16. Ich mag dich halt!

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Seit einer halben Stunde hatten die anderen von der Arbeit aus. Ich wusste nicht genau, wann sie kommen würden, aber bestimmt bald. Nervös lief ich durch Sams Wohnung. 

"Willst du dich nicht hinsetzten? Du machst mich auch noch ganz nervös ...", meinte er schließlich. 

"Sorry.", meinte ich bloß und setzte mich hin.

Okay Jolie. Ganz ruhig. Du schaffst das. Was ist so schlimm dabei? Du musst ihnen doch bloß sagen, dass du schwanger bist! Ich atmete noch einmal tief durch und dann hörte ich, wie jemand klingelte. Sam stand auf und kam wenig später mit Sebi und Alex im Schlepptau wieder.

"Heyy!", begrüßten sie mich und schlossen mich in eine Umarmung.

"Isa kommt gleich. Sie wurde noch von irgendwem aufgehalten und hat gemeint wir könnten schon mal vorgehen.", gab Sebi bescheid.

Wir setzten uns alle wieder auf die Couch, außer Sam. Er ging in die Küche und holte den beiden ein Bier. Mir brachte er ein Wasser mit, weil meines leer war. Dann ließ er sich auch neben mich nieder. Die drei unterhielten sich über irgendwas, aber ich passte nicht auf. Ich starrte die ganze Zeit auf den Laptop vor mir (Sam hatte ihn vorhin schon geholt.) und wartete darauf, dass Isabel endlich kam.

Nach etwa 20 Minuten klingelte es dann wieder und Isa war endlich da. Ich begrüßte sie schnell und setzte mich dann wieder hin. Da es schon 10 vor 9 war startete ich den Laptop und bat Sam, seinen Code einzugeben. Ich spürte die Blicke der anderen drei auf mir, aber ignorierte sie erst einmal. Ich meldete mich schnell auf Skype an und wartete bis Kim online war. Ich drehte den Laptop so, dass jeder einen guten Blick drauf hatte.

"Heyy Leute!", begrüßte Kim uns.

"Hey!", kam auch von uns.

"Und wie gehts dir?", fragte Sebi Kim.

"Mir gehts ja prächtig, aber was mich mehr interessiert: Jo was ist los?", fragte Kim besorgt.

Jetzt hatte ich auch die Aufmerksamkeit von den anderen. Eigentlich hasste ich es ja, wenn mich jemand Jo nannte, aber im Moment war mir das egal.

"Ähm ... also .. ich muss euch was sagen ...", begann ich.

Ich schaute kurz zu Sam, der mich aufmunternd anschaute.

"Ich ... ähm .. ich bin schwanger."

Alle schauten mich mit aufgerissenen Mündern und großen Augen an. Kim viel sogar ihr Handy aus der Hand. In einer anderen Situation hätte ich sie jetzt bestimmt ausgelacht. Bevor irgendwer Fragen stellen konnte, begann ich auch schon alles zu erzählen. Als ich fertig war schaute ich unsicher in die Menge. Keiner sagte etwas. Isabel ertappte ich dabei, wie sie auf meinen Bauch starrte.

"Wie konnten wir das nicht bemerkten?", fragte Isa irritiert. Es war wohl eher eine Frage an sich selbst, weshalb ich auch nicht darauf antwortete. "Wie weit bist du schon?"

"Im vierten Monat.", antwortete ich.

"Also sieht man schon was?", fragte diesesmal Kim.

"Ja." Lächelnd legte ich eine Hand auf meinen Bauch.

"Oh mein Gott ich freu mich so für dich! Du bist bestimmt die beste Mutter auf der ganzen Welt!", quietschte Isa und ich musste lachen.

"Wenn du meinst!", antwortete ich.

Sebi freute sich ebenfalls für mich. Genauso wie Kim. Bloß Alex Blick gefiel mir nicht ganz. Er lächelte zwar, aber dieses lächeln war nicht so wie immer. Es wirkte gestellt. Ich musste ihn später unbedingt darauf ansprechen.

Wir unterhielten uns noch eine zeitlang, wie ich das machen wollte mit dem Kind und so. Dann fragten wir Kim über ihren Urlaub aus. In ein paar Tagen würde sie wieder zurückkommen und vor allem Sebi freute sich darüber. Wenn ich mich nicht recht täuschte, und eigentlich hatte ich ja ein Gespür für sowas, stand er auf Kim. Die beiden würden sicherlich gut zusammenpassen.

Als Alex dann mal aufstand und in Richtung Küche verschwand, ging ich ihm hinterher. Ich wollte unbedingt wissen was los war. Alex stand mit dem Rücken zu mir am Küchentresen und hatte seine Hände darauf abgestützt. Bis jetzt hatte er mich noch nicht bemerkt. Ich ging näher auf ihn zu und stellte mich neben ihn. Erschrocken schaute er auf, um dann gleich wieder den Blick abzuwenden und eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank zu nehmen. Bevor er wieder gehen konnte nahm ich seinen Arm und drehte ihn so zu mir um.

"Was ist los Alex? Und sag jetzt ja nicht, dass nichts ist, weil ich es ganz genau sehe."

Er schaute auf den Boden.

"Ist es wegen dem Baby?", fragte ich.

Sofort schaute er wieder hoch und direkt in meine Augen. "Nein! Aber ... " Er stockte.

"Aber was?"

"Ach verdammt! Jolene ich mag dich halt! Aber ... du liebst noch immer Leon."

Was? Das heißt also er war verliebt in mich? Das hab ich nicht gewollt ... Ich ließ mich auf einem Küchenstuhl sinken. Alex stellte die noch volle Flasche auf dem Tresen ab und stellte sich vor mich hin.

"Es tut mir leid Alex. Das ... ich hab das nicht gewusst."

"Schon okay."

"Gib mir einfach noch ein bisschen Zeit. Vielleicht ... " Ich brach ab.

"Zerbrech dir darüber jetzt mal nicht den Kopf. Komm lass uns wieder zu den anderen gehen."

Aber genau das würde ich tun. Mir den Kopf zerbrechen. Wieso ausgerechnet jetzt. Ich wusste noch nicht einmal wie das in Zukunft alles weitergehen sollte. Das war gerade echt eine richtig schlechter Zeitpunkt.

Ich stand von meinem Stuhl auf und Alex nahm wieder sein Bier in die Hand und wir gingen wieder zu den anderen. Ich setze mich wieder auf meinen vorigen Platz und schaute geistesabwesend in der Gegend herum. Ich achtete überhaupt nicht auf die Gespräche die gerade geführt wurden.

"Jolie?", holte mich Sebi aus meinen Gedanken.

"Hm?", fragte ich.

"Bist du dabei?"

"Wo denn?"

"Du solltest echt mal zuhören!", lachte Isa. "Wir gehen morgen ins P1 und willst du mitkommen?"

"Jaa ok gerne.", stimmte ich zu.

Morgen musste ich ja nochmal arbeiten. Ich hatte heute einen Tag frei bekommen. Keine Ahnung warum, aber glücklich war ich darüber nicht, weil ich es hasse nicht am Stück für ein paar Tage daheim zu bleiben. Also verlängertes Wochenende wäre echt geil gewesen!

Um halb 11 verabschiedete ich mich dann von den anderen und machte mich auf den nach Hause. Ich war schon ziemlich erschöpft und freute mich total auf mein Bett.

Away because of himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt