21. Ein Geheimnis, das kein Geheimnis mehr ist

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"WAS?! Du willst mir erzählen, dass dieser ... also dein Ex gestern bei dir aufgetaucht ist?", rief Kim schockiert.

"Psst! Nicht so laut.", ermahnte ich sie.

"Sorry."

Ich hatte Kim und Isa gerade von Leons Besuch gestern erzählt.

"Ja Kim du hast recht.", beantwortete ich ihre Frage von vorhin.

"Oha. Das ist hart...", saufzte Isa. "Und was willst du jetzt machen?"

"Ich weiß es nicht ..." Ich hatte echt keine Ahnung wies jetzt weitergehen sollte.

"Und was ist wenn du es ihm einfach sagst?", fragte Kim vorsichtig.

"Bist du verrückt?!" Schockiert schaute ich sie an.

"Ich mein ja bloß. Vielleicht ist es ja besser wenn er es weiß. Du bist ja auch erst 18. Wie willst du da alleine auf den Beinen stehen? Die ersten 2 Jahre kannst du auf jeden Fall vergessen zur Arbeit zu gehen und ob deine Eltern dich finanziell unterstützen können ist wieder eine andere Frage.", meinte sie.

Okay. Vielleicht hatte sie ja recht. Meine Eltern waren kaum in der Lage mich finanziell zu unterstützen und wie sollte ich das alleine schaffen? Okay positiv denken Jolie! Du schaffst das.

"Finanziell vielleicht nicht, aber sie können auf die Kinder aufpassen. Meine Mum geht nicht in die Arbeit. Und ich könnte dann Halbtags oder so arbeiten. Ich krieg das schon irgendwie hin...", erklärte ich.

"Wir sind auch für dich da Jolie! Wir können dich auch mal unterstützen. Ich wollte doch ehh schon immer mal nach London. Dann bleib ich halt mal für ein paar Wochen bei dir.", überlegte Isa.

"Nein. Das musst du nicht. Ihr könnt mich gerne mal besuchen, aber ich will nicht, dass ihr auf sie aufpasst. Ihr müsst doch selber arbeiten und so."

"Überlegs dir einfach. Mein Angebot steht noch immer du kannst jederzeit darauf zurückkommen. Verstanden?"

"Klar danke.", meinte ich, aber wusste, dass ich nicht darauf zurückkommen würde.

"Und ich kann dich natürlich auch unterstützen.", lächelte Kim.

"Ich weiß euer Angebot echt zu schätzen. Danke."

Zum Glück war unsere Mittagspause jetzt vorbei und ich musste nicht langer darüber diskutieren, ob ich ihre Hilfe jetzt annahm oder nicht. Ich war an der Kasse eingesetzt und arbeitete jetzt weiter. Isa war auch an der Kasse, aber man konnte sich da nicht wirklich unterhalten. Oft standen viele an beim Bezahlen, das konnte dann schon mal ganz schön stressig werden. Kim dagegen musste Klamotten einsortieren und sowas halt machen. Ich mochte diese Aufgabe überhaupt nicht und war froh es nicht machen zu müssen. Vor allem mir zwei Babys im Bauch konnte das ganz schön anstrengend werden.

"Endlich Feierabend!", seufzte ich erleichtert.

"Ohh jaa!", stimmte Kim mir zu. "Sorry, aber ich hab nicht viel Zeit. Muss los!", verabschiedete sie sich sofort.

Ich verabschiedete mich auch noch und ging in den Angestelltenraum um mein Zeug zu holen. Isa war schon seit einer Stunde weg. Deshalb musste ich jetzt alleine fahren, aber ich ließ mir Zeit. Als erstes checkte ich noch meine WhatsApp Nachrichten. Ich hatte bloß eine und zwar von Laura.

L: Heyy, ruf mich mal wieder an, wenn du fertig mit arbeiten bist. Ich sterbe vor Langeweile!! :-/

Ich wählte Lauras Nummer und sie hob ziemlich schnell ab.

"Heyy, endlich rufst du an! Mir ist soooo langweilig. Gibts was Neues?", fragte sie.

"Hi erstmal. Oh ja das gibts.", meinte ich.

Ich erzählte ihr von gestern. Bei ihr ließ ich den Kuss mit Sam nicht aus. Aber davor hatte ich mich auch umgeschaut. Musste ja nicht gleich jeder mitbekommen, wie dumm ich war. Sie machte mir keine Vorwürfe, aber ich wusste genau, dass sie meine Aktion nicht richtig fand.

"Was hast du jetzt vor?", fragte sie, als ich mit meiner Erzählung fertig war.

"Ich weiß es nicht. Ich glaub ich geh hier weg...", überlegte ich.

"Was schon wieder? Wo willst du denn hin?"

"Keine Ahnung. Frankreich oder USA vielleicht..."

"So weit weg? Frankreich geht ja noch aber USA? Bitte nicht. Komm doch einfach wieder zurück.", flehte Laura.

"Du weißt, dass ich das nicht kann.", seufzte ich. "Okay. Wir reden ein anderes mal wieder ich will langsam heim. Ich bin immer noch in der Arbeit."

"Okay. Bis dann. Und komm wieder her!"

"Mal schaun. Bye."

Ich legte auf und verstaute mein Handy wieder in meiner Tasche. Ich wollte gehen, aber als ich mich umdrehte blieb ich wie erstarrt stehen. Ohh nein nicht schon wieder...

"Du willst wieder abhauen? Jolie was ist los? Bitte, bitte rede mit mir!", flehte Leon und kam näher auf mich zu.

"Was hast du hier zu suchen? Das ist der Angestelltenraum. Du darfst hier nicht rein!", stellte ich klar.

Aber er ignorierte meine Aussage und kam immer weiter auf mich zu. Deshalb wich ich auch immer weiter von ihm weg. Aber irgendwann stoppte mich die Wand. Scheiß Wand. Wände müssen ja auch immer im ungünstigsten Zeitpunkt da stehen. Schlussendlich stand ich an der Wand gelehnt da und Leon drückte mich sanft dagegen. Ich versuchte ihn von mir wegzuschubsen. Er durfte den Bauch wirklich nicht bemerken. Sonst hätte das ganze Verstecken spielen nichts gebracht.

"Du willst nicht mit mir reden? Okay. Dann erzähl ich dir mal was. Ich bin nicht zur Academy gegangen. Hast du verstanden? Ich bin nicht gegangen, weil ich das ohne dich nicht kann. Ich brauch dich ...", erklärte er mir.

"Warte.", unterbrach ich ihn. "Du hast was?! Bist du denn verrückt geworden? Ich hab dir doch geschrieben, dass du hingehen sollst!"

"Ja genau. Du hast es mir geschrieben, aber ich wusste den Grund trotzdem nicht. Und den würde ich jetzt gerne von dir hören!", forderte er mich auf.

Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte das nicht.

"Bitte Jolie. Niemand will mir sagen was los ist. Deine Eltern nicht und Laura auch nicht. Ich will endlich wissen, was passiert ist! Verdammt Jolie ich liebe dich und ich brauch dich! Du kannst mich doch nicht einfach so verlassen!"

Eine Träne lief meine Wange hinab und auch in seinen Augen glitzerten die Tränen. Krampfhaft versuchte er sie zurückzuhalten.

"Es ging nicht anders ...", flüsterte ich.

"Aber warum?"

Er lehnte sich etwas mehr an mich und in diesem Moment war mir klar: Mein Geheimnis war kein Geheimnis mehr.

Away because of himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt