Vierte Woche - fünfter Tag (Teil 2)

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Als er erwachte war es bereits dunkel und die Sterne glitzernden funkelnd durch das Fenster. Er lag immer noch auf ihrem wunderbaren, weichen Körper und lauschte entspannt ihrer Atmung. Sie schlief noch, der Trank hatte sie wohl ziemlich ausgeknockt. Verständlich, immerhin war sie es nicht gewohnt. Er richtete sein Gesicht etwas auf um sie besser ansehen zu können. Er war beeindruckt wie sehr sie ihm inzwischen vertraute. Es war absolut untypisch für sie etwas zu schlucken das sie nicht kennt. Er hatte sie so weit. 

Zwei Tage waren es noch bis zu seiner Verhandlung. Zwei winzig kleine Tage die ihn immer mehr in Bedrängnis brachten. Doch es würde alles gut gehen. Sie würde ihm helfen. Er lachte einmal hart auf. Es war beinahe lächerlich. Ein Schlammblut würde ihm helfen und nicht nur irgendeins, nein genau das Mädchen das ihn bis vor kurzem noch bis aufs Blut gehasst hatte. 

Plötzlich fingen seine Hände an zu zittern und es schossen ihm tausend Fragen durch den Kopf. War es richtig was er hier tat? Immerhin hatte er mit ihr geschlafen, mit der Streberin aus Gryffindor. Mit dem Schlammblut Granger und das alles nur um zu überleben. Er richtete sich auf und starrte sie an als wäre sie ein Fremdkörper. Das Problem war, dass er angefangen hatte sie zu mögen und das durfte er nicht.

Sein Vater hätte ihn verachtet, er verachtete sich selbst dafür, doch andererseits war sein Vater nichts weiter als ein dreckiger Lügner und Verräter. Vermutlich hätte er das Selbe getan, hätte er die Chance dazu bekommen.

Ich bin nicht besser als mein Vater, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und gleichzeitig wurde ihm unglaublich schlecht. Hatte er sein Ziel aus den Augen verloren? Hatte er sich dem Mädchen zu sehr hingegeben? Wie konnte es nur passieren dass er anfing sie zu mögen? Sie war nichts weiter als ein wertloses kleines Schlammblut und doch, konnte er sie nicht länger als solches sehen. Er sah viel mehr in ihr, ihren Humor, ihre erfrischende Intelligenz, ihre Schönheit... 

Verdammt! Er hatte eine Aufgabe, ein Ziel, eine Bestimmung und wenn er sich an sie hielt, würde das alles einfach so in der Luft zerfallen. Das durfte nicht geschehen. Er wollte die Welt zu einem besseren Ort machen, zu einem Ort in dem es sich lohnt zu leben. Doch war dieser Ort auch der, den sich der dunkle Lord erträumt hatte? Den er sich so lange er denken konnte erträumt hatte? Oder hatten diese dreckigen Justizbeamten am Ende recht und er wurde so erzogen? 

Nein! Nein, nein, nein! Er wusste doch wer er war. Er hatte es immer gewusst, er hatte es im Blut. Er war besser als dieses Gesindel, das sie einfach so in die magische Welt gelassen hatten. Ohne jeglichen Respekt vor Geschichte und Kultur. Er hatte doch dafür gekämpft dass alles so wird, wie es ihm versprochen wurde. Wie er es sich wünschte. Wünschen sollte.

Was tat er hier nur? Er sprang verzweifelt auf und raufte sich die Haare. Was bei Salazar Slytherin war nur mit ihm los? Er sah wieder zu Granger hinab als hätte sie eine Antwort parat. Doch sie lag immer noch friedlich schlafend auf dem weichen Teppich, während in ihm ein Wirbelsturm an Gefühlen hervorbrach. Es war ihre Schuld, wurde es ihm plötzlich bewusst. Er hatte die ganze Zeit versucht sie für sich zu gewinnen, sie zu beeinflussen damit sie sich auf seine Seite schlug, doch es war anderes gekommen. Sie hatte ihn verändert, zu dem gemacht was er nie sein wollte. Wegen ihr wurde er weich. Wegen ihr ist er von seinem Weg abgekommen, doch damit war jetzt Schluss. 

Er musste hier raus.

***

Eine laut knallende Tür riss sie gnadenlos aus ihrem Schlaf. Als sie die Augen öffnete sah sie jedoch nichts außer totale Dunkelheit und augenblicklich fiel ihr auch ein wieso. Sie rüttelte an den Seilen, welche noch immer um ihre Handgelenke geknüpft waren und versuchte verzweifelt sie zu bewegen. Zwecklos. 

"Draco? Draco, bist du da?" flüsterte sie in die Finsternis, doch erhielt nur Stille als Antwort. Da war weder eine Atmung die ihn verriet, noch ein heimtückisches Schmunzeln weil er vielleicht ein Spielchen mit ihr trieb. Nein, das einzige Geräusch das sie in diesem Augenblick in dem unheimlich leisen Zimmer vernahm, war das ihres pochenden Herzens.

Dramione - Save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt