antworte:" Wohl eher Angst das Sie nicht wiederstehen können." Er schaut mich lächelnd an und meint:" Reden wir immernoch über deine fiktive Tochter?"
"Wer weiß."
Während wir frühstücken unterhalten wir uns über alle möglichen Dinge. Ich erfahre, dass er umbedingt mal in die USA möchte um dort ein Jahr als Gastredner an einer Uni einige Vorlesungen zu geben. Ich bin irgendwie verwirrt und verunsichert, wieso er so private Details preisgibt, aber dann fällt mir wieder ein, dass ich völlig verschlafen im Pyjama vor ihm sitze und schon find ich das nur gerecht, dass er mir was über sich erzählt. Nach unserem Frühstück reden wir einfach noch weiter, bis plötzlich mein Handy anfängt zu summen. Es liegt neben meinem Teller und das Dislay zeigt meinen Alarm für 11.00Uhr an. Wir haben echt lange geredet. "Wofür ist der Alarm?" fragt er. Ich schaue von meinem Handy auf, in seine wunderhübschen Augen. Es ist schwer ihm zu antworten. Ich werde von diesen vielen verschiedenen Farbtönen in seinen Augen abgelenkt. Irgendwie schaff ich es dann doch einen klaren Gedanken zu fassen und erkläre: " Dafür, dass es Zeit ist aufzustehen." Er schaut überrascht und sagt dann:" Ich hätte dich gar nicht für jemanden gehalten, der sich einen Wecker am Wochenende stellt."
"Irgendwie muss ich es ja schaffen die Zeit zu finden die ganzen Hausaufgaben zu machen, die sie uns aufgeben." erwider ich, wobei ich immernoch gebannt in seine Augen starre. "Komm mir gar nicht erst so, immerhin hattest du letztens deine Hausaufgaben nicht, daher war ich gezwungen dir mehr aufzugeben." Er grinst mich an. "Touché. " sage ich nur und stehe auf. Ich fange an, das Geschirr zusammenzuräumen . Auf einmal steht Mr.Hot neben mir und nimmt es mir ab um es in die Geschirrspüle zu tun. "Das brauchen Sie nicht machen, Sie haben schon die Mühe auf sich genommen und sind früh hergefahren, dann können sie nicht auch noch aufräumen."
"Doch kann ich." sagt er und lässt mich mit leeren Händen neben dem Tisch stehen. Er räumt einieg Sachen in die Maschine. Er läuft erneut zum Tisch um das letzte Geschirr zu holen, als er abbiegt und plötzlich vor mir steht. Er schaut an mir runter und sagt:" Du siehst süß aus, solltest sowas öfter tragen." HAHAHA. Er macht es nicht gerade besser. "Ernsthaft, ich find diesen verschlafenen Look süß."
Weil ich ja auch will, dass mein Lehrer mich süß findet. Er zupft an meinem Oberteil und ich hab das Gefühl er ist noch näher gekommen. Komm schon. Küss mich. Wie in meinem Traum. Komm schon. Doch er bleibt stehen und rührt sich keinen Zentimeter. Einen Zipfel meines Oberteiles hält er immer noch in der Hand. Mir fällt eine Strähen ins Gesicht. Das ist der perfekte Augenblick. Komm schon streich sie mir aus dem Gesicht und küss mich. Er lässt mein Oberteil los. Mein Herz pocht. Ich bin mir sicher, dass er es hören kann. Plötzlich nähert er sich mir. Doch dann hält er inne. Er fängt an zu Grinsen und zieht die Augenbrauen hoch. Was? Wieso macht er das? Wir waren so nah dran. Sein Grinsen wird breiter und er tritt einen Schritt zurück. Na toll. Jetzt stehen wir beide voreinander und schauen uns einfach nur an. "Vielleicht sollte ich lieber gehen." sagt er und bricht damit die zum ersten Mal kaum auszuhaltende Stille.
"Nein, das müssen Sie nicht. Meine Mutter hat sich dazu verdammt hierher zu kommen dann können Sie auch ruhig ein bisschen bleiben. "
"Willst du das wirklich?" fragt er und auch ich frage mich das. Will ich das? Will ich das er bleibt? Er. Mein Lehrer. Zu Hause. Alleine.Mit mir.... Ich atme einmal tief ein und sage dann: "Wieso nicht. Ich meine es sind Ferien und ich hab eh nichts besseres zu tun." Er hat immer noch ein Grinsen aufgesetzt und es beunruhigt mich.  "Du könntest lernen." meint er. "Das Wort lernen möchte ich heute nicht aus ihrem Mund hören. Wenn sie wollen können sie bleiben, aber ich werde nicht mir Ihnen über Schule reden. Es sind Ferien und meine Eltern und ich haben vereinbart, dass ich erst ab der zweiten Woche lernen muss. "
Er verlässt die Küche und lässt mich verdutzt stehen.  Ich folge ihm und sehe das er in Richtung der Treppe geht. "Was tun Sie?" frage ich.
Er erwidert :"Dein Zimmer sehen."  Ohhhh nein. Das wird nicht passieren. Ich renne an ihm vorbei und stelle mich auf die ersten Treppenstufe. Ich verschränke meine Hände vor der Brust und schaue ihn an. Er mustert mich und versucht nicht loszuprusten. "Ach komm schon, so schlimm kann es nicht sein."  Da hat er ja keine Ahnung. In Gedanken checke ich mein Zimmer. Wo was liegt und wie schnell ich vor ihm oben sein könnte um Sachen in den Schrank zu stopfen. Das schaff ich niemals alles in der kurzen Zeit aufzuräumen. Auf dem Boden liegen zum Glück keine Kleidunsgsstücke verteilt, aber dafür sieht mein Schreibttisch aus wie ein Schlachtfeld. Mein Bett ist nicht gemacht und ich bin mir sicher, dass auf meinem Nachttisch noch Chips liegen.
"Sie können da auf keinen Fall hoch." meine ich.
"Ach ja ist das so?" fragt er und kommt einen Schritt näher. Ohne das ich etwas dagegen machen kann hebt er mich hoch. Er schmeißt mich über seine Schulter, sodass ich fast kopfüber hänge. "Mr.Cumberbatch nein." quike ich. Mit mir über der Schulter geht er die Treppen hoch. Ich strample mit den Beinen und versuche mich irgendwie zu befreien.  "Das tun Sie nicht! Wehe Sie gehen in mein Zimmer." sage ich wütend, während ich noch ein wenig mehr mit den Beinen zappel. "Was willst du dagegen machen?" fragt er lachend und hält meine Beine ein wenig fester, sodass ich sie nicht mehr bewegen kann. Oben angekommen ist es ein leichtes mein Zimmer zu finden. Alle Türen außer meine sind unbeklebt. An meiner kleben Fotos und Notizen. Er öffnet die Tür und ich akzeptiere meinen Untergang. Ab jetzt gibt es kein zurück mehr. Er schmeißt mich auf mein Bett und ich lande lachend auf meinem Rücken. Lachend? Ernsthaft? Aber ich kann nicht anders, ich pruste los. Das hier ist alles so surreal. Ich meine, steht mein Lehrer ernsthaft in meinem Zimmer? Doch mein Lachen vergeht, als ich bemerke wie er mich anschaut. "Was?" frage ich. "Nichts." antwortet er lächelnd. Auf einmal lässt er sich auf mein Bett fallen. Ich kann gerade noch ausweichen.  Wir schauen einander an und es fühlt sich gar nicht so an, als würde mein Lehrer hier neben mir liegen. "Hast du mich vermisst?" fragt er grinsend. Ich schnappe mir ein Kissen und schmeiße es zur Antwort nach ihm. Wir kennen beide die Antwort. Das macht es nicht gerade besser, aber was soll ich machen. Ich kenne ihn noch nicht sehr lange, dennoch habe ich dieses komische Gefühl. Ein Gefühl von Vertrauen, das man eigentlich erst Jahre über aufbauen muss. Etwa eine halbe Stunde liegen wir einfach nur so da. Jeder in seinen eigenen Gedanken. Wär es nicht mitten am Tag könnte ich glatt neben ihm einschlafen. Auch wenn alles in mir schreit, dass die Gedanken die ich habe falsch sind, würde ich ihn am liebsten den ganzen Tag neben mir haben. Ich werde durch ein Handyklingeln aus meinen Gedanken gerissen. Mr.Hot schaut zu mir rüber und ich meine:" Meins ist es nicht."
"Shit." erwidert er nur. So einen Ausdrucksweise hab ich gar nicht von ihm erwartet. Er wühlt in seiner Hosentasche und holt sein Handy hervor. "Ich hätte nicht herkommen sollen." murmelt er, als er auf sein Display schaut. Das Handy klingelt immernoch, doch er geht nicht ran. Stattdessen steht er von meinem Bett auf und meint: "Ich muss los." Er hetzt nach Unten und schnappt sich seine Jacke. "Warten Sie." Ich renne ihm hinterher. Was passiert gerade? Er ist schon dabei die Tür zu öffnen, das sage ich: "Danke für das Frühstück."  Es ist das einzige was ich hervorbringen. Ich bin einfach viel zu verwirrt. Er schließt Tür noch einmal und stellt sich vor mich. Er streicht mir mit seinen Fingern über die Wange und schaut mich an. Für eine Moment ist alles noch einmal ganz ruhig. Kein Stress, so als wären wir wieder in meinem Zimmer. Nur ganz kurz. Dann öffnet er auch schon wieder die Tür und tritt hinaus. Ein sanftes Lächeln ist auf seinen Lippen, als sich unsere Augen ein letzte Mal treffen. Dann schließt er die Tür und lässt mich verdutzt im Flur stehen. In meinem Kopf läuft die Szene auf dauerschleife. Wie das Handy klingelt, er nach Unten läuft, sich verabschiedet und geht. Ich stehe etwa 20 Minuten einfach nur so da. Meine Hand berührt meine Wande, dort wo seine Finger waren. Dann drehe ich mich auf einmal um und renne nach oben. Auf meinem Bett liegt sie. Er hatte seine Armbanduhr vergessen, die er abgenommen hatte, als wir auf meinem Bett lagen.
Immer noch wie in Trance gehe zurück ich in die Küche und  setzte mich an den Tisch. Selbst die Küche riecht noch nach ihm. In meiner Hand halte ich seine Uhr.

Da bin ich wieder!!!
 Ich hab es endlich geschafft, mal keine drei Monate für ein Kapitel zu brauchen. Wahnsinn oder? Ich hab das Gefühl ich bin wieder im flow, was bedeutet, dass die nächsten Kapitel hoffentlich alle ein wenig zügiger erscheinen. Versprechen kann ich leider nichts, aber ich werd mein Bestes geben.
Ich hoffe wie immer, dass das Kapitel euch gefallen hat und ihr Spaß beim Lesen hattet.

Eure Lola💕

Benedict Cumberbatch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt