Eifersucht

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Kapitel 20
Alec spürte wie das Adrenalin immer noch in seinen Adern brodelte, wie die Gier nach Blut und Gewalt sich langsam aber sicher seinen Weg an die Oberfläche bahnte und nur darauf wartete, etwas zerfleischen zu dürfen. Das Nora in seiner Nähe war beruhigte ihn nur wenig. Egal wie sein Plan bezüglich ihrer Person aussah: sie war nicht der Auslöser dieses Hungers.
Die bestialische Kreatur in seinem Inneren hatte sie als sein Lieblingsopfer erkoren, aber es gab sich auch mit anderen Menschen zu Frieden und bestand nicht auf ihren Tod. Ganz im Gegenteil. Nicht nur der Mann, sondern auch die Bestie würden sie vermissen, wenn ihr dunkles Leuchten erlosch.
Er sehnte sich nach ihr. Auch wenn er es ihr nicht zeigen konnte, glaubte ein Teil in ihm sie wäre eine passende Gefährtin für ihn. Doch dafür mussten sie diesen Teufelskreis durchbrechen und endlich einen Schritt aufeinander zu machen, anstatt sich zu umkreisen wie Feinde. Es war tragisch, doch während sich Nora in dieser Tragik wohl zu fühlen schien, hatte er nicht die Absicht es tatsächlich als solche Enden zu lassen.
Wenn sie sich weigerte ihn zu lieben dann musste er sie dazu zwingen. Er mag nicht so geschickt in Manipulation sein wie sie und schon gar nicht so clever, aber es gab einen psychologischen Effekt der auch bei ihr funktionieren würde. Unter den richtigen Bedingungen. Das Stockholm Syndrom.
Er würde sie einsperren in einen dunklen Raum, sie vögeln – notfalls gegen ihren Willen – und niemanden an sie heranlassen. Er musste der einzige Mensch sein zu dem sie Kontakt hatte. In so finsterer Einsamkeit würde ihre Liebe erblühen wie eine pechschwarze Rose. Aber dafür brauchte er Zeit und die hatte er momentan nicht.
„Wer waren diese Männer?", fragte Nora etwas verschlafen neben ihm. Sie hatte vor Stunden den Kopf an das weiche Polster des Beifahrersitzes gelegt und vor sich hin gedöst. Eine Autofahrt hatte immer diesen Effekt auf sie. Ab und zu hatte sie ihre Augen geöffnet um ihn anzusehen und um sicherzugehen, dass er noch immer da war – der Gedanke gefiel ihm. Dass auch sie Sehnsucht verspürte obwohl es ebenso bedeuten könnte, dass sie ihm misstraute.
„Ich weiß es nicht. Wie groß ist dein Hunger?" Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich um, als würde sie sicher gehen wollen, dass sie nicht verfolgt wurden.
„Die Leichen muss doch längst jemand gefunden haben?"
„Sicher, aber so schnell verfolgen sie uns nicht wenn diese Männer korrupt waren und sich nicht, wie Vorschriftsmäßig, in der Zentrale an und abmelden. Wir haben das Zimmer auf falschen Namen gemietet und der Wagen hat ein ausgedachtes Kennzeichen. Das wird die offiziellen Behörden eine Weile beschäftigen."
Das war Alec wirklich sorgen machte war die Tatsache, dass all diese Dinge bereits vor dem Eintreffen der Polizisten gegeben waren und man sie dennoch gefunden hatte. Es gab nicht viele Leute die seinen aktuellen Standort wussten und Nora konnte er definitiv als Verdächtige ausschließen. Blieb noch einer ... und an den kam er so schnell nicht rann.
„Wir könnten John fragen, ob er es herausbekommen kann," nuschelte sie und griff hinter ihren Sitz um die dort abgelegte Einkaufstüte hervor zu angeln. Sie zog sich die Kekse heraus, riss die Packung auf und begann zu Essen ohne dem Salat darin Beachtung zu schenken. Dafür, dass sie das Fastfood am Morgen so verschmäht hatte, verputzte sie das zuckersüße Gebäck in Rekordzeit. Er würde Frauen wohl nie ganz verstehen.
Sie bot ihm auch nichts an. Nicht weil sie es nicht getan hätte, aber sie wusste, dass er keine Süßigkeiten mochte und nahm lieber die mittlerweile kalten Pommes heraus und reichte ihm eine.
„Ich dachte, du bist clever," neckte er sie und beugte sich zu ihr herüber um ihr im wahrsten Sinne des Wortes aus den Händen zu essen. Nora zuckte mit den Schultern.
„Das weißt du und das weiß ich. Aber er nicht und wenn wir es geschickt anstellen ahnt er nicht, dass wir wissen, dass er uns verraten hat." Natürlich wusste auch sie, dass John, das war nicht sein richtiger Name aber der der auf seinem Grabstein stehen würde, die Quasselstrippe hatte sein müssen. Und Alec war froh auch diesen Informanten nicht so weit zu vertrauen, dass er Details über sein Vorhaben wusste. Er vertraute niemanden, den er für seine Treue bezahlen musste. Denn es gab immer einen der noch besser bezahlte.
„Nein, sein Grab wird später ausgehoben, wir kümmern und um Victorius, ich habe keine Lust auf der Stelle zu treten", widersprach er und das eigentlich in einen Tonfall der keine Widerworte zuließ. Doch das hatte Nora noch nie davon abgehalten sie ihm dennoch zu geben.
„Victorius hält uns für tot, er weiß nicht das wir ihn jagen, nur, das ein Auftragsmörder hinter ihm her ist und das kommt in seinem Job nicht gerade selten vor. Vicorius hat Zeit, aber da ist jemand hinter uns her. Den sollten wir als ersten Ausschalten, bevor er unerwartet mit einem Messer hinter uns steht." Sie hatte nicht unrecht, aber Victorius war ihm seit der Nacht seiner Flucht mit Nora, bei dem dieser Bastard hätte drauf gehen sollen, ein Dorn in seinem Fleisch.
Er hasste es, wenn etwas nicht sauber zu Ende gebracht wurde. Abgesehen davon, war er der letzte der überhaupt wusste das Nora existiert hatte, selbst wenn er sie und ihn für tot hielt. Und dann war da natürlich noch die Sache, dass er es sich gewagt hatte sie anzufassen.
Seine Hände auf ihren Körper war alles, woran er sich wirklich klar erinnern konnte, wenn er sich an diese Nacht zurückerinnerte. Alleine das genügte, um seine Vendetta zu rechtfertigen. Nora gehörte ihm! Ihm allein und niemand würde sie ihm streitig machen. Sobald er tot war, würde niemand mehr wissen das es sie gab und nie würde jemand nach ihr suchen. Sie würde nur für ihn alleine existieren. Sein Eigentum, sein Geschöpf, als wäre sie nur für ihn auf die Welt gekommen.
Er hatte keine Ahnung ob diese Besessenheit, dieser krampfhafte Wunsch sie ganz für sich zu haben, Liebe war. Aber er empfand nichts von diesen romantischen Gefühlen wie sie in Filmen oder in Büchern beschrieben wurden. So etwas hätte, neben dem Drang zu verletzen und zu töten, auch nicht stand halten können.
„Nein, Nora! Viktorius wird als Erster sterben, dabei verhandle ich nicht und es wäre mir lieb, wenn du bis dahin keine kleinen Jungs verführst oder mich anschießt!", fauchte er sie an und Nora sah ihm geradezu trotzig entgegen. Aber sie hatte keine andere Wahl als sein Vorhaben zu akzeptieren, denn das hier war keine gleichberechtigte Partnerschaft! Er war ihr Entführer, Gott verdammter und sie hatte zu tun, was er von ihr verlangte. Doch das Schnaufen, dass sie ausstieß, sagte ihm sehr deutlich, dass sie da ganz anderer Meinung war.
„Das ist dumm Alec, das könnte in einer verdammten Katastrophe enden! Und ich habe keine Lust plötzlich selbst zur gejagten zu werden!"
„Du bist die gejagte, Nora! Das warst du immer also hör auf mir zu widersprechen!" Doch seine Worte machten ihn sie nur noch wütender. Sie ließ die Pommes zurück in die Tüte fallen und verschränkte die Arme unter ihren Brüsten.
„Ich lasse nicht zu, dass du dein Leben wegen deinem Stolz riskierst. Wie lange willst du dich noch von deiner irrationalen Eifersucht auf Viktorius leiten lassen? Darum geht es doch in Wahrheit, oder? Du bist hinter ihm her, weil er mich geküsst hat!", gab sie zu bedenken und Alec knurrte ungehalten, weil sie einmal mehr den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Aber die Bestie in ihm sah das nicht als Dummheit, sondern als unvermeidliche Konsequenz. Der Mann würde sterben weil er Dinge angefasst hatte die ihm nicht gehörten und daran gab es nicht zu rütteln. Aber es war auch tatsächlich dumm. Einen Schritt nach dem anderen.
Die Vernunft gewann und er nahm die nächste Ausfahrt, um seinen Informanten einen Besuch abzustatten.  

Beta: Zitronenlimo


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