Kapitel 6

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Das war der Moment als ich mich umdrehte. Kurz tief durchatmete und dann so schnell wie möglich diese Tanzfläche verließ. Ich hörte wie er meinen Namen rief aber das hielt mich nicht auf. Das durfte nicht passieren. Wenn das jemand heraus fand war er seinen Job los und ich meinen Studiumplatz. Das konnte ich nicht tun, ich hatte dieses Studium für meinen Vater angefangen. Das war meine einzige Priorität. Ich holte mir schnell meine Jacke und ging dann raus an die frische Luft. Miranda war nicht mehr da. Sie war einfach gegangen mit einem Mann, wie die Frau mir bei der Jackenausgabe mitgeteilt hatte. Also stand ich hier. Alleine. Verzweifelt und vollkommen aufgebracht und verdammt kalt war mir auch. Es war eine komplett bescheuerte Idee in diesen Club zu gehen. Ich wollte gerade zum gehen ansetzen da merkte ich wie jemand von hinten eine Hand auf meinen Rücken legte. Ich wusste das es seine Hand war. Ich kniff die Augen zusammen. Er stellte sich vor mich und legte vorsichtig eine Hand an meine Wange.
"Hey, ist schon gut. Niemand war in dem Club und hat uns gesehen Kat." Sanft streichelte er mit dem Daumen über meine Wange. Ich wusste nicht ob es am Alkohol lag, aber es fühlte sich gut an. Also öffnete ich langsam die Augen und starrte in die seine. "Komm ich bringe dich nach Hause, deine Freundin scheint ja nicht mehr da zu sein und ja ich habe den anderen Bescheid gesagt." Ich schaute Ihn an.
"Du musst mich nicht Heim bringen, es ist nicht weit." Er schaute mich mit gerunzelter Stirn an.
"Ich möchte aber nicht das du dich hier alleine rumtreibst." Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Das konnte ja jetzt nurnoch mehr schief gehen.

Ich versuchte mich aus seinem Handgriff zu lösen und ging erstmal schweigend hinter ihm hier. Nebenbei machte ich mir eine Zigarette an und starrte in die Luft. "Ich werde mir jetzt ein Taxi rufen", sagte ich leise und Adam blieb stehen. "Magst du etwa nicht S-Bahn fahren?" Er lachte.
"Doch, aber nicht um diese Uhrzeit." Und das war tatsächlich nicht gelogen. Denn es war sehr gefährlich um diese Zeit. Mal davon abgesehen das es mit einem Taxi viel schneller gehen würde. Wir waren schon ein Stückchen vom Club entfernt und standen fast alleine auf einer leeren Straße. Ich fühlte mich hier aufjedenfall sicherer als in diesem Club.
"Ich wollte jetzt eben nicht zu aggressiv rüber kommen, aber Fakt ist du gehst hier viel zu leichtsinnig mit der Sache um." Er verschränkte die Arme vor seiner Brust.
"Ich weiß schon was ich mache", entgegente er mir zurück.
"Selbst wenn man uns ein Kollege von meiner Station gesehen hätte, dann hätte ich eben gesagt du bist meine Cousine oder sowas." Ich weitete meine Augen. Wow, das war einer der dümmsten Aussagen die ich je gehört hatte.
"Ich bekomme das Gefühl, ich bin nicht die einzige mit der du sowas schon durchgezogen hast", in mir stieg die Wut auf. Ich wollte Nachhause und nicht länger hier mit Ihm stehen.
Er schaute mich an.
"Was ziehe ich denn ab?" Ich bekam das Gefühl das er langsam wütend wurde.
"Kat, ich weiß das dir das wichtig ist das uns niemand zusammen sieht. Deswegen hätte ich das gesagt. Ich hatte noch nie was mit einer meiner Studenten, aber irgendwas hätte ich ja sagen müssen oder was meinst du?" Ich war am überlegen. Er hatte recht, hab ich vielleicht doch etwas überreagiert? Ich seufzte leise.
"Ja du hast ja recht. Ich habe bloß Angst. In das Studium reinzukommen war ziemlich schwer. Die Wahrscheinlichkeit das sie mich rausschmeißen und dich feuern wenn sie das mit uns rausbekommen ist ziemlich groß." Meine Wut verflog etwas und seine auch.
"Du machst dir viel zu viele Sorgen, das wird nicht passieren. Außerdem ist doch gar nichts geschehen, wir haben ein bisschen getanzt und rumgealbert, mehr war das doch nicht." Er hatte nicht ganz unrecht. Ob er sich auch so komisch fühlte in meiner Gegenwart?
"Tut mir leid Adam." Ich schaute verlegen auf den Boden. Er hob mein Gesicht an und sah mir tief in die Augen.
"Hör auf dir so viele Gedanken zu machen, du machst das alles sehr gut. Ich bewundere dich dafür." Hatte ich das gerade richtig gehört? Adam Johnson, der beste Arzt im ganzen Haus, bewunderte mich?

Im nächsten Moment kam auch schon mein Taxi und irgendwie war ich auch ein wenig froh erstmal auf Abstand zu kommen. Ich hatte Adam heute erst kennen gelernt, dafür ist mir das alles viel zu intensiv.
"Okay okay, ich werde mich beruhigen", ich öffnete die Tür des Wagens und schaute Adam nochmal an. "Trotzdem wäre es besser, wenn wir uns nicht so oft in der Öffentlichkeit sehen", ich zwinkerte Ihm zu. Und er nickte nur. Als ich Einstieg schaute ich noch aus dem Fenster und sah wie sein Blick dem Taxi folgte. Er war etwas ganz besonderes. Im nächsten Moment schaute ich auf mein Handy. Eine Nachricht von Miranda.
- Ich habe dich eben nicht mehr gefunden. Aber ich wollte nur sagen das ich mit einem sehr gut aussehenden Mann abgehauen bin. Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber anscheinend hattest du auch eine nette Unterhaltung auf der Tanzfläche ;) -
Ich erschrak. Oh man, sie hatte mich also doch gesehen. So ein Mist.
Mir rutschte das Herz in die Hose. Miranda hatte also mich und Adam gesehen. Meinen super sexy Dozenten. Als ich endlich zu Hause ankam, hatte ich mir schon 100 Szenarien ausgedacht wie ich es Miranda erzählen konnte, aber leider war keine irgendwie gut genug. Ich musste es ihr sagen, sie war ja meine beste Freundin sie würde es verstehen und mich unterstützen. Sie wollte das ich glücklich war. Ich zog nach kurzem überlegen meine Schuhe aus. Und schon wurde ich überfallen von meinem süßen kuscheligen Hund und meiner Katze. Ich streichelte beide und dann quetschte ich mich aus diesem viel zu engem Kleid. Ich lief also halbnackt durchs Haus. Das würde meinen perversen alten Nachbarn garantiert freuen, aber nach dieser Nacht war mir alles mehr als egal. Oben steckte ich mein Handy in die Steckdose und bemerkte das ich eine Nachricht von Adam hatte.
- Du sahst sehr hübsch aus heute Abend, tut mir leid das der Abend so kurz war. Mein Freund mochte dich auf jeden Fall sehr gerne und keine Sorge, wir werden das schon alles schaffen. -
Ich wurde Rot und ließ mich geschmeidig aufs Bett fallen.
Ich fühlte mich geschmeichelt und wusste nicht direkt was ich darauf antworten sollte.
-Seit ihr noch dort?- Schrieb ich zurück. Ich würde zu gerne wissen was er gerade machte oder mit wem er redet. Aber er antwortete nicht. Vergeblich wühlte ich mich in meinem Bett hin und her und stellte mir vor wie er wohl gerade ein anderes Weib fürs ficken klar machte. Ich meinte wieso auch nicht. Er hatte auch Bedürfnisse und viele Frauen würden ihn direkt nehmen. Immerwieder guckte ich auf mein Handy. Nichts. Und dann kurz vor 5 Uhr schreckte ich aus meinem unruhigen Schlaf hoch. Eine Nachricht. Endlich.
- Gute Nacht Kat. -
Ich seufzte. Wow tolle Antwort

Total unmotiviert startete ich in den Tag. Wie antwortete man auf sowas? Den ganzen morgen schlurfte ich in meinem flauschigem Schlafanzug durchs Haus. Um 8 Uhr war ich aufgestanden und fütterte meinen Hund und meine Katze. Beide starrten mich an als wüssten sie was vor sich ginge. Als wüssten sie das ich gestern Abend mit meinem Dozenten eng umschlungen getanzt hatte und heimlich in Ihn verliebt war. Das ärgerte mich. Von gefühlt tausenden netten Männern verguckte ich mich in Dr. Adam Johnson. Das ganze konnte auch aus einem dieser lächerlichen Teenie Romanzen kommen. Ich schreckte aus meinen Gedanken raus, als ich eine Nachricht meiner besten Freundin Miranda bekam.
- Na Süße, ausgeschlafen und motiviert mir mir einen Kaffe trinken zu gehen? Und über die Sache von gestern zu reden? -
Ich starrte wie benommen auf mein Telefon. Okay es war wohl Zeit Ihr von der Sache zu erzählen.

Ich schickte ihr eine Antwort und sagte in dieser das ich kommen würde. Dann schnappte ich mir einen Pullover und eine jeans und schwung mich auf mein Fahrrad. Ich musste dringend lernen wenn ich wieder Zuhause war. Aber erstmal den Kopf frei bekommen. Meine wunderhübsche Miranda saß schon auf dem Platz am Fenster. Ihre Wimpern hatten den perfekten Schwung und das süße Sommerkleid mit den Blümchen stand ihr hervorragend. Wie machte sie das immer bloß? Sie war doch gestern Abend noch viel länger weg geblieben als ich. Und ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend. Ich nahm sie lächelnd in den Arm und wusste sofort sie hatte gestern Sex. Sie strahlte immer jedesmal nach so einer Nacht.
"Dir scheint es ja Klasse zu gehen", sagte ich sofort und setze mich neben sie.
"Mir geht's super. Du hingegen sieht ganz schön mit genommen aus. Wenigstens ein bisschen Concealer hättest du auftragen können", sagte sie und zwinkerte mir neckisch zu.

Den Arzt, den ich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt