14. Unauffindbar ✓

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POV. Damon:

Ich mache mir langsam Sorgen um meine Nichte. Das letzte Mal, als ich sie sah, war vor einer Woche. Ehrlich gesagt habe ich an dem Tag, wo wir Elena aus Kais Fängen befreit haben, nur auf meine Freundin geachtet und Lyla aus den Augen gelassen. Sie befand sich in einem sehr schlechtem Zustand und hat trotzdem versucht, die starke Salvatore zu spielen. Ganz Salvatore!

Ich hatte an dem Tag meine Bedenken, aber habe sie einfach ignoriert. Das war mein großer Fehler. Nun ist sie weg und Kai auch, ich tippe drauf, dass er sie mitgenommen hat. Ich habe mich dann nochmal in der Schule umgesehen, konnte aber nur eine Blutspur ausmachen, die an einer Stelle plötzlich endet. Was dort passiert ist, kann ich nicht sagen, aber ich hoffe, sie lebt noch. Sie ist immerhin nur eine Hexe und ihr das Genick zu brechen, könnte Kai spielend leicht fertigbringen.

,,Hallo, Erde an Damon!" Elena wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht und holt mich aus meinem gedanklichem Vortrag, was für ein schlechter Bruder ich doch bin, heraus. Ich versuche sie leicht anzulächeln, was warscheinlich eher kläglich aussieht.

Sie zieht mich sofort in eine Umarmung, weil sie genau weiß, was mir Sorgen bereitet und gibt mir einen Kuss. Ich lächle in den Kuss hinein und vertiefe ihn.

POV. Lyla:

Ich liege auf der Couch und schaue ununterbrochen an die Holzwände, die mich ebenfalls versuchen nieder zustarren.

Ich bin schon seit einer Woche hier und langsam ist es echt langweilig. Ich darf nicht raus und wenn Kai nicht da ist, habe ich auch niemanden, mit dem ich streiten kann. Aber ich mag es, muss ich gestehen. Wir streiten einfach wegen kleinsten Dingen los und kriegen uns danach kaum mehr vor Lachen ein.

Ich lächle bei dieser Erinnerung und höre die Tür ins Schloss fallen. Na endlich!

Ich habe mich mittlerweile auch damit abgefunden, dass meine Kraft Futsch ist, aber was soll ich machen. Nichts! Ich bin nur noch ein normaler Mensch und keine besondere Hexe mehr. Dabei habe ich das Hexendasein immer gemocht.

,,Hi, bin wieder da! So, ich habe alles was du wolltest: Schokolade, Paprika, Cola, Eis am Stiel, Snickers, Tomaten, Nudeln und Cornflakes. ... Ach ja und Milch. Ich habe eine Frage, wofür?"
Ich schaue ihn genervt an, dass er auch alles hinterfragen muss.

,,Muss dich doch nicht interessieren! Stell alles einfach in der Küche ab, ich pack's schon weg." Dabei lümmle ich mich weiter auf der Couch rum.

Er kommt mit verschränkten Armen in mein Sichtfeld und stellt sich genau vor mich. Ich schaue hoch und ziehe die Augenbraue hoch.

,,Was?" Er lacht gespielt.

,,Wieso muss ich das überhaupt wegstellen? Ich könnte es auch vor die Tür stellen. Ich bin nicht dein Diener!"

Ich verdrehe die Augen.

,,Ich würde es auch selbst einkaufen, aber ein gewisser Mr. Parker lässt mich nichtmal einen Schritt vor die Haustür machen und außerdem habe ich seit einer Woche deine viel zu großen Shirts und Boxerhosen an."

,,Nein, vergiss' es! Ich werde nicht mit dir shoppen gehen!"

Er verlässt einfach das Zimmer und ich verdrehe erneut die Augen. Der ist schlimmer als ich, wenn ich meine Tage habe.

Dann mache ich mich ab in die Küche und räume gemütlich alle Sachen weg und bereite, da ich nichts besseres machen kann, schonmal das Abendessen vor. Kai hat Nudeln geholt, also mache ich Pasta. Das wird ihm bestimmt schmecken...

Oh Gott, jetzt will ich ihn auch noch zufrieden machen. Die Zeit mit ihm tut mir garnicht gut. Aber es wird erst Zeit zu gehen, wenn die Gefühle wie Liebe im Anmarsch sind. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, mit Kai in einer festen Beziehung zu sein. Der ist doch viel zu viel Psychopath und Magiesauger. Allein schon bei der Vorstellung schüttelt's mich.

Aber jetzt ist erst mal Essen dran...

POV. Stefan:

Ich vermisse meine Nichte so sehr. Aber ich bin nicht so und schlafe mit meiner Freundin, die ich gar nicht habe, um die Probleme zu ignorieren und mich der Lust hinzugeben. Solange er den Schalter auf Gefühle lässt, muss ich jedenfalls noch nicht einspringen.

Ich seufze und spiele mit meinem Kugelschreiber. Ich sitze nämlich gerade an meinem Schreibtisch und erweitere mein Tagebuch um eine oder vielleicht gleich zwei Seiten. Ich habe beschlossen, jeden Tag, wo Lyla verschwunden bleibt, einmal zu schreiben und meine kompletten Gefühle raus zu lassen. Meine Angst, dass sie bei Kai ist, quält mich, denn Damon erzählte nach der Mission 'Elena retten', dass Kai ihr gefolgt ist. Sie war sehr schwach an dem Tag, weil sie nicht mehr ihre vollständige Kraft besaß und somit viel Last auf ihren Schultern lag.

Außerdem, so erzählte Damon, hatte sie stark aus der Nase geblutet, was bei Zaubern nie ein gutes Zeichen ist. Sozusagen hat sie sich für die Beiden geopfert und befindet sich jetzt gerade vielleicht bei Kai. Ich hoffe, ihr geht es gut und sie kann weiter zaubern.

Einmal hat sie mir erzählt, dass sie es liebt, eine Hexe zu sein aber ob sie es jetzt immernoch genießt? Ich habe keine Ahnung.

Ich überlege immer weiter und habe nach ein paar Minuten oder so einen Anfang gefunden. Darauf fällt es mir auch nicht mehr schwer, weitere Dinge zu schreiben und immer mehr Ideen kommen in meinem Kopf zusammen, die ich alle aufschreibe. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist oder wie viel Zeit verging, aber die Tagebuchseiten werden länger und immer länger. Ich muss sogar mittendrin die Tinte wechseln und sehe erst an dem Zeitpunkt zur Uhr: 16:00 Uhr.

Ich bin erstaunt, da ich noch nie solange an einem Tagebucheintrag geschrieben habe. Ich habe 13:55 Uhr angefangen mir Gedanken zu machen und in mich zu horchen. Es ist ganz entspannend, außerdem kann man so unerwünschte Geräusche einfach ausblenden, wie zum Beispiel das Stöhnen von Damon und Elena.

Ich schreibe weiter und denke, dass es nun reicht. Ich schreibe noch einen geeignetes Ende und überschaue das Geschriebene noch einmal. Ich zähle dabei auch die Seiten und komme auf ganze drei Seiten, welche mit Vorder- und Rückseite beschrieben sind.

Ich klappe das Buch zu, wickle das Band darum und lege es zurück in die Schublade. Dann gehe ich runter und genehmige mir einen Bourbon aus Damons Vorrat. Der tut echt gut.

Ich setze mich auf ein Sofa und trinke, in Gedanken versunken, das Glas leer.

The One And Only Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt