Kapitel 16

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Nachdem meine Pause vorbei war, machte ich mich zurück auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz. Ich war gedanklich schon ganz bei heute Abend und gespannt wohin mich Adam ausführen würde. Einen Schrecken bekam ich, als mir klar wurde, dass meine ganzen, schicken Kleider noch in meinem Haus lagen. Ich würde es nicht schaffen, dort auch nur einen Schritt alleine rein zu setzen. Dann musste ich wohl nach der Arbeit noch in ein Geschäft hetzen und eins besorgen. Mir wurde bewusst, dass ich noch nie alleine shoppen war und das mir eine zweite Meinung fehlen würde, wenn ich vor dem Spiegel stand.
Meine Kollegen schenkten mir nur wenig Beachtung, ich war zu beschäftigt in meinen Kopf, dass ich gar nicht bemerkte wie zwei Polizisten auf Station kamen.
"Frau Stone?", riefen sie in den Raum und ich blickte hoch, als ich meinen Namen hörte.
"Ja?", zögerlich ging ich auf beide zu und zog die Augenbrauen hoch.
"Ich bin Officer Fray und das ist mein Kollege Officer Black. Können Sie uns bitte auf das Revier begleiten?", fragte Officer Fray.
"Worum geht's?", fragte ich verdutzt.
"Es wurde eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen Sie eingereicht. Ich muss Sie bitten, dass Sie uns begleiten, damit sie eine Aussage machen können."
Verdutzt schüttelte ich den Kopf.
"Wie meinen Sie das? Ich muss hier arbeiten.", sagte ich sofort. "Und wer in Gottes Namen hat mich angezeigt?" Das konnte ja nur eine Person gewesen sein. Sie ignorierten meine Frage.
"Dafür wird ihr Arbeitsgeber Verständis haben. Da bin ich mir sicher", sagte der andere Beamte genervt. Er trug eine dicke Wampe vor sich rum, da fragte ich mich, wie der Räubern wohl hinterher laufen würde, ohne an Herzversagen zu sterben.
"Sie können doch nicht einfach verlangen, dass ich jetzt sofort meine Arbeit links liegen lasse", entgegnete ich und um uns herum hatten sich schon ein paar Leute versammelt und guckten Interessiert, was hier passierte. Na super, damit konnte ich mein Ansehen auf dieser Station schon Mal vergessen.
"Frau Stone", seufzte der Vollbärtige. "Entweder wir machen das auf die leichte Art und Weise, oder wir tragen Sie hier in Handschellen raus."
Mein Herz setzte aus. "Schon gut", ich schnappte mir meine Tasche und blickte Hilflos in die Runde. Keine Zeit für Erklärungen. Noch nicht Mal meinem Chef konnte ich Bescheid sagen. Ich war doch keine Schwerverbrecherin!
Widerwillig ging ich mit aufs Revier. Ich durfte mich nicht mal mehr umziehen. Was hatte Zack gesagt, das sie mich so von der Arbeit abführten? Hatte er nicht schon genug angerichtet? Warum tat er das? Wollte er mir eins auswischen? Mein Herz schmerzte schon und als ich dann da saß, vor dem Polizisten tat mein Kopf schon ziemlich weh.
"Herr Miller stellt gegen sie Anzeige, er hat die Situation ganz anders geschildert. Er wollte vernünftig mit Ihnen reden und sie sollen wohl gleich auf Ihn losgegangen sein. Es steht jetzt Aussage gegen Aussage und es wird zu einer Gerichtsverhandlung kommen. Sie erstatten Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung und er wegen schwerer Körperverletzung und Rufmord."
Mein Herz setzte augenblicklich aus. Wie konnte er es wagen sowas zu behaupten? Er wusste genau, was er getan hatte und jetzt versuchte er es mir in die Schuhe zu schieben! "Hören Sie Officer. Ich habe alles genauso geschildert wie es passiert ist. Wäre Adam Johnson nicht gekommen und hätte Ihn nicht weggezogen, wäre ich anstatt auf der Arbeit jetzt in einer Therapie."
Meine Stimme zitterte vor Wut und Entsetzung.
"Das Problem, Frau Stone ist folgendes, es gibt einen weiteren Zeugen der ausgesagt hat, dass Herr Miller unschuldig ist. Die Zeugin hatte alles gesehen und hätte den Tatort frühzeitig verlassen, weil sie sich nicht in Gefahr begeben wollte." Ich glaubte, ich hörte schlecht. Das konnte nur eine Person behaupten und das war Miranda! Wie konnte sie mir so etwas antun? Ihre ganzen Entschuldigungen hatte sie wohl nur so aus Spaß geschrieben, damit ich nicht herausfand, dass sie es war die ausgesagt hatte. Ich dachte, es war schon Verrat genug mich mit Zack zu betrügen. Nein! Sie sagte auch noch aus, dass dieser Dreckskerl unschuldig war.
Fassungslos starrte ich die beiden Polizisten an.
"Und wer sollte die andere Zeugin sein?", Fragte ich vorsichtig. Sie legten mir einen Zettel vor die Nase. Ich wusste schon wer es war, aber ich wollte mir ganz sicher sein.
"Das ist die Einladung zu der Gerichtsverhandlung."
Als Zeuge, stand ganz oben, Mirandas Name. Was für eine miese Schlange. Ich fing an innerlich an zu zittern vor lauter Wut.
"Und was ist mit meinem Zeugen? Adam Johnson?", fragte ich aufgebracht als ich seinen Namen nicht las. "Ich möchte den Herrn Miller nie wieder treffen müssen! Das können Sie nicht verlangen", ich schloss die Augen und atmete tief durch. Das Glück, der letzten Tage waren einfach verfolgen. Ich spürte nichts, als puren Hass. Mein Schicksal stellte sich wieder gegen mich. Ich wusste nicht, wie viel ich noch aushalten würde von dem Ganzen Theater.
"Frau Stone, wir können Ihnen jetzt nichts weiter dazu sagen. Das muss alles vor Gericht geklärt werden. Und meines Wissens nach, wollte Adam Johnson keine Aussage machen, als wir Vorort waren. Natürlich ist es möglich Ihn nachträglich noch dazu zu laden."
Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf. Warum hatte Adam nicht ausgesagt, wieso stellte sich Miranda gegen mich? Ich war doch das Opfer und nicht anderes herum. Zack würde damit nicht durch kommen.
"Sie sollten sich einen Anwalt besorgen", sagte der Bärtige.
"Von welchem Geld?", fragte ich laut und riss die Arme hoch.
Ich diskutierte noch eine halbe Ewigkeit mit den Beamten und als ich endlich an mein Handy durfte, da war es schon 19 Uhr. Scheiße. Mein Date mit Adam und mein Kleid, was ich mir noch kaufen wollte. Ich rannte aus dem Revier, als ich in einem Nebenraum Miranda sitzen sah. Abrupt blieb ich stehen und spannte meinen ganzen Körper an. Sie sah mich auch und zog die Augenbrauen hoch.
"Duuuu...", Sagte ich leise und ging in schnellen Schritten auf die Tür mit dem Fenster zu, um sie zu öffnen. Eine Kurzschlussreaktion. Mir kam so viel hoch, was ich Ihr ins Gesicht sagen wollte. Da wurde ich im nächsten Moment schon aufgehalten und fest gehalten, von einem Beamten.
"Stopp! Sie dürfen da nicht rein!"
Meine Wut konnte ich kaum zügeln. Sie saß da, Seelenruhig auf ihrem Platz und erzählte wahrscheinlich einem Polizisten, was für ein toller Mensch Zack doch war.
"Frau Stone, bitte verlassen Sie das Revier. Sie dürfen dort nicht rein. Frau Valentino macht gerade eine Aussage und darf dabei nicht gestört werden."
Ich schaute den Polizisten nur grimmig an und riss mich zusammen. Wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung dort einen Aufstand zu machen. Also verließ ich das Revier. Diese falsche Schlange! Das würde sie noch bereuen.
Mein Blick wanderte auf meine Uhr. Oh Gott, so würde ich es nicht schaffen mir noch ein Kleid so kaufen. Es musste also ein anderes Outfit aus meinem Schrank, für das Date mit Adam dienen. Ich hatte immernoch meine Arbeitskleidung an. Schnellen Schrittes machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich schloss die Tür auf und es war keine Spur von Adam zu sehen. Ich ärgerte mich und hoffte Ihn noch erreichen zu können. 2 verpasste Anrufe hatte ich. Als ich seine Nummer wählte, nahm er nicht ab. Er müsste es doch verstehen. Es war nicht meine Schuld! In der Küche brannte ein kleines Licht und auf dem Küchentisch lag ein kleines Paket und ein Zettel. Vorsichtig hob ich den Deckel hoch und darunter kam ein schöner grauer Stoff zum Vorschein. Ich nahm das sanfte Stück Stoff aus dem Karton und betrachtete es. Adam hatte mir ein Kleid gekauft. Es hatte genau meine Größe. Auf dem Zettel war ein kleiner Text verfasst.
- Wo warst du heute auf der Arbeit? Das Kleid ist für dich, ich würde mich freuen wenn du trotzdem noch zu der Adresse kommst. Ich warte auf dich. Adam -
Am Blattende stand eine Adresse. Jetzt müsste ich mich beeilen, zu spät war ich ohne hin schon. Also ging ich ins Bad, duschte schnell und föhnte mir die Haare. Ich lockte sie mit meinem Lockenstab. Für mein Gesicht benutzte ich nur wenig Schminke. In einfacher weißen Spitzenunterwäsche rannte ich in mein Zimmer und zog mir das graue Satinkleid an. Der Stoff schmiegte sich perfekt an meine Kurven an und mein Rücken lag durch den weiten Ausschnitt frei. Ich zog mir eine passende Jacke und Schuhe dazu an. Etwas außer Atem bestellte ich mir ein Taxi. 10 Minuten später war es schon da. Ich schnappte mir meine Tasche und machte mich auf dem Weg nach unten. Dann stieg ich ein und nannte dem Fahrer die Adresse. Der Weg dorthin dauerte gerade mal 15 Minuten und als ich ausstieg, sah ich nur das gigantische Haus mit den großen weißen Säulen. Was war hier los und warum sollte ich hier her kommen um mit Adam ein Abendessen zu genießen? Also ging ich unsicheren Schrittes die Treppe hinauf und wurde gleich in Empfang genommen. Es waren viele Leute hier und alle schauten mich an. Dann sah ich Ihn. Meinen schönen Arzt. Er stand auf einer Bühne und seine Augen richteten sich genau auf mich. Ich wurde rot und konnte sowas wie Enttäuschung, aber auch Freude in seinen Augen erkennen.

Den Arzt, den ich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt