11. Die Wahrheit

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Laura und ich telefonierten noch eine Weile. Dann legte ich auf. So jetzt war es so weit. Ich musste meinen Eltern echt die Wahrheit sagen. Sie hatten ein Recht darauf zu wissen, dass sie Großeltern wurden. Also wählte ich ihre Nummer.

"Hemmilton?", ging meine Mom dran, wahrscheinlich hatte sie nicht auf das Display geschaut. Normalerweise kannte sie nämlich meine Nummer. Achja. Ich hatte ja eine neue Nummer. Stimmt...

"Hey Mom ich bins.", begrüßte ich sie.

"Schatz! Wie gehts dir?" Ich ignorierte die Frage.

"Ist Dad auch da?", fragte ich stattdessen.

"Ja. Ich mach mal auf laut."

"Okay. Gut. Ich muss euch nämlich was sagen."

"Was ist denn los Schatz?", fragte Dad.

"Also. Da gibt es was, was ich euch nicht erzählt hab. Um genau zu sein weiß es niemand außer Laura. Aber bevor ich es euch erzähle müsst ihr mir etwas versprechen..."

"Was denn?", stellte Mom die Frage.

"Ihr dürft Leon nichts davon erzählen. Niemals. Bitte. Versprecht mir das." Er durfte es einfach nicht erfahren. Wenn er es wusste, dann war alles kaputt. Vor allem seine Karriere.

Ich wusste, dass sich meine Eltern jetzt fragende Blicke zuwarfen. Sie fragten sich was denn so schlimm war, dass es Leon nicht erfahren durfte.

"Okay. Wir versprechen es.", erklärte dann Dad endlich.

Gut. Oder schlecht? Naja egal. Es war jetzt so weit. Jetzt würden sie die Wahrheit erfahren. Lieber wäre es mir natürlich, wenn ich vor ihnen stehen würde, wenn ich es sagte. Aber das ging momentan nicht und ich konnte mich ja jetzt schlecht in den Flieger setzen und zu ihnen fliegen. Vor allem war dann die Wahrscheinlichkeit sehr groß Leon zu begegnen.

"Also es ist so, dass ... ähm ... also der Grund warum ich gegangen bin...", druckselte ich herum.

"Schatz. Atme einmal tief durch und probiers dann nochmal.", riet mir meine Mom.

"Okay. Mom, Dad, ich ... ich bin schwanger.", platzte ich heraus.

Am anderen Ende der Leitung war es leise. Zu leise. Es war klar, dass sie nicht erfreut sein würden. Aber trotzdem sollten sie endlich was sagen!! Die wussten ja gar nicht wie es in mir aussah. Wieso waren sie jetzt so still?!?!

"Mom? Dad?", fragte ich vorsichtig.

"Tut uns leid. Es ist echt ... oh mein Gott. Wir werden Großeltern?", fragte Mom sprachlos. Ich wusste, dass Tränen in ihren Augen glitzerten. Ich kannte sie einfach zu gut.

"Ja.", antwortete ich leise.

"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Ich freu mich ja so. Vielleicht sollte ich sauer sein, weil mit 18 hat man andere Sachen im Kopf als ein Kind, aber ich freu mich so!!"

Ich hatte mit allem gerechnet, aber mit Sicherheit nicht damit. Eher, dass sie sauer war oder mir Vorwürfe machen würde. Aber das tat sie nicht und dafür war ich ihr echt dankbar.

"Wie weit bist du schon?", meldete sich jetzt auch mein Dad zu Wort.

"In der 8. Woche."

"Jolie. Egal was es ist. Wir sind immer für dich da. Und keiner macht dir Vorwürfe für das was passiert ist. Ich weiß, dass es nicht geplant war, aber ich bin froh, dass du dich dafür entschieden hast.", erklärte er.

Ich musste lächeln. "Danke Dad."

"Bist du zur Geburt wieder da?", fragte jetzt Mum.

"Ich weiß es noch nicht.", seufzte ich. "Ich hab jetzt erst einmal für vier Monate einen Job und dann schau ich mal weiter."

"Echt? Wo denn?"

"Bei Abercrombie & Fitch. Das ist die Marke mit dem Elch." Das musste ich immer dazu sagen, sonst wussten meine Eltern nie welche Marke ich meinte.

"Das ist ja toll Schatz! Wann fängst du an?"

"Morgen. Ich hoff mal, dass es genauso toll wird wie beim 'New Yorker', wo ich mal gearbeitet hab."

"Ja ganz bestimmt."

"Ich muss jetzt auch auflegen. Also sagt bitte nichts davon Leon."

"Keine Sorge. Es ist nicht unsere Aufgabe ihm das zu erzählen.", erklärte mir Dad.

"Danke!", gab ich erleichtert zurück. "Ich hab euch lieb. Ich ruf euch morgen nach der Arbeit nochmal an. Ciau!"

"Tschüss Liebling!", verabschiedeten sie sich von mir.

So. Jetzt wussten sies. Eigentlich war es gar nicht so schwer, wie ich gedacht hatte. Und sie waren nicht sauer oder so auf mich. Zum Glück. Ich hätte nicht gewusst, was ich gemacht hätte, wenn sie mir totale Vorwürfe gemacht hätten oder es Leon sagen hätten wollen... Klar ich wusste, dass er ein Recht darauf hatte es zu erfahren, aber es ging einfach nicht.

Um auf andere Gedanken zu kommen suchte ich mein Zeug für den morgigen Tag zusammen. Ich suchte mir schon mal Klamotten heraus und entschied mich für eine Jeans und ein beiges Top. Ich nahm mir meine Handtasche und legte meinen Geldbeutel und was zu trinken sowie die Abercrombie & Fitch Karte. Die durfte ich nicht vergessen.

Den restlichen Abend verbrachte ich vor dem Fernseher. Ich war schon ganz schön nervös, obwohl ich ja eigentlich wusste, was alles auf mich zukam. Aber ich kannte niemanden und es war eine ganz andere Umgebung und so ... Naja ich sollte mich wohl nicht jetzt schon verrückt machen ...

Away because of himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt