Seven

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„Hör auf, mich umbringen zu wollen. Du würdest es sowieso nicht schaffen. Mit deinen mickrigen Muskeln und deiner Größe kannst du mir gerade mal gegen den Arm schnipsen." Wie erwartet, ziehe ich meinen Augenbrauen nach oben und schaue ihn mit einem ˋDein-Ernst' Blick an. Ich kann alles wenn ich möchte. Theoretisch könnte ich ihn umbringen, ob ich dann aber ein wunderschönes Gesicht von der Erdoberfläche verschwinden lassen möchte, ist eine andere Frage. "Wägst du gerade deine Chancen ab, wie du mich umbringen sollst?" "Irgendwie schon. Würde es dich denn stören von einer Frau umgebracht worden zu sein?" Seine Lippen bilden ein Schmunzeln. "Wenn Sie so aussieht wie du, Nein." Er kommt meinem Gesicht immer näher, bis ich seinen Atem wieder an meinem Gesicht spüren kann. Langsam umschließen seine großen Hände mit festem Griff meine Fußgelenke, wodurch sich eine wohlige Wärme auf meiner Haut ausbreitet und ich durch sein Ziehen immer weiter in seine Richtung rutsche. "Weißt du auch warum?" Weiß ich es? Eine ganz leise Stimme in meinen Kopf sagt Ja, die lautere Stimme übertönt diese aber und ruft Nein. Warum sollte die andere Stimme auch Recht haben? Warum höre ich überhaupt Stimmen? Ok ok. Ich schweife, warum auch immer, wieder vom Thema ab. "Nein." Er lässt sich einige Momente Zeit, bevor er mir antwortet. "Dann wirst du es selber herausfinden müssen."
Mit diesem Satz, beendet er das Gespräch und mein Zuhause wird nur noch durch eine Stimme die aus dem Fernseher dringt, durchflutet. Um was es genau in diesem Film geht, weiß ich nicht. Irgendwie will ich es auch nicht wissen. 
Die Stimmen der Personen werden immer leiser und sein Atem, so wie meiner immer gleichmäßiger. Meine Lieder schwerer und Gedanken stummer. 

Als ich aufwache, ist der Fernseher noch immer an und meine Beine ruhen immer noch auf seinem Schoß. Mein Blick schweift von meinen Beinen zu seinem Gesicht. Er schläft. Seine Züge sehen weicher aus aber auch erschöpfter. Der heller werdende Himmel zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und lässt meine Beine automatisch zur Tür wandern. Der kalte Türgriff fühlt sich unter meiner Hand zu unreal an, dennoch drücke ich ihn herunter und laufe der kühlen Morgenluft entgegen. Mein Rücken schmiegt sich an die raue Ziegelwand hinter mir und mein Körper bettet sich auf das kühle, tauüberzogene Gras. Das Zirpen der Grillen wird lauter und der Geruch nach Freiheit und Erinnerungen weniger. 
Mit jedem Augenblick den ich hier sitze, steigt die Sonne ein Stückchen weiter hinauf und färbt den Himmel blutrot. Er färbt meine Gedanken und Erinnerungen. Er ging an so einem Morgen. Hier hat er mich verlassen. Umarmte mich, drückte mich fest an sich, strich mir über meinen Kopf und küsste mir meinen Scheitel. Er ließ mich hier allein um zu Ihr zu gehen. Ich bin und war nie eifersüchtig auf Sie gewesen. Wütend und Traurig war ich auch nie. Weder auf Sie noch auf Ihn. Es hat mich verletzt. Verletzt, dass er sich selbst für etwas entschieden hat, was niemals eine Entscheidung war. Er hat etwas getan, was er nicht hätte tun müssen. Und das nur, weil Sie es gesagt haben. Irgendwann hat er es getan und wurde deswegen weggesperrt. Für 3 Jahre. Selbst nach seiner Entlassung kam er nie. Er kam nie zurück. Trotz Kilians Hilfe. Trotz allem was er getan hat. Trotz allem Betteln und Beten für Ihn. 
Nie kam er zurück.
Nie. 
Die Sonnenstrahlen sickern durch die Blätter der Bäume auf mein Tränenüberströmtes Gesicht. Wie lange hab ich schon nicht mehr geweint. Vielleicht waren es 2 Jahre. Oder auch 3. Selten habe ich geweint, und wenn, dann nur wegen etwas wichtigem. Nicht wegen ihm. Wegen jemandem der mir versprochen hatte, mich nie alleine zu lassen. Mich zu beschützen. Ja, ich höre mich Selbstsüchtig an. Ich habe alles für Ihn geopfert. Ich habe meinen besten Freund verloren wegen Ihm. Habe meinen festen Freund wegen Ihm verloren. Und meine Freunde verlassen. Um Ihn zu schützen. 
Ein winziger Luftzug weht an meiner rechten Seite vorbei, ebbt ab, ehe seine Schulter meine berührt und der Rauch aus seiner Lunge strömt. Er hat auch geraucht. Wir alle haben geraucht. Kilian, Joshua und Ich. Kilian war von uns allen der vernünftigste. Hat nie unüberlegt gehandelt und nie seine Bekanntheit verwendet. Außer für Joshua. Für Ihn hat er seinen Namen benutzt und seine Strafe gemildert. 

Ohne etwas zu sagen, hebt er mir die Zigarette entgegen. Ich nehme einen tiefen Zug. Der kalte Rauch strömt in meine Lunge und gibt mir wieder das Gefühl an die Zeit nach seiner Verhaftung. Wie oft und viel ich danach an einem Tag geraucht habe, weiß ich nicht mehr. Ich gebe sie Ihm wieder zurück.
"Danke." Er nimmt auch eine Zug. "Kein Problem." 
Die Sonne spitzelt langsam am Horizont hervor und kündigt einen weiteren Tag an welcher nicht aus Arbeit besteht oder aus Gedanken an Ihn. Ich möchte endgültig mit der ganzen Sache abschließen. Das tue ich ab Jetzt. Und er, der neben mir sitzt, hilft mir dabei. Ich weiß nicht wie oder ob er es weiß, dass er mir damit hilft, aber er tut es. Die Stille die herrscht, ist beruhigend und entspannend. Das Zwitschern der Vögel wird ab und zu hörbar und je heller und atemberaubender der Himmel und die Sonne miteinander agieren, desto sicherer bin Ich mir mit einer Tatsache. Der Tatsache das er wichtig ist und sein wird in meinem Leben. Und mir vertraut. So wie ich ihm vertraue. Dieses Vertrauen fasst er in nur einem Aktion und einem Wort zusammen. In einer Tat, von der Ich dachte, dass sie nicht so schnell passieren wird. Dieses eine Wort hört sich aus seinem Mund und während diesem Moment, besser an als alles andere. Brennt sich in meinem Gehirn ein. Zergeht auf meiner Zunge. Fängt einen neuen Abschnitt meines Lebens an. Verdrängt einen kleinen Teil der Einsamkeit in mir.

  "Caiden." 







(Sorry an die Leute die ich gefragt habe und alle was anderes gesagt haben HAHAAHAHAHAH. Schlussendlich hat mein Bruder entschieden wie er heißen soll. Sorry Guyssss)

Zigaretten, Spaghetti & GummibärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt