8. ,,Wieder zurück?" ✓

2.2K 71 13
                                    

Ich wache auf und bemerke eine Person, die genau vor mir steht und ihr Gesicht extrem nah an meinem hat. Schnell drehe ich meinen Kopf weg, worauf ein Lachen ertönt.

,,Wieder zurück? Na endlich."

Kai klingt vorwurfsvoll. Ich schaue verwirrt. Er weiß die Frage anscheinend schon, denn ohne sie zu stellen, kann er sie mir beantworten.

,,Wenn du im echten Leben aufwachst, dann fällst du in dieser Welt sozusagen in Ohnmacht. Und diese Zeit habe ich genutzt, um dich aus Drecks- Mystik Falls zu schleppen bis hierhin. Und weil ich dich nicht mit zu mir nach vorne setzen konnte, hast du im Gepäckraum geschlafen. Das könnte auch deinen verrenkten Hals erklären."

Damit entfernt er sich von mir und geht auf ein Haus zu.

Jetzt wo er es sagt, spüre ich schon eine leichte Verspannung im Hals. Dieser Idiot hat mich doch tatsächlich in diesen kleinen Raum gesteckt und wo auch immer hingefahren. Ich halte es für die beste Idee, ihm zu folgen und steige vorsichtig aus dem Wagen. Dann gehe ich ihm einfach hinterher, ohne das Auto zu zumachen. Soll er doch selber machen.

Ich laufe aus dem Wald heraus, auf eine riesige Wiese. Dort steht mittendrin eine wunderschöne weiße Villa mit ganz vielen Spielgeräten im Vorgarten. Dass Kai hier gewohnt haben soll, an solch einem ruhigen Ort, ist nur schwer vorstellbar. Die Atmosphäre ist so ruhig, freundlich und angenehm. Wir immer weht nur eine kleine Brise und die Sonnenfinsternis ist schon vergangen.

Ich laufe über die Wiese zu Kai rüber und bleibe skeptisch davor stehen. Kai dreht sich um.

,,Was ist denn jetzt los?"

Das klingt sogar ein bisschen genervt.

,,Soll ich da wirklich rein gehen? Ich meine, du planst nicht einen Hinterhalt oder sowas?"

Er lacht. Ich wollte nichtmal witzig sein.

,,Diese Skepsis steht dir. Aber du kannst beruhigt sein, ich plane überhaupt nichts. Versprochen!"

Den schlechten Anmachspruch ignoriere ich einfach mal.

,,Aber du tötest mich sowieso. Damit ich wieder aufwache." Er überlegt kurz.

,,Aber dieser Moment ist ja erst in ein paar Stunden. Also bleibt genug Zeit für andere Dinge. Komm jetzt endlich!"

Ich verdrehe die Augen und laufe vor ihm in das Haus hinein. Allerdings habe ich ihn immer im Blick. Eine unüberlegte Bewegung und- aber stopp! Ich habe ja gar keine Kräfte hier. Mist!

,,Wenn du bitte weiterlaufen würdest, könnte ich dir das Haus zeigen und es gibt noch einen Programmpunkt auf meiner Liste mit dir. Also, hophop!"

Ich laufe weiter und sehe links das Wohnzimmer und rechts die Küche. Es ist alles recht gemütlich eingerichtet und familiär. Das Einzige, was nicht in das Bild passt, sind die Blutspuren an den Wänden und auch im Flur gibt es rote Handabdrücke. Das ist alles Kai gewesen.

Plötzlich spüre ich seine Hand an meinem Rücken und zucke kaum merklich zusammen. Er lacht leise.

,,Tut mir ja leid, ich wollte dich wirklich nicht stören. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit und wenn ich zurück bin, kann ich dir alles über die Morde erzählen. Also, was sagst du?"

Als ich mich daran erinnere, dass er mit der Hand, die immer noch auf meinem Rücken liegt, seine Geschwister getötet hat, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Schnell laufe ich weiter in die Küche und warte auf Kai. Als er reinkommt steuert er die Schränke an, um Teller, Töpfe und andere Kochutensilien herauszuholen. Ich sitze auf einem Stuhl und beobachte ihn dabei, wie er Möhren klein hackt und das Messer wieder schärft. Ich glaube, er ist ein guter Koch und ihm macht das Kochen auch irgendwie Spaß, was man sich ja denken kann, denn für einen Psychopathen muss es toll sein, mit einem Messer umzugehen. Wobei er gerade überhaupt nicht nach einem mordenden Killer aussieht. Nur wie ein ganz normaler Mensch. Ich verfolge noch immer genaustens seine Bewegungen, nicht dass ihm noch das Messer ausrutscht und auf meinem Körper landet. Wobei ich dann wenigstens hier raus wäre.

,,Du starrst, liebe Lyla."

Er holt mich wie so oft schon aus meiner Träumerei heraus und guckt von seiner Arbeit auf und geradewegs in mein Gesicht.

,,Ich muss doch aufpassen, dass das Küchenmesser nicht in meinem Hals landet oder du auf mich los gehen willst, wie bei deinen Geschwistern." Ich hebe provokant die Augenbraue.

Er schmunzelt und murmelt zu sich selbst ein genuscheltes ,,Ich sollte sie öfters ärgern". Dabei drehe ich ihm empört den Rücken zu.

Ein paar gefühlte Stunden später verkündet er endlich, dass das Essen fertig sei. Ich habe echt Hunger von den leckeren Gerüchen aus den Töpfen bekommen. Und wehe, wenn es vergiftet ist. Wobei ich dann auch hier raus wäre.

Er stellt zwei Teller mit auf den Tisch und 3 Töpfe. In dem einem befindet sich Spinat, in dem Anderen Kartoffeln und im letzten das Rüherei. Ich sehe ihn an.

,,Ich hoffe es schmeckt dir."

Ich nicke kurz und mache mir von jedem etwas drauf.

Während ich esse, muss ich feststellen, dass es sehr lecker schmeckt. Das hätte ich Kai gar nicht zugetraut. Aber je länger man Personen kennt, desto mehr lernt man über sie oder sogar von ihnen. Das glaube ich allerdings nicht.

Als Kai dann auch fertig mit essen ist, räumen er und ich die Töpfe und Teller plus Besteck in den Abwasch und gehen in das Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzen. Sie ist übrigens sehr bequem, auch wenn sie eine eher hässliche Farbe hat. Mir brennt eine Frage auf der Zunge, die ich nur zu gern stellen will.

,,Wie lange bist du jetzt schon hier?" Er sieht mich verwundert an.

,,Ich dachte, sie haben dir von mir erzählt?"

Ich verneine und erzähle, dass ich einfach nicht zugehört hatte.

,,Bin ich dir etwa so unwichtig, dass du mir gar keine Aufmerksamkeit schenken willst. Das ist zu schade. Aber was soll's. Ich bin hier schon 18 Jahre drin. Bis vor ein paar Wochen noch mit Gesellschaft. Nur leider sind die Bennett Hexe und Damon wieder hier weg, ohne mich, und nun bin ich wieder allein. Bis du kamst.
Das ist schon das zweite Mal, dass wir uns sehen und es ist hier weniger langweilig, wenn du da bist. Aber mehr brauchst du erstmal nicht zu wissen. Und deswegen lasse ich dich wieder zurück. Bis zum nächsten Mal!"

,,Ich-"

Knack

The One And Only Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt