Kapitel 3

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Die Kette gab mir Halt. Immer wenn es mir schlecht ging oder ich traurig war berührte ich sie. In diesen Momenten war ich meinem Dad besonders nahe. Wir sprachen noch eine ganze Zeit über das Thema Tod und Sterben. Aber zum Glück war diese Stunde unsere letzte. Das Wochendende stand an und ich war mehr als froh darüber. Die ganze Woche wurde ich schon mit üblen Dingen konfrontiert und ich brauchte dringend mal eine Pause. Ich schrieb Miranda, meiner besten Freundin, eine Nachricht ob sie heute Abend kommen wollte und Lust auf einen Film Abend mit viiieell Süßkram hätte. Sie bejahte sofort und schon ging es mir wieder ein kleines Stück besser. Ich steckte mein Handy in die Tasche und packte meinen Schulkram zusammen, stand auf und verließ den Raum, ich warf Dr. Adam Johnson noch einen kurzen Blick zu, er erwiderte ihn und in seinen Augen spiegelte sich Mitleid wieder. Doch genau das wollte ich nicht. Ich wollte nicht das er es wusste und ich wollte auch nicht das er Mitleid hatte! Also versuchte ich so schnell wie möglich nachhause zu kommen und erstmal abzuschalten. Was leider schwerer war als zuerst angenommen.

Zu Hause angekommen schenkten mir mein Hund und meine Katze, in diesem viel zu großen Haus, eine Menge Aufmerksamkeit und ich rauchte bestimmt drei Zigaretten eher ich es schaffte mich in die Küche zu schleppen und mir was zu Essen zu machen. Nebenbei hörte ich Pitch Perfect Musik und sang lautstark mit. Davon bekam ich immer gute Laune. Und auch diesmal half es mir. Meine Gedanken schwiffen trotzdem ab, zu meinem wunderschönen Dozenten dessen Blicke ich nicht so schnell vergessen würde. Wie sollte ich bloß mein Studium schaffen ohne jedesmal von seinem Anblick gefesselt zu sein? Sehr gute Frage. Ich versuchte es erstmal zu ignorieren und tat mir Nudeln in den Topf. Mein Handy piepte. Bestimmt Miranda die mir schreiben wollte, dass sie eine Stunde später kam. So war sie nun mal. Ich kannte es ja schon. Aber nein, ich sah auf meinen Facebook Account und hatte eine Anfrage von einer mir fremden Person. Der Name sagte mir nichts und auf dem Bild erkannte ich nicht viel. Im nächsten Moment bekam ich eine Nachricht.
- Ich habe lange mit mir gerungen. Aber ich muss einfach wissen wie es ihnen geht. Die Stunde war doch sehr aufwühlend. LG Adam Johnson -
Ich fiel vor Schreck fast von meinem Stuhl.

Oh mein Gott! Das konnte nicht sein! Adam schrieb mir über Facebook eine Nachricht und erkundigte sich nach mir. War das überhaupt erlaubt? Durften Dozenten ihren Studenten privat schreiben? Auf jeden Fall war ich mehr als aufgeregt. Was sollte ich jetzt schreiben? Mein Gehirn war wie leer gefegt. Mir vielen keine richtigen Worte ein. Trotzdem fing ich an zu tippen.
- Hallo Dr. Johnson, haben sie sich extra einen Account angelegt um ihre Studenten heimlich zu stalken? Mir geht es gut, danke der Nachfrage. -
Ich weiß, damit würde ich zu weit gehen. Aber es ging nicht anders. Also drückte ich rasch auf senden bevor mich mein Mut verließ. Ich war gespannt auf seine Antwort. Ich konnte nur hoffen das er alles mit Humor nahm. Ich packte mein Handy neben den Herd damit ich weiter kochen konnte. Miranda müsste auch bald kommen, dann könnte sie mir mit Adam helfen. Denn wenn es so weiter geht, werde ich mein Herz an meinen Dozenten auf jeden fall verlieren und ich wusste nicht ob das so gut war.

Schneller als erwartet bekam ich eine Antwort und sofort stürmte ich zu meinem Handy.
- Also wenn Sie es genau wissen wollen, dann ist das hier mein privater Account. Es gibt zu viele Patienten die mich nach den Krankenhausaufenthalten gesucht und gestalkt haben. -
Woran das wohl lag, dachte ich mir lachend und las weiter.
- Ich bin hier nur mit engen Freunden und meiner Familie befreundet und benutze meinen Spitznamen. Ich bin froh das es Ihnen gut geht. Ich hoffe, ich bin nicht zu weit gegangen. -
Ich war erleichtert. Er nahm es nicht so ernst. Meine Hände zitterten leicht als ich zurück schrieb.
- Ich finde es unheimlich nett von Ihnen, dass sie sich nach mir erkunden. -
Und dahinter machte ich einen lächelnden Smiley.
- Wir können uns auch duzen, ich glaube das gefällt mir besser. Zwischen uns herrscht ja nicht so viel Altersunterschied. -
Schrieb er. Wo ich ihm Recht gab. Ich war 24 und er vielleicht 29-30. Und trotzdem war ich überrascht, dass er mich plötzlich duzen wollte. Mein Dozent. Mein fucking Lehrer. Und der wahrscheinliche schönste Arzt den ich jemals gesehen hatte.
Ich war unsicher, aber innerlich hüpfte ich vor Freude. Ich wusste das es nicht gut enden würde. Aber der nicht wagt der nicht gewinnt! Also schrieb ich.
- Ich wäre auch fürs duzen und zu dem Alter, ich glaube ich bin die älteste Studentin dort, deswegen will bestimmt auch niemand mit der Alten Einzelgängerin arbeiten... -
Ich versuchte ein bisschen lustig zu sein was mir wohl nicht gelang. - ...außerdem bist du nicht zu weit gegangen, ich muss damit umgehen können. Das ist jetzt nunmal mein Leben. Menschen kommen und wichtige Menschen gehen. So ist das im Leben Adam. -
Wie gut es sich anfühlte ihn bei seinem Namen zu nennen. Aber wie schlecht es sich angefühlt hatte diesen Satz zu schreiben. Ich drückte auf senden und wartete geduldig auf seine Nachricht. Diesmal brauchte er länger. In dieser Zeit war ich kurz die Stalkerin und durchsuchte sein Profil. Single. Single. Single. Single. Als ich dieses Wort las beschleunigte sich mein Puls auf gefühlte 160 Schläge die Minute. Dieser Mann war nicht vergeben. Sollte ich die Chance nutzen und Ihn kennen lernen? Oder war das wie aus den Büchern, eine verbotene Liebesgeschichte?
Auch seine Schwester war auf einigen Posts verlinkt. Eine sehr hübsche Frau. Und sein Musikgeschmack war sehr klassisch. Ich saugte förmlich alle Informationen über Ihn auf und genoss es förmlich so viele private Dinge über ihn zu lesen. Es machte Ihn nur noch interessanter. Ich schaute nach meinem Essen und holte die Nudeln aus dem Wasser. Ob er schon viele von seinen Studentin angeschrieben hatte? Vielleicht war das auch seine Masche um junge, intelligente Frauen auszunutzen. Ich scrollte durch seine Freundesliste und konnte keine Spur von jungen Studentinnen finden. Und dann endlich schrieb er mir zurück.
- Du scheinst ja schon viel durch gemacht zu haben in deinem Leben, Kat. Ich denke trotzdem, es sollte unser kleines Geheimnis bleiben das wir jetzt vielleicht mal ab und zu mit einander schreiben. Ich möchte nicht der nächste Klatsch in der Uni sein. - Ich nickte und hörte auch sofort wieder damit auf denn er konnte mich ja immerhin nicht durchs Handy sehen. Dann merkte ich meinen Magen leicht grummeln. Er hatte Recht. Wenn ich das jetzt an die große Glocke hing, konnte das total nach hinten los gehen.
- Heißt das, dass wir jetzt im regelmäßigen Kontakt stehen? - Antwortete ich. Das alles war viel zu spannend für mich und mein Herz schlug immernoch viel zu schnell. Innerlich hoffte ich das seine Antwort schnell kommen würde.

Den Arzt, den ich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt