15. Wahrheit ✓

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Ich sitze, wie die Tage davor auch schon, auf der Couch im Wohnzimmer und langweile mich. Kai ist mal wieder einkaufen gegangen, da ich das Haus ja nicht verlassen darf und kommt irgendwann wieder nachhause. Ich überlegte mir, dass ich mir was aus dem Kühlschrank oder so holen kann, um so meine Langeweile zu überbrücken, doch selbst dafür bin ich zu faul. Ich faulenze nur rum, mache Essen für Kai und mich und starre den restlichen Tag, welchen ich fast immer alleine verbringe, an die höchst interessante Wand unseres kleinen Häuschens.

Ich seufze einmal tief und entscheide, dass es für mich das Beste wäre, wenn ich einfach schlafe und so der Langeweile aus dem Weg zu gehen. Also nehme ich mir das flauschige Kissen, was am anderen Ende des Sofas liegt, und greife danach. Ich bette meinen Kopf darauf und ziehe mir zusätzlich die Decke mit drüber. So versuche ich einzuschlafen...

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Ich höre, als ich gerade meinen ,,Bruder" Stefan umarme, ganz entfernt eine Tür zufallen und öffne leicht verschlafen die Augen. Alles ist verschwommen und das einzige, was ich dadurch erkennen kann, ist ein Mann mit schwarzen Haaren, schwarzer Lederjacke und ebenfalls schwarzen Schuhen. In mir poppt der Gedanke auf, dass Damon mich endlich gefunden hat, doch als dieser zu mir spricht, erkenne ich sie.

,,Kai, du bist wieder zurück. Weißt du, wie langweilig mir war?! Ich kann so nicht weitermachen. Du bist manchmal für Stunden weg und während du warscheinlich jemanden umbringst, sitze ich hier auf dem Sofa und schlafe sogar, um die grässliche Zeit zu überbrücken!" So, das wars. Mehr kommt nicht von mir.

Kai geht in die Küche und stellt den Korb mit notwendigen Sachen ab, bevor er zu mir kommt. Er setzt sich zu mir auf die Couch und beobachtet mich dabei, wie ich meine Schmolllippe ziehe.

,,Ich weiß das, aber ich kann dich nicht rauslassen." Er bleibt ganz gelassen, wie immer. Ohh, wie ich das hasse an ihm.

,,Und genau das ist das Problem. Du willst mich weder raus, noch gehen lassen. Warum?!" Er guckt zur Seite.

,,Das kann ich dir leider nicht sagen. Noch nicht. Erst, wenn du so weit wie ich bist..." Ich ziehe die Stirn kraus.

,,Und jetzt bitte in perfektem Deutsch?" Er schüttelt den Kopf und steht auf. Aus der Küche höre ich ihn ,,Was willst du trinken?!" rufen und antworte mit Wasser.

Er versucht abzulenken, doch das wird nicht klappen, mein Freund. Ich werde die Wahrheit schon aus dir rausbekommen...

Es sind drei Tage vergangen und ich habe ihn seitdem nicht mehr auf das Thema angesprochen. Aber ich habe eine Idee, wie ich es rausbekomme und zwar mit einem einfachen Trinkspiel: Ich sage etwas, was ich noch nie getan habe und er muss trinken, wenn er die Sache je getan hat. Dann werde ich ihn in eine Falle locken und er wird trinken müssen. Ich freue mich schon darauf.

Auf jedenfall geht Kai heute wieder einkaufen, doch bevor er geht, passe ich ihn an der Tür ab.

,,Kai könntest du heute zwei Flaschen Bourbon mitbringen. Ich habe heute Abend etwas vor mit dir. Also? Bitte?"

Ich sehe ihn an mit meinem 'Bitte tu es'- Blick, welchem er natürlich nicht widerstehen kann.

,,Gut, aber will ich wissen wofür?" Ich nicke.

,,Wir werden heute ein Trinkspiel veranstalten und deshalb bringe gleich noch was zum Knabbern mit. Es wird toll!!" Er zögert erst, doch willigt schlussendlich ein. Gut, das Schlimmste wäre geschafft.

Ich scheuche ihn aus der Tür, rufe ein ,,Bis bald!" hinterher und lasse die Tür ins Schloss fallen.
Sooo... ich habe jetzt ungefähr zwei Stunden Zeit, um alles vorzubereiten. Perfekt!

~2 Stunden und 5 Minuten später~

Ja, ich habe ganz genau auf die Uhr geguckt. Kai stellt gerade die Whiskeyflaschen und die leckeren Knabberreien auf den Tisch und verschwindet in die Küche, wo er die restlichen Einkäufe verstaut. Ich fülle schonmal die ersten Gläser und befülle die Porzellanschüsseln mit Chips und anderen Leckereien, die Kai besorgt hat.

Als er wiederkommt, sitze ich schon bereit auf dem Sofa und halte ihm das erste Glas hin.

,,Als Einstieg auf diesen tollen Abend", antworte ich auf seinen Blick. Er nimmt den Shot und schluckt ihn mit einmal runter, was ich ihm nachmache. Und los geht's!

...

,,Ich habe noch nie meine Geschwister auf den Mund geküsst!" Ich nehme das Glas und trinke daraus. Kai schaut mich etwas komisch an, woraufhin ich anfange zu lachen.

,,Ja Kai, ich habe meine Brüder schonmal geküsst." Er schüttelt den Kopf und konzentriert sich wieder auf das Spiel.

Ich habe das Spiel mittlerweile schon genug herausgezögert und muss sagen, dass ich schon viel über ihn gelernt hat. Eigentlich ist er ganz nett ohne sein ganzes Psycho- Gehabe. Aber nun stelle ich die alles entscheidene Frage.

,,Ich habe noch nie einer Person, für die ich Gefühle hege, in's Gesicht geschaut und sie angelogen!"

Es ist ruhig. Niemand sagt was. Das liegt daran, dass ich auf eine Reaktion seinerseits warte und er einfach nur sein Glas betrachtet. Schlussendlich stellt er es einfach auf den Tisch und will aufstehen, doch ich bin schneller. Ich setze mich blitzschnell auf seinen Schoß und versuche mit aller Kraft, die ich habe, ihn in die Kissen zu drücken. Es gelingt mir sogar, wow!

,,Jetzt sag' mir endlich, warum du mich nicht rauslässt und warum du mich nicht zu meinen Brüdern gehen lassen willst!"

Er schaut schon wieder zur Seite, das nervt tierisch. Ich nehme seinen Kopf in beide Hände und drehe ihn zu mir. Dann schreie ich ihn an, das tue ich sonst eigentlich nie.

,,WARUM?!"

Es gibt ein Gerangel, wo sich Kai versucht, aus meinem Griff zu befreien aber heute bin ich wohl die Stärkere. Schlecht für ihn, gut für mich. Ich lächle böse auf ihn runter und gehe nah an sein rechtes Ohr.

,,Warum?" flüstere ich leise in seine Ohrmuschel und verbleibe in dieser Position.

Ich merke, wie er den Duft meiner Haare einsaugt und setze mich zurück.

,,Sag es mir! Ich werde es so oder so herausfinden."

Er scheint endlich aufzugeben...

,,Ich sage es dir, du ungeduldiges Mädchen. Ich liebe dich und das seit Anfang an. Deswegen lasse ich dich nicht gehen, jetzt verstanden?!"

Ich gehe sofort, nach dieser Aussage, von ihm runter an das andere Ende der Couch. Ich lasse diesen Satz kurz sacken, doch ich habe das Gefühl, alles ist taub.

Ich stehe auf, taumle kurz und gehe auf die Treppen zu. ,,En..entschuldige mich..." Damit bin ich weg.

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