Kapitel 15

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Die nächsten Tage waren wirklich sehr angenehm. Adam nahm mich morgens mit zur Uni, damit ich noch die letzten Vorlesungen mitbekam und abends, wenn er wieder Nachhause war, verbrachten wir noch ein bisschen Zeit zusammen. Egal, ob es nur ein Film war den wir schauten, oder ob wir zusammen in seiner schicken Küche standen. Wir redeten viel und ich hatte endlich Mal das Gefühl Ihn wirklich richtig kennen zu lernen. Er erzählte von seinen Eltern, die beide schon in Rente waren und erfolgreich eine Arztpraxis zusammen geführt hatten und er erzählte von seiner Kindheit in Portland, die sehr schön gewesen sein musste. Ich hingegen ließ die Vergangenheit ruhen. Er drängte mich nicht über meinen Vater und die schlimmste Zeit zu sprechen. Hauptsächlich redete ich von der Gegenwart und welche Ziele ich noch verfolgen wollte. Außerdem sprach ich über meine Fazination für das menschliche Gehirn und meine Vernahrtheit in kleine Hundewelpen. 
Ich nutzte meine freien Nachmittage zum Einkaufen und das lernen von Yoga Übungen, um den Stress der letzten Tage zu vergessen und mit meinem inneren Ich ins Reine zu kommen. Es fühlte sich mehr nach Urlaub an, als alles andere.
Ab und zu bekam ich noch ein paar Nachrichten von Miranda. Sie schrieb Sachen wie: "Bitte lass uns reden." Oder "Es tut mir unendlich leid." Doch ich ignorierte diese Nachrichten einfach komplett. Es war, als wenn alle Erinnerungen der letzten Jahre mit Ihr einfach gelöscht wurden. Sie war eine Fremde für mich, die es mit meinem Exfreund getrieben hatte und wahrscheinlich ihr restliches Leben damit zu kämpfen hatte, immer nur die zweite Wahl zu bleiben. Den sie war nur die jenige, mit der man die eigene Ehefrau betrügen würde und nicht die jenige, mit der man sich ein Haus kaufte und eine Familie gründete.
Dann kam der Morgen, auf den ich solange gefiebert hatte, meine erste Frühschicht.
Adam schlief noch, als ich durch die Wohnung schlich und mir aufgeregt die Haare hoch steckte.
Ich schaffte es gerade rechtzeitig zum Einführungskurs der angehenden Ärzte und zum Rundgang durch das Krankenhaus. Wir bekamen alle einen weißen Kittel und uns wurden ein paar Regeln und Grundsätze erzählt. Darauf hin wurden uns noch die Chefärzte und Oberärzte vorgestellt. Sie lächelten alle ganz freundlich. Besonders Adam, der in seinem Kittel sehr gut aus sah. Er nickte mir freundlich zu, dann verschwanden wir auf unsere jeweiligen Stationen.
Meine erste Visite. Ich hörte interessiert zu. Traute mich aber kaum etwas zu fragen oder generell etwas zu sagen, weil ich Angst hatte es wäre unangebracht oder ich würde Adam plötzlich ausversehen nicht mehr siezen. Wir hatten vorher besprochen, dass wir so professionell wie möglich bleiben wollten. Es gab noch einen anderen jungen Mann, dem Adam als Mentor diente. Er schien mir, sehr engagiert zu sein. Neben Ihm bekam ich das Gefühl ziemlich schlecht auszusehen. Aber ich gab trotzdem mein Bestes.
Nachdem mein erster Tag vorbei war, kam ich sichtlich erschöpft zu Hause, beziehungsweise in Adams Wohnung an.
Ich hatte mich noch nicht um eine neue eigene Wohnung gekümmert. Das ganze war mit vielen Kosten und auch mit viel Aufwand verbunden. Ich war gerade dabei mein Haus zu verkaufen und ohne das Geld für das Haus konnte ich mir eh noch nicht viel leisten. Außerdem hatte ich dafüe gerade keinen Kopf mehr und ich glaubte, Adam wäre der letzte, der mich plötzlich raus werfen würde.
Er war schon längst Zuhause und wartete in der Küche auf mich. Er grinste und stellte mir einen heißen Tee vor die Nase.
"Bist du kaputt?", fragte er.
"Mehr als das! Ich brauche dringend eine warme Dusche und dann eine Fußmassage. Meine Beine und Füße brennen förmlich."
Er lachte. "Ach, da gewöhnst du dich schnell dran."
"Wieso bist du eigentlich schon Zuhause? Während ich noch bei irgendwelchen Besprechungen dabei sein musste?"
Ich nahm einen großen Schluck Tee.
"Im Gegensatz zu dir, bin ich kein Student mehr und kann meinen Tag so gestalten wie ich will. Das ist der Vorteil daran, wenn man Jahrelang hart gearbeitet hat", er zwinkerte mir zu. Danach erzählte Adam mir von seinem restlichen Tag und das er Stolz auf mich war, weil ich mich heute gut angestellt hatte.
"Ich gehe duschen, bis gleich. Und Adam? Danke. Für alles." Ich gab Ihm einen Kuss auf die Wange und lächelte leicht mit rotem Gesicht. Danach machte ich mich geschwind auf dem Weg zu meinem Zimmer, holte mir ein paar Schlafklamotten und sprang unter die Dusche. Das warme Wasser fühlte sich gut an, auf meiner viel zu angespannten Haut. Ich strich mir über den Nacken und massierte diesen leicht. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn Adam das tun würde? Leise versuchte ich ein Stöhnen zu unterdrücken. Keine Schmutzgedanken in seiner Dusche Kat!
Nach 20 Minuten unter der heißen Dusche kam ich heraus und zog mir meinen kurzen Schlafanzug an. Adam saß wahrscheinlich noch auf der Couch und schaute einen Film. Also ging ich ins Wohnzimmer, ungeschminkt, ohne BH und in Schlafsachen. Er kannte mich schon so von den letzten Tagen. Jedes mal wenn ich ins Wohnzimmer kam, musterte er mich, als wäre ich Außerirdische oder sowas. Auch dieses mal, machte er Platz für mich auf der Couch und ich setzte mich neben Ihn. Meine Tiere gesellten sich ebenfalls zu uns.
Er zog mich leicht an sich heran und deckte mich mit einer Kuscheldecke zu. Einen Arm legte er um meine Schultern. Wir waren nur Freunde, aber jedes mal wenn er so eine zärtliche Geste machte, flatterten meine Schmetterlinge im Bauch. Ich konnte Adam vertrauen, er würde mir niemals schreckliche Dinge antun. Da war ich mir mehr als sicher.
"Ist dir warm genug Kat?", fragte er mich und schaute mir liebevoll in die Augen. Wieder mal konnte ich nur nicken. Wenn er mich so ansah, war ich nicht in der Lage Adäquate Antworten zu geben. Sein Lächeln war wunderschön und aufrichtig.

Irgendwann überkam mich die Müdigkeit. Angestrengt versuchte ich wach zu bleiben, doch ich merkte nur noch meinen schönen Arzt neben mir und fiel das erste mal seit Tagen in einen ruhigen und tiefen Schlaf.
Als ich mitten in der Nacht aufwachte, war Adam weg. Er hatte mir eine Kissen unter den Kopf gelegt und hatte wohl versucht mich nicht zu wecken. Ich streckte mich und schaute mich in dem dunkeln Zimmer um. Wo war er? Fragte ich mich und versuchte schläfrig aufzustehen. Meine Beine taten weh vom Muskelkater. Ich ging zu seinem Schlafzimmer und sah Ihn auch dort nicht. Die ganze Wohnung war leer. Ich schaute auf mein Handy. Eine Nachricht von Ihm.
- Liebes, ich musste nochmal los. Mach dir keine Sorgen. -
Mein Magen zog sich zusammen. Es war schon nach Mitternacht. Warum ließ er mich alleine? Natürlich machte ich mir Sorgen bei sowas. Mit einem komischen Magengefühl ging ich in mein Zimmer und legte mich auf meine Couch. Ich guckte immer wieder aufs Handy, aber ich bekam keine weitere Nachricht von Adam. Schließlich schaffte ich es wieder einzuschlafen.
Mein Wecker riss mich aus dem unruhigem Schlaf und ich schreckte hoch. Sofort stürmte ich aus dem Zimmer und sah Adam in der Küche stehen. Er hielt mir einen Kaffee hin. "Guten Morgen", sagte er gut gelaunt. "Sagst du mir wo du gestern in der Nacht warst oder machst du daraus ein Geheimnis?", frage ich leise und setzte mich auf einen Küchenhocker. Ich machte mir einfach nur Sorgen, mehr nicht. Er schwieg.
"Adam... Sag es mir. Bitte."
Er kratzte sich am Kopf.
"Ich musste eben noch was erledigen. Nichts Wichtiges", sagte er.
"Nichts Wichtiges? Anscheinend war es so wichtig, dass du mich mitten in der Nacht alleine lassen musstest?" Ich nahm ein Schluck von dem heißen Kaffee und schaute dem hübschem Arzt in die Augen. "Ach Kat, es hat mit meiner Forschung zu tun. Ich bekomme keinen Schlaf wenn ich nicht mit der Präsentation fertig werde."
Ich schüttelte den Kopf. "Du bist verrückt." Und ich bekam das ungute Gefühl, dass er mir etwas verheimlichte. Das war auch die einzige Konversation, die wir führten, eher ich mich auf den Weg zur Arbeit machte.
Den ganzen Tag war ich sehr unkonzentriert. Das Adam Nachts nicht schlafen konnte und mir von seinen Sorgen nicht erzählen wollte, löste eine bedrückte Stimmung bei mir aus. Er müsste doch wissen, dass ich Ihn genau so unterstützen würde, wie er mich. Wie könnte ich Adam nur helfen?
In meiner Pause, schrieb ich Ihm eine Nachricht und fragte ob wir uns in der Cafeteria treffen wollten. Ich hatte Adam heute nur ganz kurz auf der Station gesehen und es nicht gewagt etwas zu sagen. Er antwortete mir rasch, dass er in 5 Minuten in der Cafeteria sein würde. Also wartete ich geduldig. Als ich den weißen Kittel sah, regten sich die tausend Schmetterlinge in meinem Bauch. Ja, genau diese Wirkung hatte Dr. Adam Johnson auf mich, er verwirrte mich und brachte mich aus dem Konzept. Er setzte sich an den Tisch und schaute mich an.
"Okay, Kat was gibt es denn?", er legte sein Handy auf dem Tisch ab und lehnte sich entspannt zurück.
Ich atmete kurz tief ein.
"Kann ich dir nicht irgendwie helfen bei deiner Arbeit? Ich meine, ich darf bei dir wohnen und muss nicht mal was bezahlen, also ist das das mindeste, was ich für dich tun kann. Du hast auch schon so viel für mich gemacht, sei es mein Studium, meine Ängste oder Zack."
Bei dem Namen zuckte ich kurz zusammen. Er schaute mich leicht geschockt an.
"Kat, das ist lieb von dir, aber meinst du nicht, dass du mit dem PJ und dem Studium genug zu tun hast?"
Ich schüttelte den Kopf. "Lass mich dir helfen, bitte."
Er nickte. "Du hilfst mir schon, in dem ich jeden Tag in deiner Umgebung sein kann und du mir dein hübsches Lächeln schenkst."
Bei den Worten fing ich an rot zu werden und mein Herzschlag wurde schneller.
"Ich schaffe das schon. Nicht umsonst bin ich Arzt geworden", er zwinkerte mir zu und kam ein Stück nach vorne.
"Ich wollte, dich eigentlich fragen ob ich dich heute Abend zum Essen einladen kann?" Er kratzte sich nervös kurz am Kopf. "Ich habe nämlich gesehen, dass du morgen Frei hast. Das wäre dann die wieder gutmachung, weil ich dich in der Nacht alleine gelassen habe."
Ich war kurz überrascht. Fragte er mich gerade mach einem Date?
"J-ja darfst du", sagte ich sofort. Er strahlte.
"Sehr gut, dann bis später Kat", schnell guckte er noch einmal auf sein Handy und stand dann auf. Adam verabschiedete sich und ließ mich zurück mit stark klopfendem Herzen.
Endlich würden wir unser erstes Date haben.

Den Arzt, den ich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt