30. ,,Du?!" ✓

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Ich renne so schnell ich kann und versuche, die Anderen abzuhängen. Ich bin ja sowieso nicht sehr gut, was Sport betrifft, doch Ausdauer war ehrlich gesagt nie mein Ding. Ich habe das in der Schule gehasst. Manche haben mich während der Testphase überholt, wo ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Ich habe das natürlich nicht getan.

Jetzt profitiere ich davon nicht wirklich. So ein Mist! Und Gefühle lasse ich dabei garantiert nicht zu, wer weiß, was mit mir dann passiert. Ich höre, während ich immernoch wie eine Bekloppte renne, meinen Herzschlag ganz genau und ich fühle wie meine Lungen brennen und den nötigen Sauerstoff aufsaugen wollen, doch diesen Gefallen kann ich ihnen leider nicht tun. Ich muss weiter rennen, sonst erwischen sie mich und das darf absolut nicht passieren, ich bin sonst sowas von am Arsch!

'Einfach immer weiter rennen und nicht aufhören' lautet mein Motto und wieder frage ich mich, warum dieser verdammte Wald so riesig ist, dass ich das Ende nicht mehr finde. Nur Bäume und nichts anderes.

Ich würde mich ja so gerne umdrehen und sehen, ob sie hinter mir sind, doch dann laufe ich entweder in eine Falle oder ich falle hin. Denn der Boden hier ist nur so von Wurzeln, Moos und Tannnadeln bedeckt. Und schaue ich nach hinten, sehe ich huntertpro die nächste Wurzel nicht und falle hin. Diesen Ausrutscher darf ich mir keinesfalls erlauben, dabei habe ich eigentlich schon guten Vorsprung vorgelegt. Aber mit jedem Atemzug habe ich das Gefühl, ich verliere an Geschwindigkeit, während meine Verfolger an Geschwindigkeit zulegen.

Ich würde es jetzt nicht als Angst bezeichnen, aber entspannt sein und alles auf sich zukommen lassen ist was anderes. Ich frage mich auch, warum Caroline nicht schon längst aufgetaucht ist und mir hilft, aus dieser Situation heraus zu kommen. Aber mittlerweile glaube ich nicht mehr an ihre Hilfe, sie wollte doch nur meinen Brüdern eins auswischen, indem ich die Menschlichkeit ausschaltete. An sich hat sie sich überhaupt nicht für mich interessiert.

Aber stolz bin ich trotzdem auf mich. Erst seit ein paar Wochen ein Vampir und dann wurde ich noch nicht mal gefangen. Jetzt, wo ich daran denke, frage ich mich, warum ich so dumm war und unbedingt 'Aufmerksamkeit' brauchte. Hätte ich mir davor wenigstens noch einen Snack geholt, vielleicht wäre ich dann viel stärker. Immerhin habe ich seit ungefähr 12 Stunden nichts mehr gegessen, beziehungsweise getrunken.

Ich renne immernoch so schnell ich kann durch den Wald und wurde auch schon von dem ein oder anderen Ast erwischt. Zu meinem Übel fängt es auch noch an zu nieseln, was sich in einen Platzregen verwandelt. In kürzester Zeit ist der Waldboden schlammig und matschig, sodass man aufpassen muss, nicht auszurutschen.

Ich lasse mich davon aber nicht aufhalten und renn immer weiter, bis ich doch tatsächlich an einer Wurzel hängen bleibe. Dadurch falle ich voll hin und schlage nicht wirklich auf dem harten, sondern auf dem weichen Boden auf. Sonderlich weh tut es nicht, aber der Dreck spritzt überall hin. In meine Haare, auf meine Klamotten und in mein Gesicht. Meine sowieso schon verdreckten und zerrissenen Sachen saugen sich sofort voll und eine Sekunde später hängen sie bereits wie ein nasser Lappen an mir herunter.

Das darf doch wohl nicht wahr sein?!

Ich befreie mich aus der Wurzel und atme nochmal tief durch, bevor ich weiter rennen will. Doch da packen mich sofort vier Hände, zwei jeweils an einem Arm, und drücken mich wieder in den matschigen Waldboden. Ich kann so niemals erkennen, wer mich festhält, doch ich denke, es sind auf jeden Fall zwei Männer. Ein Dritter kommt dazu, das höre ich, und bleibt vor mir stehen. Er spielt mit etwas, als er es mir auch schon in den Hals sticht.

Das Zeug verbreitet sich schnell in meinem Blutkreislauf und ohne zu wissen, was es ist, kann ich bestätigen, dass ich gerade mit Eisenkraut voll gespritzt wurde. Ich merke, wie die Welt sich dreht und alles immer leiser und verschwommener wird. Ich sehe zwar nur Matsch, trotzdem merke ich wie mein Sichtfeld wackelt und irgendwann komplett weg ist.
Mein Körper reagiert nicht auf meine Anweisungen und löst jegliche Spannungen, als ich wegnicke.

~~

Mit einem Ruck wache ich auf und halte mir sofort den Kopf.

,,Au...-was..- nein?! Habt ihr nicht ernsthaft getan, ihr Idioten!! Sperrt mich in eine Zelle und denkt, eure Problem sind weg?! Ich hasse euch und macht sofort diese Handschellen ab von mir!!"

Ich zerre an ihnen, doch wider meiner Erwartung sind sie sehr standhaft. Ich schnaube.

Die Tür knarzt und und rein kommt Caroline. Ich reiße die Augen auf und gehe auf sie zu.

,,Was machst du hier? Verschwinde! Sonst werden sie dich auch einsperren!!"

Sie schüttelt jedoch nur den Kopf.

,,Ich habe das glücklicherweise nicht mehr nötig. Ich habe den Schalter wieder umgelegt, du solltest es auch tun."

Deswegen war sie in den vergangenen Tagen nicht da. Und die Anderen haben mich warscheinlich deswegen nicht gesucht, da sie sich erst um Caroline kümmern mussten.

,,Ich werde das garantiert nicht tun. Bescheuert bin ich nicht und auf meiner Stirn steht auch definitiv nicht Matt Donovan!"

Sie lächelt nur bei meinen Worten und geht wieder zur Tür.

,,Du wirst es schon noch tun. Wir müssen nur herausfinden, wer oder was dein Knackpunkt ist. Dann wird es spielend leicht. Du darfst nicht vergessen, dass alle nur dein Bestes wollen und wir möchten dir zurück zu dir verhelfen. Ich bin mir meiner Schuld bewusst und hasse, was ich getan habe, aber ändern kann ich es nicht. Wir schaffen das zusammen, so wie immer."

Ich schaue sie nur abschätzig an und rümpfe die Nase.

,,So denkst du vielleicht darüber, aber ich bin kein Weichei so wie du und alle anderen. Du wirst meine Meinung nicht ändern. Also würdest du mir bitte den Gefallen tun und dieses Zimmer, eher Zelle, jetzt verlassen? Ich halte deine Visage nicht mehr aus."

Sie nickt kurz und macht die Tür auf.

,,Von mir aus. Doch, ob du gleich froh bist, weiß ich nicht."

Sie redet leise mit jemand anderem, doch ich bin zu faul und schwach das zu hören.

,,Viel Spaß mit ihr!"

Das war Caroline. Danach kommt jemand rein, macht die Tür hinter sich zu und setzt sich mit etwas Abstand vor mich. Ich sehe auf und traue meinen Augen nicht.

,,Du?!"

The One And Only Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt