Kapitel 54

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Naeun

...ich verließ die Fotofläche und lief fast in jemanden hinein.

Vor mir stand niemand geringeres als Yunho, der für mich sowieso immer wie ein Riese wirkte. „Oh, hallo Naeun, was machst du denn hier?", fragte er mich verwirrt. Wieso war er denn bitte so verwirrt? „Ich habe gerade meine Fotos gemacht", antwortete ich ihm so normal wie es ging. Er musste nicht wissen, dass mein Herz gerade einige Schläge schneller schlug und ich eigentlich nur hier weg wollte. Er fasste sich nachdenklich an sein Kinn: „Unser Manager meinte, dass du heute nicht hier sein wirst. Aber wie ich es gerade sehe, hat er sich da wohl eine kleine Notlüge ausgedacht." Gerade in diesem Moment rief der Fotograf Yunho zu sich und der Riese vor mir setzte sich in Bewegung. Puh, dass war genau der richtige Zeitpunkt, bevor es noch peinlicher wurde. Doch wieso hatte der Manager ihnen nicht die Wahrheit erzählt?

Grübelnd machte ich mich auf den Weg zurück in meine Garderobe. Hatte Taewook damit etwas zu tun? Oder war das beabsichtig, um die Jungs vor den ganzen entstehenden Emotionen zu schützen? Leider hatte ich mal wieder keine Antwort auf diese Frage und musste wieder für mich alleine grübeln. Während ich weiter eine Lösung suchte, schob ich mir ein Sandwich rein, dass auf dem Tisch lag und hoffentlich für mich bestimmt war. Mein Hunger war nämlich sehr groß, da ich heute Morgen leider nicht wirklich die Chance hatte, etwas richtiges zu essen. Also ließ ich mir das Essen hier schmecken und scrollte durch mein Instagramfeed. Dort waren schon unzählige Benachrichtigungen eingegangen, die mir symbolisierten, dass einige Fans die Bilder von draußen schon hochgeladen hatten. Die meisten luden die Bilder noch vor Ort hoch, damit sie die ersten waren, die die News verbreiten konnten.

Vereinzelt schaute ich mir ein paar Bilder an und stellte fest, dass ich sehr müde aussah und die Kommentare darunter schienen dies zu bestätigen. Einige fragte sich sogar, ob es mir gut ginge oder ich zu viel Stress mit Vorbereitungen hatte. Da ich meine Fans nicht in Sorge lassen wollte, entschied ich mich dazu auch ein Foto auf Instagram hochzuladen. »Wieso müssen Autofahrten immer so müde machen, egal wie viel ich vorher geschlafen habe?« zierte das Bild einen Kommentar und ich lud es hoch. Natürlich konnte das nicht alle sofort beruhigen, aber ich konnte die Gerüchte, dass ich die ganze Nacht durchgemacht hatte, ein wenig dämpfen.

Immer wenn ich an meinem Handy beschäftigt war, verflog die Zeit doppelt so schnell wie sonst. So wurde ich durch meinen Manager aus meiner kleinen Welt geschreckt und musste jetzt zum Gruppenshooting. Einmal wurden nur die Künstler fotografiert und das andere Bild war mit allen zusammen. Bei dem ersten Bild musste ich mich vorne irgendwie verrenken, weil der Fotograf Gefallen an meiner Gelenkigkeit gefunden hatte. Danch wurde das zweite bild gemacht. Wir alle standen ein wenig hilflos in der Gegend rum, da keiner so genau wusste, wie er sich hinstellen sollte.

„Ich hätte gerne den Chef hier unten in der Mitte. Die Manager und Bodyguards sowie die anderen Beteiligten bitte drumherum. Die Dame mit ihrem Hut", womit er mich meinte, „hätte ich gerne in der Mitte hinten stehend. Den Herrn im rot-gelb-blau gestreiften Shirt bitte daneben..." Die anderen Anweisungen konnte ich leider nicht mehr verfolgen, da mir der so vertraute Duft von Wooyoung in die Nase stieg, sodass ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Taewook schaute zu mir nach hinten und versuchte meine Gefühle zu deuten, doch ich lächelte ihm nur zu und signalisierte ihm, dass er sich keine Gedanken machen sollte.

Völlig in meinen Gedanken gefangen, merkte ich gar nicht, dass mir jemand in die Seite pikte. Erschrocken drehte ich mich in die Richtung und machte einen grinsenden Yunho ausfindig. „Na du, da sehen wir uns schon wieder!", lachte er und drehte mich wieder Richtung Wooyoung, der gegenüber von mir stand. Okay, vielleicht nicht direkt gegenüber, aber wir beiden bildeten die Mitte der letzten Reihe und mussten uns zueinander drehen. Wäre es kein offizielles Fotoshooting gewesen, dann wäre ich schreiend rausgerannt und hätte dem Fotografen ein paar böse Blick zugeworfen, aber jetzt ging das natürlich nicht. Dementsprechend fühlte ich mich auch total unwohl und musste mir ein Lachen und die freudige Stimmung erzwingen.

Hinter Wooyoung stand Yeosang,, der mich ebenfalls musterte und mich immer wieder prüfend ansah. Ich fühlte mich zwischen den Jungs total unwohl und mein schlechtes Gewissen ihnen gegenüber wurde einfach immer größer. Ich hatte mich definitiv falsch in den letzten Monaten verhalten und das holte mich gerade alles wieder ein.

„Alle einmal lachen!", schrie uns der Fotograf entgegen und ich zwang mir mein natürlichstes Lächeln aufs Gesicht. Eigentlich konnte ja keiner etwas für meine Gefühle und meine Taten in der Vergangenheit. Das aufleuchten des Kamerablitzes signalisierte mir, dass nun endlich die Fotos gemacht wurden.


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My last Dance [ATEEZ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt