Seventeen

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Angewidert sehe ich zwischen der, nun eiskalten, Kaffeeplörre des Krankenhauscafés und den vollen Windeln meiner Neffen hin und her.
"DU bist der Vater. Zeit, dass du endlich mal die Windel wechselst, um nicht immer nach Hilfe fragen zu müssen."
Augenbrauen hochziehend sieht er mich an, anscheinend ist diese unbewusste Bewegung in der Familie vererbt. Sein langer, leicht vernarbter Zeigefinger deutet auf den Pappbecher. "Sicher, dass du dieses Wassergemisch trinken möchtest? Ich kann dir auch richtigen Kaffe anbieten. Natürlich nur im Tausche gegen einen Gefallen, versteht sich."
Skeptisch schaue ich ihm in die Augen. "Wenn er nicht fertig ist, sobald die Beiden wieder einen sauberen Hintern haben, werfe ich dich mit den dreckigen Windeln ab." Ohne noch nach ihm zu sehen, dennoch sein amüsierte Schnauben und seine Schritte Richtung Küche hörend, mach ich auf dem Absatz kehrt und laufe zu den kleinen Engeln, die bis vor einigen Minuten noch friedlich geschlafen haben, solange bis Ava sie ins Bettstättchen gelegt hat, um sich eine Dusche zu gönnen.
Kaum betrete ich das Zimmer, hört das Jammern der beiden auf und ich spüre wie mich eine Welle der Zufriedenheit und des inneren Friedens überwältigt. Meine Hände umfassen sachte den Körper von Matt, ehe ich ihn auf meinen Arm hieven, um seinen Zwilling auf den anderen Arm zu setzten. So als ob sie aus dem dünnsten Porzellan bestehen würden, lege ich beide nebeneinander auf die weiche, mit Teddybären übersähte Windelmatte. So als ob ich das alles schon jahrelang tun würde, wechsle ich die Windeln und ziehe sowohl Matt, als auch Mike neue Bodies an, wobei ich zufälligerweise die auswähle, die ich Ava und Josh zur Geburt der Kinder geschenkt habe.
Ohne es wirklich bemerkt zu haben, haben sich sowohl Mike als auch Matt, wie bei unserer ersten Begegnung, ihre kleinen Hände um jeweils einen meiner Zeigefinger gewickelt und schauen mich nun aus ihren großen, blauen Augen an. Meine Stimme beginnt, auch wenn es sich für manche schief und außerhalb der Tonleiter und des Taktes anhören muss, ein altes Schlaflied zu singen, dass meine Oma Joshua und Mir vorgesungen hatte, wenn wir nicht einschlafen konnten.
Die Zeit wird langsamer und meine kleinen Engelchen immer ruhiger, bis sich ihre Finger von meinen lösen und beide mit ihrem Schnuller im Mund schlafend vor mir liegen. Ihr Haarflaum auf dem Kopf fühlt sich weicher an als jede Kuscheldecke die man je besitzen wird, und ihre Haut sanfter und geschmeidiger wie alles andere. Hypnotisiert summte ich die Melodie des Liedes ohne Unterlass weiter, fange wieder und wieder von vorne an, während ich beide zurück in ihre Bettchen bringe und dennoch davor Knien bleibe um den wunderschönsten Kindern der Welt beim Schlafen zuzusehen.
Eine warme, große Hand berührt mich an der Schulter, deren Daumen über mein Schulterblatt streicht.
"Komm mit Jonah. Dein Kaffee ist fertig. Die Kleinen müssen jetzt schlafen."
Mit einem Lächeln auf den Lippen richte ich mich so leise wie möglich auf, und tapse auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, Sekunden bevor mein Bruder die Zimmertür mit einem kaum hörbaren "Klack" schließt. Traurig und gleichzeitig glücklich sieht er mir in die Augen, ehe er mir mit einem Grinsen eine dampfende Tasse Kaffee, welche auf dem Regal neben der Türe stand, vor die Nase hält. "Ich wusste doch, dass du es genießt die Windeln der Jungs zu wechseln. Wenn dir Kaffe als Bezahlung reicht, dann stelle ich dich als professionelle und persönliche Windelwechslerin ein." Der Humor in seiner Stimme ist nicht zu überhören, wobei eine unterdrückte, unausgesprochene Frage mithallt.
"Stellst du gerade ernsthaft die Frage, dass ich die beiden nur mit Bezahlung, sehen, geschweige denn, anfassen würde?! Die beiden Kerle sind die wohl niedlichste und süßeste Erscheinung, seit dem Moment als du mit Schoki im Gesicht voran in den Sand gefallen bist. Also stelle ja NIE WIEDER meine Liebe zu den Rackern in Frage."
Doch die einzige Antwort die Joshua auf meine Liebeserklärung hervorbringt ist, "Du kannst dich noch an diesen Moment erinnern?!".
"Nein, du Blödmann, kann ich nicht mehr, sonst hätte ich es nicht als Beispiel genommen."
"Gibt es davon ein Bild?" ertönt Avas Stimme rechts von uns, kurz nachdem die Badtür geöffnet wurde.
Grinsend sehen Sie und Ich uns an. "Aber sicher doch. Ich müsste es in einem der Fotoalben haben, die im Stauraum der Couch liegen." Avas Grinsen wird breiter. Joshua hingegend legt stöhnend den Kopf in den Nacken, und stößt ein kleines "Gott erbarme dich" Richtung Himmel aus.
Dass Ava und Ich uns über ihn lustig machen werden, ist überhaupt keine Frage, dennoch ist ihm schon jetzt bewusst, dass dieses Bild für immer und ewig bei jeder beliebigen Situation hervorgebracht werden wird. Wir alle machen uns auf den Weg in Richtung Küche, wobei Ava mich ausgebremst einige Minugen vor der Küche spricht.
"Dieses Lied, das du gesungen hast, hat Josh mir vorgesungen, als ich die ersten Monate mit Michael und Matthew schwanger war. Jeden Tag bin ich mit Übelekit aufgewacht und wie erschöpft ins Bett gefallen, nachdem er Stundenlang meine Haare gehalten hat. Als ich ihn danach gefragt habe, woher es kommt, meinte er nur, dass es ihn an eine Person erinnert, die er seit Jahren vermisst und deren Vergangenheit er zerstört hat. Ich hatte erst seit einigen Wochen den Verdacht, dass er von dir spricht. Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass er sich schuldig fühlt und sich wirklich geändert hat. Er ist und wird nie stolz auf seine Taten sein, aber er möchte seine Chance bei dir nicht vergeuden. Sei bitte nicht zu streng mit ihm."
Perplex bejahend, sehe ich ihr in die Augen, die nur selten so flehend in meine gesehen haben.
Meine Hand verkrampft sich um die warme Keramiktasse, deren Inhalt immer kälter wird.

Ich habe nie wirklich an wahre Liebe geglaubt, aber wenn ich jetzt Ava und meinen Bruder sehe, wie er sie von hinten umarmt, während sie einen Kaffe macht und beide Lächeln und Strahlen, als hätte Gott persönlich sie gesegnet, und beide die wohl glücklichsten Menschen und neugewordenen Eltern der Welt sind, die zwei wunderschöne Jungen als Söhne bekommen haben und trotz aller vergangen Dinge so miteinander Leben können, zweifle ich sehr stark an meinen bisherigen Vorstellungen und Gedanken zu sehr vielen Themen, deren Existenz ich vor Jahren aus meinem Kopf verbannt habe.





Halli hallo liebe Leute:)
Erstmal hoffe ich es geht euch allen, der aktuellen Situation weltweit, gut und ihr seit Alle gesund und munter.
Es tut mir sehr leid, dass ich noch seltener als sonst Uploade, aber ich bin Abschlussklässler und lebe immernoch teilweise auf einer Baustelle und somit auch teilweise mitten im Umzug. Wobei die jetzige Situation das Alles nicht einfacher macht. Habt also ein bisschen Nachsicht mit mir.

Nichtsdestotrotz hoffe und wünsche ich euch allen ganz viel Gesundheit und Glück. Stay Safe und wascht eure Hände:)

Diana

Zigaretten, Spaghetti & GummibärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt