22. Versprochen!

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Leon wich wieder etwas von mir zurück und schaute mich mit nachdenklichem Blick an. Ich schloss einfach meine Augen. Ich konnte ihm gerade nicht ins Gesicht sehen. Ich spürte seine Hand an meinem Bauch. Erst waren es bloß zwei Finger. Aber bald schon die ganze Hand. Mein Bauch war immer flach und durchtrainiert. Es war klar, dass er es sofort merkte.

Ich hatte Angst ihm in die Augen zu sehen. Aber ich hielt es vor Nervosität nicht mehr aus und machte sie auf. Mein Blick traf sofort den seinen. Er schaute überrascht, schockiert, aber irgendwie auch glücklich.

"Du ... bist ...", begann er stotternd.

"Ja.", flüsterte ich und wand mich aus seinem Griff frei.

Ich ging ein paar Schritte weg und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. Die Tränen liefen noch immer aus meinen Augen. Ich legte meine Hände schützend auf meinen Bauch und starrte ins Leere.

"Ist es denn ... von mir?", fragte er zögernd.

Ich drehte mich wieder mit verheulten Gesicht zu ihm um.

"Verdammt ja! Weißt du warum ich gegangen bin? Wegen dir! Du hattest die große Chance. Und ich? Ich hätte alles kaputt gemacht. Das konnte ich nicht. Irgendwann hättest du vielleicht bemerkt, dass das ein riesen Fehler war ... ", ließ ich meinen ganzen Frust heraus.

Leon kam auf mich zu und umarmte mich, was ich zögernd erwiederte. Wie ich das vermisst hatte. Ich sog seinen Geruch tief ein.

"Ich hätte dich niemals verlassen.", flüsterte er. "Niemals. Jolie ich liebe dich und daran wird sich auch nie irgendwas ändern. Hast du mich verstanden?"

Ich nickte und heulte mich an seiner Schulter aus.

"Komm ich bring dich erstmal ... nach Hause."

Leon nahm meine Tasche und wir machten uns auf den Weg zu mir. Ich hatte versucht mich einigermaßen zu beruhigen. Zum Glück hatte ich immer einen Sonnenbrille dabei, die ich jetzt aufsetzte, damit man meine verheulten Augen nicht sah. Während der ganzen U-Bahn-Fahrt sagte keiner von uns ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken nach. Als wir endlich vor meiner Tür angekommen waren, sperrte ich auf. Leon schaute sich um. Währenddessen setzte ich mich im Wohnzimmer auf die Couch und wartete einfach bis er kam.

"Du hast es schön hier..." Verlegen kratzte er sich am Kopf.

"Danke."

Er setzte sich gegenüber von mir in einen Sessel. Ich wartete einfach darauf, bis er was sagte. Was er aber nicht tat.

"Bitte geh wieder zurück.", durchbrach ich dann die Stille.

"Nur mit dir!", meinte er.

"Nein Leon. Ich bin nur eine Last für dich. Verwirkliche deinen Traum als Fußballspieler. Du schaffst das auch ohne mich."

"Eben nicht! Ich werd dich und das Baby nicht verlassen. Niemals!" Er stand auf und setzte sich jetzt neben mich. Wenn er nur wüsste, dass es nicht bloß ein Baby, sondern zwei waren ... Aber das sagte ich ihm jetzt erst einmal nicht.

"Du weißt nicht, was du da sagst. Ein Baby kann anstrengend sein..."

"Ich weiß, dass es manchmal mit einem Baby nicht einfach ist und auch nicht langweilig wird, ...", unterbrach er mich. "Aber ich bin bereit dafür. Ich bin bereit, dir zu helfen und dich so gut wie es geht zu unterstützen. Bitte Jolie."

Ich schüttelte bloß den Kopf. Er hatte wirklich keine Ahnung was das hieß Verantwortung für so ein kleines Wesen zu übernehmen.

"Jolie. Du warst und bist immer meine erste große Liebe. Es wird sich daran nichts ändern. Du kannst dir nicht vorstellen wie die letzten Monate waren. Nicht zu wissen wo du bist. Ich hab ganz London auf den Kopf gestellt und dich einfach niergends gefunden. Niemand wusste wo du warst und die die es wussten haben nichts gesagt. Ich hab mir ständig solche Vorwürfe gemacht. Ich hätte bemerken müssen, dass etwas nicht stimmt oder so. Ich habs auf den Fußball geschoben. Ich dachte du hattest genug davon." Wieder glitzerten Tränen in seinen Augen und ich ertrug seinen leidenden Blick nicht.

Betroffen schaute ich weg und wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Am liebsten würde ich ihm einfach in die Arme fallen und ihm erzählen, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Aber ich musste hartnäckig bleiben.

Du hast das Spiel schon längst verloren.

Wie ich meine innere Stimme hasste. Aber sie hatte irgendwie ja doch recht. Ich hatte das Spiel verloren. Und zwar ab da, als er mich gefunden hat. Er hatte das Fußballspielen für mich aufgegeben. Ich konnte ihn jetzt nich einfach wieder zurückweisen. Ich vermisste ihn doch so.

Anstatt irgendwas zu sagen, legte ich meine Lippen auf seine. Er war etwas geschockt, aber erwiederte sofort. Seine Hände legte er auf meinen Rücken und zog mich näher zu sich. Dieser Kuss fühlte sich an, wie unser erster. So wunderbar. Er war besonders. Leon war besonders.

Als wir uns dann schweratmend voneinander lösten, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter.

"Es sind Zwillinge.", flüsterte ich, aber es war trotzdem noch so laut, dass Leon es hören konnte.

Ich schaute ihn an und langsam begannen seine Augen zu strahlen. Ich hätte nie gedacht, dass er sich wirklich darüber freuen würde. Klar wenn er es gewusste hätte (anstatt dass ich abgehauen wäre), hätte er mich niemals verlassen und hätte meine Entscheidung respektiert. Glücklich umarmte mich Leon und legte seinen Kopf auf meinem ab. Trotzdem merkte ich, dass ihn etwas bedrückte.

"Was ist los?", fragte ich deshalb.

"Naja .. also nicht, dass du es falsch verstehst! Ich freu mich auf die Babys, aber dieser Typ gestern ...", meinte er.

Achja. Die Sache gabs ja auch noch zu klären. Ernst schaute ich in seine Augen.

"Dieser Typ gestern war Sam. Wir haben uns bei der Arbeit kennen gelernt, aber er ist nicht mehr wie ein guter Freund. Das kannst du mir glauben. Ich wollte, dass du verschwindest. Ich wollte nicht, dass du mitbekommst, dass ich schwanger bin. Deshalb hab ich ihn angerufen, dass er mir helfen sollte.", erklärte ich. "Und außerdem ist er schwul. Also hätte er sowieso kein Interesse an mir."

Leon nahm mein Gesicht in seine Hände und platzierte einen Kuss auf meinen Lippen.

"Versprichst du mir, dass du mich nie wieder verlässt?", fragte er mich.

"Versprochen!" Ich kuschelte mich wieder enger an ihn und sog seinen Geruch ein.

"Jolie ich will dich noch was fragen. Ich weiß nicht ob du das eine gute Idee findest und es vielleicht etwas überstürzt ist, aber ...

Away because of himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt