Kapitel 1

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Naeun

Nun war es soweit, ich musste mich von meinem Heimatland Kanada trennen. Heute war der Tag an dem ich nach Südkorea musste. Ich hatte mich an einer Universität dort eingeschrieben und wurde auch angenommen.

Zwar hatte ich mich auch in Toronto beworben, aber dort waren alle Plätze schon vergeben und mir blieb nur noch die University of Dance in Seoul übrig. Schon mein ganzes Leben lang wollte ich irgendetwas in Richtung Tanz machen. Seit meinem dritten Lebensjahr tanzte ich schon Ballett. Andere Musikrichtungen mochte ich auch sehr gerne, aber meine Grundausbildung basierte auf Ballett.

„Naeun, du musst los", erinnerte mich meine Mum sanft. Sie wollte mich eigentlich nicht gehen lassen, wusste aber genau wie wichtig mir dieser Schritt war. „Ich werde euch alle vermissen", schluchzte ich und nahm meine Eltern in den Arm. Ich werde sie schrecklich vermissen! „Ruf uns an, wenn du die ganze Reise hinter dir hast und pass auf dich auf!", sagte mein Dad. Für meine Eltern war es nicht die leichteste Entscheidung, mich in ihr Heimatland gehen zu lassen. Damals waren sie wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in Kanada gelandet und jetzt wollte ihre kleine Tochter in dieses Land zurück. Natürlich war das für sie unvorstellbar, aber sie respektierten meine Entscheidung. Mit schwerem Herzen verließ ich meine gewohnte Umgebung und stieg in das Auto meines Onkels. Er hatte sich bereit erklärt mit mir zusammen nach Seoul zu fliegen, da der Bruder meines Vaters immer noch in Seoul lebte. Es beruhigte mich sehr, dass ich nicht komplett alleine ans andere Ende der Welt fliegen musste. Wäre ich alleine geflogen, dann hätte ich vor lauter Nervosität locker einen Flug verpasst.

Nach einer Stunde erreichten mein Onkel und ich endlich den Flughafen in Toronto. Mit gemischten Gefühlen stieg ich aus dem Auto und nahm schon mal mein Gepäck aus dem Kofferraum. Mein Onkel musste noch den Leihwagen abgeben. Von dem einen auf den anderen Fuß wippend, stand ich vor dem Eingang und verfluchte die Kälte hier. Wieso musste ich mir auch gerade den Winter aussuchen? Bibbernd schaute ich auf mein Handy und sah eine Nachricht von einem ehemaligen Klassenkameraden. „Wusste gar nicht, dass du ins Ausland gehst. Wieso hast du nichts gesagt?", schrieb er. Verwundert über die plötzliche Wandlung dieses Menschens, steckte ich mein Handy wieder zurück in meine Jackentasche. Komisch, dass sich immer die ganzen Menschen melden mussten, wenn ich nicht mehr da bin. Aber so war das schon immer. Ständig musste ich mir von solchen Menschen anhören „Wir werden dich so vermissen" , „Wie kommen dich auf jeden Fall besuchen!" und was kam am Ende raus? Richtig, nichts! Nur leeres Geschwätz von gestern, darauf hatte ich keine Lust mehr. Ich hatte die Nase von solchen Menschen voll und versuchte mich nur mit guten Menschen aufzuhalten. Leider gab es davon nur sehr wenige auf der Welt und dann waren sie noch nicht mal in deiner Nähe, sondern am anderen Ende der Welt.

Meine beste Freundin lebte nämlich in Deutschland und wir hatten nur zweimal die Möglichkeit uns zu treffen. Mein neuer Lebensabschnitt in Seoul machte die Distanz somit auch nicht besser. Aber wofür gab es FaceTime und den ganzen Spaß? Genau, wir hatten die Möglichkeit,j uns wenigstens durch einen Bildschirm zu sehen.

Nach zwanzig Minuten war mein Onkel wieder zurück und wir konnten endlich einchecken. Danach waren wir endlich unser Gepäck los und konnten uns ein wenig freier bewegen. Mein Onkel hatte extra wenig aus Südkorea mitgebracht, damit ich noch ein paar Sachen in seinen Koffer stecken konnte. „Möchtest du noch etwas essen?", fragte mich mein Onkel. Doch ich schüttelte nur den Kopf: „Ich habe vor lauter Aufregung gar keinen Hunger. Aber wenn du was essen möchtest, dann kannst du das gerne machen!" Mein Onkel und ich unterhielten uns auf Koreanisch, da sein Englisch nicht sehr gut war. Als kleines Kind bin ich zweisprachig aufgewachsen und hatte somit einige Vorteile im Leben. Zusätzlich hatte ich in der Schule noch Deutsch und Japanisch, aber diese beiden Sprachen beherrsche ich nicht besonders gut. Tatsächlich war mein Onkel etwas hungrig und er entschied sich für ein kleines Restaurant am Ende des Gates. „Du hast wirklich keinen Hunger?", hakte er noch einmal nach und wieder verneinte ich. Ich fragte mich echt, wie er sich jetzt noch eine schöne fettige Pizza reinschaufeln konnte. Während ich, wegen meiner chronischen Magenschleimhautentzündung, auf jedes kleinste Detail achten musste und mir meist mein eigenes Essen mitnehmen musste. Für die ganzen Flüge, konnte er alles quer Beet essen und jedes Gericht im Flugzeug probieren. Manchmal war die Welt echt unfair!

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My last Dance [ATEEZ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt