36. Die Wahrheit

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-Jolene's POV-

Wir standen vor dem Haus von Leons Eltern. Hä? Was hatten sie jetzt damit zu tun? Ich verstand echt nichts mehr ... 

"Was machen wir jetzt?", fragte ich.

"Wir klingeln. Ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird. Was haben meine Eltern mit der ganzen Sache zu tun?"

Wir gingen auf die Tür zu. Kurzentschlossen drückte er auf die Klingel. Wenige Augenblicke später stand uns dann seine Mom gegenüber.

"Leon! Was wollt ihr denn hier?", fragte sie uns überrascht.

Ohne zu warten drängte sich Leon an ihr vorbei und zog mich mit sich. Er lief ins Wohnzimmer, wo auch sein Vater und die Barbie saß.

"Was wird hier gespielt?", fragt er wütend.

Seine Mom gesellte sich auch zu uns. Keiner außer mir bemerkte, dass sie die Barbie verzog. Geh nur, dachte ich mir und wartete auf eine Erklärung.

"Wir sollten ihm die Wahrheit sagen.", meinte sein Vater bestimmt.

"Nein!", sagte seine Mom sofort.

"Er hat ein Recht darauf es zu erfahren. Bitte. Es wäre so einfacher für uns." Ruhig sprach er auf seine Frau ein und irgendwann nickte sie zögernd. "Okay."

"Setzt euch doch bitte hin. Wir müssen euch da was erklären. Vor allem dir Leon.", sprach jetzt sein Vater zu uns.

Leon und ich setzten uns gegenüber von ihnen hin und warteten, dass sie anfingen zu erzählen.

"Leon du hattest eine Schwester.", fing sein Dad an.

"Hä? Aber ... " Leon verstand gar nichts und ich genauso wenig. Er hatte eine Schwester? Soll das heißen ...

"Du kennst sie nicht. Du warst zu klein um die daran zu erinnern. Sie war drei Jahre älter als du. Du warst gerademal ein Jahr alt, als sie starb. Mia, so hieß sie. Sie war so ein tolles Mädchen. Voller Lebensenergie." In seinen Augen bildeten sich Tränen und seine Mom musste sich auch zusammenreißen.

"Was ist passiert?", fragte Leon leise. Ihm machte die ganze Sache auch ganz schön zu schaffen.

"Deine Mom holte sie vom Kindergarten ab ..."

"Ich hab mich mit einer anderen Mutter noch kurz unterhalten. Mia konnte es nicht mehr abwarten, endlich heim zu kommen. Sie hat dich geliebt und hat dir oft stundenlang zu geschaut. Auch wenn du geschlafen hast. Und sie hat sich so rührend um dich gekümmert ... Ich hab auf der anderen Straßenseite geparkt und Mia ist einfach über die Straße gelaufen. Ich wollte sie noch aufhalten. Aber es war zu spät ... Der Autofahrer hat Mia zu spät gesehen. Sie war sofort tot ... ", schluchzte seine Mom.

Auch Leon liefen vereinzelt Tränen runter. Ich nahm ihn fest in den Arm, aber auch ich merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Er schlang seine großen Arme um meinen kleinen Körper und zog mich näher zu sich. Ich glaube das brauchte er einfach. Jemand der ihn festhielt.

"Das Zimmer oben ...", begann Leon.

"Ja das ist das Zimmer deiner Schwester.", erklärte sein Dad.

Ich wusste, dass sie ein Zimmer hatten, das aber immer verschlossen war. Leon durfte es nicht betreten. Einmal hat er erzählt, dass er als kleiner Junge immer durchs Schlüsselloch geschaut hat, aber nie etwas erkennen konnte.

"Darf ich es sehen?", fragte er.

"Später. Wir sind noch nicht ganz fertig. Wir haben einen Fehler gemacht und wir werden verstehen, wenn du uns jetzt hasst, aber wir hatten Angst dich zu verlieren Leon. Ich weiß, dass Jolene ein nettes Mädchen ist. Immer wenn du hier warst und wir dich schlecht behandelt haben, warst du trotzdem freundlich. Es tut uns echt leid ... Und was die Sache mit Ally angeht ... ", erklärte sein Dad.

Ally war wahrscheinlich diese Barbie.

"Das war meine Schuld. Nein du unterbrichst mich jetzt nicht!", sagte seine Mom zu ihrem Mann gewandt und er schloss seinen Mund wieder. " Ich hatte einfach Angst dich zu verlieren. Naja eigentlich hatte ich dich schon verloren, aber ich wollte es nicht akzeptieren. Ich wollte, dass du wieder zurück kommst. Dein Dad hat versucht mich umzustimmen, aber ich war stur. Deshalb hab ich Ally engagiert. Ich wollte erreichen, dass ihr euch trennt. Es war ein Schock zu hören, dass ihr Eltern werdet und heiratet und dann habt ihr auch noch das Haus bekommen. Ich war so blind. Ich hab nicht gesehen, wie gut dir Jolene tut. Aber ich hatte schon Mia verloren und ich wollte nicht auch noch dich verlieren. Es war ein Fehler. Es tut mir leid."

Oha. Das war jetzt irgendwie schon ein Schock. Und ganz schön viele Informationen auf einmal. Ich wusste, dass es Leon genauso ging wie mir. Bloß dass es bei ihm wahrscheinlich noch schlimmer ist. Seine Eltern hatten ihn sein Leben lang belogen. Das ist echt hart. Noch immer hielt er mich fest umklammert. Ich glaube er brauchte einfach Zeit das alles zu verarbeiten.

Sein Vater gab Leon einen Schlüssel. Das war wahrscheinlich der Schlüssel zu Mias Zimmer. Er stand auf und ging die Treppe nach oben. Meine Hand hielt er fest umklammert. Vor der Tür blieben wir stehen. Es dauerte etwas, bis Leon sich traute aufzuschließen. Ich stieß die Tür auf und wir traten rein. Danach schloss ich sie wieder.

Es war ein schönes Zimmer. Der Traum eines jeden Mädchens. Eine Wand war in einem knalligen rosa angemalt. Davor stand ein Bett. Es war eines aus Holz mit rosa Bettwäsche, wo eine Prinzessin abgebildet war. Daneben stand ein Nachtkäschen. Auf der anderen Seite war ein großer Schrank und sonst haufenweise Spielzeug. In der einen Ecke stand eine Wiege mit einer Baby Born. In einer Kiste lagen lauter Barbies und sie hatte sogar auch eine Küche gehabt. Auf einem kleinen Schrank waren viele Kuscheltiere gestapelt.

Leon neben mir fing an zu zittern und immer mehr Tränen liefen runter. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er war immer so stark. Ohne weiter darüber nachzudenken nahm ich ihn in den Arm. Haltsuchend umklammerte er mich. Ich spürte, wie er langsam aufhörte zu zittern, aber die Tränen liefen unaufhörlich weiter.

Plötzlich durchzuckte mich ein stechender Schmerz. Ich schrie auf und hätte Leon mit nicht gehalten wäre ich zusammengesackt. Der Schmerz hielt an und war dann wieder weg. Ich schaute in das geschockte Gesicht von Leon. Ich hatte Angst. So einen Schmerz hatte ich zuvor noch nie gespürt und ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Wieder spürte ich es, aber diesesmal viel stärker.

"Leon ... die Babys ... ", brach ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Die Wehen hatten eingesetzt. Aber es war zu früh! Viel zu früh. Der Termin war doch erst in einem Monat ...

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Also ganz so wie ich mir des vorgestellt hab isses ja nicht passiert ;D aber ich will euch jetzt nicht so lang warten lassen und deshalb hab ich beschlossen das Kapitel einfach meinem letzten Follower zu widmen und zwar: @Mi1402ra :) dankeschön

Joa und des wars jetzt auch schon wieder von mir :D

Away because of himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt