Chap I

580 32 3
                                    

Lustlos starrte ich auf die Regentropfen, die an der Fensterscheibe des Autos herunter liefen. Sie erinnerten mich an meine Kindheit. Nur zu gerne hatte ich während langen Autofahrten im Regen auf einen von ihnen gewettet und ganz fest darauf gehofft, dass er zuerst unten am Rand der Scheibe ankommt.

Wäre ich nicht auf dem Weg zur beschissensten Studioarbeit der Welt gewesen, hätte ich vermutlich lächelnd in den Erinnerungen an damals geschwelgt. Doch genau das war ich...
Mein Management schickte mich in irgendein winziges Kaff, da sie der Meinung waren, ich könnte mich dort ohne Partys und Kneipen besser konzentrieren.

Genervt stöhnte ich auf, als ich im Augenwinkel sah, wie immer mehr Wiesen und Felder am Straßenrand auftauchten, bis wir schließlich das kleine Dorf erreichten und vor einem recht hübschen weißen Haus hielten.

Gerade als ich die Autotür öffnen wollte, wurde diese von außen aufgemacht. Ein junger Mann mit blauen Augen und braunen Haaren stand vor mir und grinste mich an. "Da ist unser Party-Löwe ja endlich", meinte er verschmitzt, weshalb ich die Augen verdrehte. "Halt's Maul und bring mich zu deinem Chef, Kleiner!", antwortete ich griesgrämig. "Das wäre dann wohl ich! Louis Tomlinson mein Name. Sehr erfreut Sie kennenzulernen Mr.Styles, aber ein bisschen Freundlichkeit und ein kleines Lächeln haben noch nie jemandem geschadet", sagte der kleine Mann immernoch grinsend. "Sind Sie nicht ein bisschen zu jung für einen Produzenten?", fragte ich ihn genervt. "Was denken Sie denn, wann Produzenten ihre Ausbildung abschließen? Mit Ende 40?", lachte er.

"Das meine ich nicht! Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass kaum jemand großartig Respekt vor Ihnen hat", ließ ich verlauten. "Na wenn der gnädige Herr Sänger das so denkt...", lächelte der Produzent scheinheilig. Dann klingelte mein Handy.

"Hi!", meinte ich zu meinem besten Freund.
"Ne, bisher genauso lame wie ich es mir vorgestellt habe, ist halt doch nen Kaff!"
"Der Produzent ist noch ziemlich jung, viel Erfahrung kann der noch nicht gemacht haben! Vor allem weil sein Studio so abseits liegt... Wer will denn bitte in so ein beschissenes Dorf, wenn man auch richtig Spaß haben kann?! Es war einfach dumm, ausgerechnet auf dem Lande ein Studio zu eröffnen... So kommen doch nur die unbekannten Musiker aus den Nachbardörfern!"
"Ja genau! Ich meld mich bei dir, wenn's was neues gibt ja? Ich geb mir Mühe hier nicht zu vergammeln! Bye!"

"Passen Sie mal auf! Ich habe es ernsthaft mit Freundlichkeit und Witz versucht, aber jetzt habe ich wirklich die Nase voll von Ihrem überheblichen Getue! Dabei haben wir nicht einmal auch nur einen einzigen Fuß ins Studio gesetzt! Ich weiß, dass ihr Sänger euch für etwas Besseres haltet, aber Sie sollten bedenken, dass ich jederzeit dafür sorgen könnte, dass dieses Album nichts weiter als eine erneute schlechte Schlagzeile für Sie wird!", drohte der Produzent mir, nachdem ich aufgelegt hatte, und ich wusste, dass dies nicht die leeren Worte eines Verlierers waren, also sagte ich besser nichts.

Daraufhin betraten wir das kleine Haus und ich ließ mich von ihm in den geräumigen Keller führen. Dass er seine Wohnräume über dem Studio hatte, wirkte recht unprofessionell. "Ich weiß selbst, dass das nicht die beste Lösung ist, aber es hat private Gründe. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würde ich diese unmittelbar ergreifen, dass können Sie mir glauben!", meinte Mr.Tomlinson. Hatte ich gerade ernsthaft laut gedacht?

"Man sollte privates und berufliches trennen", sagte ich. "Das sagen ausgerechnet Sie? Als Herzensbrecher Nummer eins? Außerdem habe ich wirklich keine andere Wahl!", erwiderte der kleine Mann gereizt. Ich wollte gerade etwas darauf antworten, doch in diesem Moment klingelte ein Telefon. "Ich bitte um Verzeihung, aber da muss ich wirklich dran", sagte er und verließ den Raum.

"Nein Mo! Ich habe jemanden im Studio!"
"Ich habe vorhin erst nach ihr geschaut, sie schläft!"
"Nein! Ich werde sie ganz bestimmt nicht wecken! Du weißt genauso gut wie ich, wie sehr sie ihren Schlaf benötigt und wie schwer ihr das Einschlafen fällt!"
"Das hat doch nichts mit dir zu tun, du Dramaqueen! Aber es ist weder für die Kleine noch für mich einfach, okay? Erst recht weil du immer nur unterwegs bist! Ich mache dir dafür keine Vorwürfe, es ist dein Beruf, aber bitte gönne ihr ihre wohlverdiente Ruhe! Sie macht so viel mehr durch, als wir es jemals verstehen könnten!"
"Ja, ich sag ihr Bescheid. Bis bald!"

All diese Sätze drangen durch die kalte Steinmauer zu mir herüber. Er schien sich wirklich große Sorgen zu machen, aber was verstand er schon von einem wirklich harten Leben?

Dann wurde die Tür wieder geöffnet und mein neuer Produzent kam mit einem ernsten Blick zurück in das Zimmer. "Bereit, Styles?", fragte er, nachdem er noch einmal den Kopf geschüttelt hatte, als hätte er Sorgen loswerden wollen. "Ja", fiel meine Antwort sehr knapp aus. "Ich weiß nicht, wie das bei Ihren letzten Studioarbeiten war, aber ich werde Ihnen ganz sicher nichts in den Arsch schieben! Das heißt, Sie werden an jedem einzelnen Song mitarbeiten und nicht bloß alle einsingen, haben wir uns verstanden?", fragte er unfreundlicher als noch vorhin. Ich nickte. "Gut! Dazu muss ich mich vollkommen auf Sie einstellen können! In Songs sollten die Fans immer einen selbst erkennen, es sollte nicht mal im Ansatz aufgesetzt wirken. Darf ich ehrlich zu Ihnen sein?", meinte er dann. "Ich bitte darum!"

"In Ihrem letzten Album steckte nicht mal ansatzweise Menschlichkeit! Es waren einfach dahergeschriebene Lieder, die alle unterschiedlicher nicht hätten sein können... Sogar verschiedene Meinungen wurden dargelegt... Sie müssen sich bewusst sein, welche Werte Sie Ihren Fans bieten und welche davon Sie wirklich vertreten! Alles andere ist vollkommen unverantwortlich!", äußerte der Produzent seine Kritik.

"Sie haben recht, ich habe die letzten Songs bloß eingesungen... Woher wissen Sie das?", fragte ich verwirrt. "Nun, es fehlt ihnen an Gefühl... Hätten Sie etwas gesungen, was von Herzen kommt, würde man Ihr Herzblut in dem Lied hören! Musik ist keine Industrie, Musik ist die Sprache des Herzens... Sie sollten deshalb vollkommen ehrlich und offen zu mir sein! Die Menschen wollen etwas, das echt ist. Würden Sie hinter Ihrer Musik stehen, würde diese sich noch viel besser verkaufen, weil mehr Leute sie wirklich hören wollen!", meinte er und ich war geplättet. Solche tiefgründigen Aussagen hatte ich von ihm überhaupt nicht erwartet.

"Okay... Ich bin Harry", fing ich also an und schenkt ihm ein kleines Lächeln. "Louis", erwiderte er bereits sanfter, "Ich möchte nicht abwertend sein, aber dein Image geht mir ziemlich auf den Geist! Findest du es wirklich so befriedigend jede Nacht mit einer anderen Frau zu verbringen? Bist du wirklich so ein hormongesteuerstes Arschloch, das Frauen nur als Spielzeuge ansieht?!"

Ich sog scharf die Luft ein, damit hatte ich nicht gerechnet. "Harry? Gibst du mir bitte eine Antwort?", fragte Louis genervt. Ich seufzte. "Natürlich sind Frauen keine Spielzeuge! Das habe ich auch nie gesagt...", fing ich an. "Aber trotzdem spielst du mit ihnen!", warf Louis ein.

Von Minze, Schoki und anderer Magie~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt