5. Kapitel

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Andrew musste nachdenken. Es passte ganz gut, dass die NXT für einige Tage in Europa unterwegs sein würde. Susan hatte ihre letzten Sachen aus der ehemals gemeinsamen Wohnung abgeholt, nicht ohne ihren neuen Freund mitzubringen. Wobei man nicht behaupten konnte, dass Dr. Peter Fisher ihr neuer Freund war. Susan ließ es sich nicht nehmen, einen Ring mit auffälligem Stein, den sie an ihrem linken Ringfinger trug, offensichtlich so zu Schau zu stellen, dass Andrew es zwangsläufig sehen musste. Der Typ hatte ihr also schon einen Antrag gemacht. Und Susan hatte diesen natürlich angenommen. Wie Andrew Susan kannte, hatte sie darauf spekuliert, dass es ihn treffen und er alles tun würde, um um sie zu kämpfen. Aber sie hatte sich geirrt. Und das nicht das erste Mal.  Susan hatte sich von Andrew getrennt, weil sie ihm ein Ultimatum bezüglich seines Jobs gestellt hatte. Obwohl die beiden schon drei Jahre ein paar gewesen waren und Susan Andrew als Wrestler kennengelernt hatte, hatte sie plötzlich ein Problem mit seinem Beruf, vor allem mit den vielen Reisen, die grundlegend waren. Sie selbst hatte Kunstgeschichte studiert und arbeitete im Orlando Museum of Art. Ihre beruflichen Reisen im Jahr waren an beiden Händen abzuzählen, während es zeitweise bei Andrew genau das Gegenteil war. Und so würde es wieder werden, wenn er von der NXT in den Mainroster der WWE wechseln würde. Andrew hatte Susan gesagt, dass sie nicht verlangen konnte, seinen Job zu wechseln. Schon gar nicht, nachdem sie ihn nicht anders gekannt hatte. Dann hatte sie ihm mitgeteilt, dass sie ihre Beziehung beenden würde. Und jetzt glaubte sie, dass sie ihn mit ihrem Verlobungsring würde manipulieren können. Susan auf dem Adventure-Golfplatz zu treffen hatte ihn definitiv aus der Bahn geworfen. Das konnte er nicht abstreiten. Seit dem ersten Date mit Charlotte war Susan für ihn jedoch in den Hintergrund getreten. Bewusst war ihm das nicht gewesen. Erst nach dem Zusammentreffen auf dem Golfplatz und Charlottes Reaktion darauf, war ihm klar geworden, dass er Charlotte wirklich gern hatte. Sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt, auf der viertägigen Europa-Tournee konnte er nachdenken, wie er Charlotte versöhnlich stimmen könnte.

„Hi Charlotte, hier ist Kate", ertönte die Stimme aus dem Telefon. „Ich brauche unbedingt deine Hilfe." Sie klang verzweifelt.

„Klar. Was ist denn los?"

„Wir haben einen Wasserrohrbruch im Diner. Der Boden im gesamten Gastraum steht mindestens 2 Zentimeter unter Wasser. Kannst du herkommen und mir helfen?"

Während Kate berichtete, wurden Charlottes Augen immer größer.

„Auf jeden Fall. Ich bin unterwegs."

Aufgrund seiner Lage war das Diner sonntags nur bis vier Uhr nachmittags geöffnet. Eine abendliche Öffnung war einfach nicht rentabel. An diesem Sonntag hatte Charlotte frei gehabt. Das war jetzt aber wohl vorbei. Schnell zog sie sich eine alte Jeans, die schon an einigen Stellen Löcher aufwiesen, an. Ihre Haare band sie unter einem Tuch zusammen. Schnell in Gummistiefel geschlüpft und sie machte sich auf den Weg. Normalerweise fuhr Charlotte mit dem Bus zum Diner. Ein eigenes Auto hatte sie nicht. Heute winkte sie ein Taxi herbei, um möglichst schnell zur Unterstützung im Diner einzutreffen. Das Taxi hielt direkt vor dem Lokal. Charlotte zahlte und wunderte sich, als sie ausstieg, dass das Diner nicht hell erleuchtet war. Sie hoffte, dass die Stromleitung nicht durch den Rohrbruch in Mitleidenschaft gezogen war. Als sie auf den Eingang zustrebte, sah sie, dass der Gastraum nur von einigen Kerzen erleuchtet wurde.

„Na super", stöhnte Charlotte, bevor sie die Tür aufstieß. Unvermittelt blieb sie in der Eingangstür stehen und starrte auf das Bild, das sich ihr bot. Da war kein Wasser auf dem Boden. Auf dem Tresen standen mehrere große, dicke Kerzen. Leise Musik spielte. Alle beweglichen Tische waren in die nicht beleuchtete, dunkle Seite des Diners gestellt worden, bis auf einen Tisch. Dieser war mit weißer Tischwäsche, Gläsern und Porzellan gedeckt und es standen zwei Kerzen am Rand. Kate stand etwa einen Meter neben dem Tisch. Sie hatte ihre übliche rot-blaue Diner-Uniform in eine Ausführung in schwarz-weiß getauscht. Ganz kurz schoss es Charlotte durch den Kopf, dass sie fast aussah wie ein Zimmermädchen. Kate lächelte ihre Freundin strahlend an.

No easy way outWo Geschichten leben. Entdecke jetzt