26. Training ✓

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,,-das erklärt noch nicht, warum wir hier sitzen und du mich voll laberst!"
Ich stehe ruckartig von meinem Stuhl auf, sodass er nach hinten fällt.

,,Du musst zuerst wissen, was mit deinem Körper geschieht, bevor wir mit den Maßnahmen beginnen können. Du hast erfolgreich die Verwandlung durchgemacht, es wäre schade, jetzt aufzuhören, obwohl du schon so weit gekommen bist." Ich schnaube.

,,Und glaubst du ernsthaft, dass es besser klappt, wenn ich das weiß?! Ehrlich gesagt will ich es lieber nicht wissen, was mit mir passiert. Ein Vampir zu sein ist so anders, wie kannst du das bloß ausgehalten haben?"

Ich fühle mich wie in einer Schwangerschaft, wo alle Gefühle auf einen hereinbrechen. So ist es gerade bei mir. Die Tränen kommen nur so aus mir heraus, wenn ich mir vorstelle, was Stefan durchmachen musste, als er damals ein Vampir geworden war.

Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn ganz fest. Ich wüsste nicht, wie ich das ohne ihn schaffen soll, er musste damit ganz alleine klar kommen. Er lässt es über sich ergehen und wartet, bis ich mich wieder beruhigt habe. Danach lasse ich ihn wieder los, ich habe mich inzwischen wieder beruhigt, und setze mich zurück auf meinen Platz. Ich werde immer ruhiger und gebe Stefan das Zeichen weiter zureden.

,,Als nächstes musst du mir versprechen, dass du, solange es nicht nötig ist, niemals Blut von Menschen trinkst. Das kann zu einem größerem Drang führen und diesem darfst du unter keinen Umständen widerstehen. Hast du mich verstanden?" Ich nicke nur.

,,Gut, als nächstes kommt der Menschlichkeitsschalter. Er ist für Vampire sehr sehr gefährlich, da er unsere Gefühle abstellt und uns nichts mehr fühlen lässt. Also solltest du jemals in eine aussichtslose Situation kommen, schalte bitte nicht den Schalter um. Das verwandelt dich in einen Vampir, der vor nichts zurückschreckt, um sein Ziel zu erreichen: das Blut von Menschen zu trinken."

Ich höre ihm gespannt zu und unterbreche ihn nicht, immerhin nimmt er sich die Zeit für mich, während die Anderen auf Abenteuerreise sind und sie ihn hier mit mir quasi zurücklassen.

,,So, nun die letzte Sache. Du weißt hoffentlich, warum wir unsere Ringe tragen, oder?" Ich nicke.

,,Ja. Weil, wenn ihr sie nicht tragen würdert, wären alle Vampire, die ihn besitzen, schon längst verbrannt. Dieser Ring schützt euch also vor der Sonneneinstrahlung, ohne ihn würdet ihr bei lebendigem Leib brennen."
Stefan nickt anerkennend.

,,Ich bin froh, dass du das alles weißt. Jetzt mal eine etwas persönliche Fragen, aber... seid du und Kai noch ein Paar?" Sobald er seinen Namen sagt, komme ich von null auf 180.

,,Nein!! Sind wir nicht! Er hat mich und viele andere quasi getötet und mir verschwiegen, dass er ein Vampir ist! Mit ihm ist Schluss!"

Ich übertreibe gerade sicher nicht, denn Kai hat es verdient. Irgendwann, wenn er kommt, dann werde ich ihm gehörig die Meinung sagen und da bin ich gespannt, ob er immernoch eine schlagkräftige Aussage parat hat. Nicht, dass ich auf ihn warte, aber wenn er kommt, kann er was erleben.

,,Ok, das reicht mir. Mehr Theorie brauchst du nicht, das heißt, wir können jetzt anfangen, dir den Drang nach Blut etwas zu erleichtern. Komm
mal mit."

Er steht auf und geht in Richtung Keller, wo er an einer Art Kühlschrank stehen bleibt. Ohne, dass er sie öffnet, weiß ich, was drin ist.

Blut.

Als er sie öffnet, kommt mir der Geruch von Blut wie eine Monsterwelle entgegen und der Drang nach diesen Blutkonserven wird immer schwieriger im Zaum zu halten. Ich will es. Jetzt!

Die Adern unter meinen Augen erscheinen und meine Zähne werden länger. Ich versuche einen zu erwischen, aber Stefan hat mich gesehen. Geschickt drückt er mich weg und macht die Truhe mit einem lautem Knall zu. Von der Lautstärke erschrocken, fasse ich mich wieder und bin entsetzt von mir selbst, dass ich diese Konserven trinken wollte.

,,Genau daran werden wir in den nächsten Tagen arbeiten. Und, bist du dabei?" Ich nicke entschlossen.

,,Ja, das bin ich!"

Lasst das Training beginnen!

~~~

,,Bitte was?! Aber ich will das nicht machen! Vielleicht lasse ich los und falle auf meine Wirbelsäule, dann habe ich ungeheuere Schmerzen und bin warscheinlich querschnittsgelähmt. Dann kann ich nicht mehr laufen und würde mir aus Verzweiflung das Leben nehmen. Soll ich also wirklich darauf?"

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und verschränke schon wieder die Arme vor der Brust.

Stefan verdreht nur die Augen und lächelt. Wie kann er nur?! Mir ist das ernst.

,,Wieso lachst du jetzt?! Ich meine das vollkommen ernst!"

,,Erstens, wird dir nichts passieren, wenn du eine Matte oder etwas anderes Weiches drunter legst. Zweitens, wird das auch nicht passieren, immerhin bist du ein Vampir und stirbst nicht so leicht. Außerdem renkt sich das alles wieder richtig ein. Und drittens, ja du sollst da hoch, weil Sport dich von deinem Hunger ablenkt. Deshalb empfehle ich dir das mit der Stange. Sie ist ja nicht sehr weit entfernt von dir." Ich bin trotzdem nicht überzeugt.

,,Und was, wenn ich nicht will? Es ist ja auch meine Entscheidung. Gibt es nicht andere Möglichkeiten, um dem Drang zu entgehen?" Er schüttelt den Kopf.

,,Die einzigste Variante wäre noch, dass du dich in einen Sarg legst und in eine Art Schlaf fällst, weil du dich sozusagen selbst austrocknest. Aber das willst du nicht, oder?" Eher nicht, nein.

,,Von mir aus! Dann mache ich es halt!"

Gelangweilt laufe ich zu der Stange, die an der Wand festgemacht ist und springe rauf. Sobald ich das kalte Metall spüre, schließe ich meine Hände drum und ziehe mich hoch. Immer wieder ziehe ich mich hoch ohne jegliche Hilfsmittel. Das wird irgendwann schon anstrengend. Doch solange es mich von meinem Hunger ablenkt, ist alles in bester Ordnung. Ich will nur nicht zum Monster werden, das man möglicherweise in mir sehen könnte.

,,Neun! Zehn! Elf! Zwöl-komm schon, du schaffst das! Nicht aufgeben! Weitermachen! Zwölf! Dreizehn!-"
Ich lasse die Stange los und springe wieder auf den Boden. Dort halte ich mir die Oberarme und schaue gequält zu Stefan.

,,Stopp! Ich kann nicht mehr. Ich.. brauche eine... Pause." Ich kann gerade nur abgehagt sprechen, da ich noch sehr außer Atem bin. Das ist echt sauanstrengend.

,,Du schaffst das schon. Du musst das jeden Tag machen, dann wird's besser."

,,Wenn du das sagst..."

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