Joker-Typ

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 Kapitel 34

Nora wusch sich im angrenzendem Badezimmer das dicke Makeup aus dem Gesicht bis sie sich selbst wieder erkennen konnte und legte ein Skalpell bereit, dass sie vorhatte zu benutzen. Die Frau im Nachbarzimmer war gerade dabei Victorius so heiß zu machen, dass er es wahrscheinlich nicht mal kommen sah, wenn sie ihm das Messer in die Seite bohrte. Ihre Perücke behielt sie dennoch auf und dann fühlte sie sich bereit, sich endlich diesem Mann zu stellen.
„Habt ihr mich vermisst?", fragte Nora und grinste, als sie außer Victorius stöhnen nichts weiter vernahm. Er war viel zu sehr damit beschäftigt der schwarzen Schönheit dabei zu sehen, wie sie auf ihm ritt, als das er auch nur einen Blick für Nora übrig hätte. Kurz war Nora enttäuscht, aber diese Tatsache machte es ihr einfacher, sich an den Rand des Bettes zu stellen und einen von Victorius Armen zu fassen und sein Handgelenk in die Handschellen schnappen zu lassen. Egal wer diese „Spielräume" einrichtete, dachte praktischerweise an alles. Handschellen an allen vier Ecken des Bettes und Schallschutzmatten an den Wänden, falls man es tatsächlich schaffte lauter zu sein als die Musik draußen. Es war ja fast eine Einladung hier jemanden anzuketten und zu Tode zu foltern. Victorius grinste ihren Möpsen zu, als sie auch seine zweite Hand befestigte und dann auf das Bett krabbelte.
Nora drehte sanft das Gesicht der Frau zu sich und lehnte sich ihr soweit entgegen, dass diese glaubte Nora wolle sie küssen. Stattdessen flüsterte sie: „Verschwinde, Süße. Dein Geld liegt auf der Kommode", säuselte Nora und obwohl ihre Stimme definitiv etwas erotischen an sich hatte schwang einer Kälte mit ihr mit die dafür sorgte, dass die Frau keine Sekunde zögerte. Mit weit aufgerissenen dunklen Augen erhob sie sich von Victorius Erektion und verschwand nackt aus dem Zimmer.
„Was ist los?", fragte der Idiot und runzelte immer noch nur die Stirn, als er Nora ins Gesicht sah. Als würde sie ihm bekannt vorkommen, aber er einfach nicht darauf kommen woher. Erst als Nora sich die Perücke herunterzog blitzte so etwas wie Erkenntnis in seinen Augen auf und Nora grinste breit.
Victorius zog an seinen Fesseln. Als Erstes nur um sich zu befreien, dann panisch als sie das Skalpell hervorholte und sich auf seine Brust setzte, immer darauf bedacht seinen Schwanz nicht zu berühren. Seine Erektion war zwar bereits in sich zusammen gefallen aber sie würde dennoch jeden Kontakt mit seinem liebsten Körperteil vermeiden.
„Fuck! Wag es ja nicht mach anzurühren du verdammte Schlampe!" schrie er ihr entgegen nachdem sie eine Weile dabei zugesehen hatte wie er sich wand und endlich begriff, dass er nicht von ihr weg kam. Nora grinste immer breiter und spiele mit dem Skalpell in der Hand herum, es war faszinierend zu sehen, wie sich die Beute im Netz wand.
„Bist du fertig? Oder willst du dich noch etwas müder strampeln? Ich hab Zeit, weißt du. Aber mir wird gerade langweilig und wenn mir langweilig wird, fange ich an Dinge zu zerstückeln", meinte sie etwas gelangweilt.
„DU VERRÜCKTES MISTSTÜCK!", brüllte er und das war der Moment, wo Nora das Lächeln verging. Sie wusste, dass es wohl zutraf aber verrückt genannt zu werden konnte sie von Mal zu Mal weniger leiden. Ohne etwas zu sagen, steckte sie hm die Klinge in den Mund und schnitt ihm einen Mundwinkel auf. Der Schrei war Ohren betäubend und das Blut, das sich auf seinem Gesicht und dem Bett verteilte, ließen sie die Nase rümpfen.
„NENN MICH NICHT VERRÜCKT!", blaffte sie zurück und geriet dann regelrecht in Rage und begann auf ihn einzustechen. Immer und immer wieder bohrte sich die schmale, kurze Klinge in seine Muskeln. In Höhe seines Brustkorbes drang es nicht mal bis zur Hälfte ein. Mit einem Skalpell konnte man definitiv niemanden erstechen, aber es verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung die Löcher in seine Haut zu sehen und ihn schreien zu hören.
Sie wusste nicht, wie lange sie auf ihm saß und zustach. Sie achtete darauf nichts Empfindliches zu treffen, das wollte sie sich für später aufheben aber irgendwann – als ihre Arme begannen müde zu werden – ließ sie von ihm ab und besah sich seinen Körper zufrieden.
„Du siehst aus wie ein Nudelsieb", gluckste sie vergnügt und fühlte sich wieder besser.
„Was mach ich als Nächstes?", philosophierte sie und betrachtete Victorius wie ein Maler eine leere Leinwand, dann fiel es ihr ein.
„Du wolltest Alec ein X in das Gesicht zu schneiden. Es wäre doch nur fair, wenn ich dir diesen Gefallen erwidere. Ich bin nicht sehr geübt aber ich hoffe du hast dafür Verständnis. Irgendwie bezweifle ich, dass es dir ebenso gut stehen würde wie Alec, aber ich habe seit einigen Monaten keine Vogue mehr gelesen also bin ich modisch nicht auf dem aller neusten Stand. Der Joker-Typ bist du definitiv nicht, mein Guter, das sieht furchtbar aus in deinen Mundwinkel."
Victorius gab schon seit einiger Zeit nur noch ein Winseln von sich und schien immer wieder nicht ganz bei der Sache zu sein.
„He! Nicht einschlafen, Viki!", maulte Nora und schlug ihn kräftig gegen die nicht malträtierte Wange.
„Wer einschläft, dem wird der Schwanz abgeschnitten!", grinste sie und fand sich dabei extrem lustig. Leider lachte Victorius nicht. „Oh komm schon du Spielverderber, der war gut! Wie unhöflich nicht über meine Witze zu lachen oder ... nur so halb. Moment, ob Joker-Typ hin oder her! Lachen ist gesund also..." Sie setzte die Klinge wieder an seinen anderen Mundwinkel an und schnitt etwas weiter als bei der anderen Seite. Er schrie, während Nora etwas angeekelt auf ihn nieder sah.
„Nope. Passt nicht, aber zumindest lachst du jetzt über meinen Witz!" kicherte sie und vergaß bei ihren Spielchen vollkommen die Zeit.
Sie bekam gar nicht mit, dass die Prostituierte von vorhin wieder den Raum betrat, wahrscheinlich um sich ihre Sachen zurückzuholen, die sie hier hatte liegen lassen. Doch als sie den Raum betrat erstarrte sie und stieß dann einen ohrenbetäubenden Schrei aus. 

Beta: Geany

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