Naeun
Es ratterte und wackelte alles. Wir befanden uns gerade auf dem Landeanflug auf London Gatwick, der erste Zwischenstopp von zweien. Die ersten sieben Stunden Flug waren geschafft und wir hatten einen viereinhalb stündigen Aufenthalt hier. Uns blieb also viel Zeit zum Shoppen beziehungsweise zum Schlafen. Ich war sehr müde und hatte kein Auge auf dem Flug zugedrückt. Neben mir saß nämlich mein Onkel, der sich als die größte schlafende Kreissäge herausstellte und am Gang saß jemand, der nie aufstehen wollte. Also musste ich sieben Stunden nur auf meinem Platz sitzen und wurde von der Kreissäge neben mir wach gehalten. Dementsprechend geschlaucht sah ich auch aus. Mit den dicksten Augenringen liefen wir durch den kompletten Flughafen. Mein Onkel war schon wieder auf dem Weg etwas essbares zu suchen. Wäre er eine Frau, dann hätte ich mir ernsthafte Sorgen gemacht, dass er vielleicht schwanger wäre. Sonst ließ sich sein Hunger nämlich nicht anders erklären.
Bewundernd lief ich ihm die ganze Zeit hinterher und fühlte mich quasi wie ein kleiner Dackel. Völlig planlos hing ich ihm die ganze Reise an den Hacken und hatte nicht die geringste Ahnung, wo wir als nächstes hin mussten. In diesem Punkt musste ich mich komplett auf meinen Onkel aus Südkorea verlassen, da ich viel zu nervös war, um die restliche Planung zu verstehen. „Naeun, ich muss mal eben auf die Toilette", informierte mich mein treuer Wegbegleiter, was ich mit einem Nicken zu Kenntnis nahm. Währenddessen ließ ich mich auf einer Bank nieder und streckte meine Glieder von mir. Dann holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und checkte meine Nachrichten. „Naeun, guten Flug. Bleib gesund und komm heile an", schrieb mir meine beste Freundin Mona. Sie hatte sich am meisten mit mir gefreut, dass ich endlich meinen Traum von einem Tanzstudium erfüllen konnte. „Danke, ich werde es schon irgendwie überleben", antwortete ich ihr zurück. Sie antwortete nochmal zurück: „Sei dir da nicht so sicher. Ein heißer Kerl auf dem Flug?" Da waren wir direkt beim Thema.
Immer wenn wir unterwegs waren, musste der eine jeweils dem anderen von den wichtigsten Ereignissen berichten. Darunter war natürlich immer das eine Gesprächsthema, Jungs. Mona und ich diskutierten immer über die „hottesten" Boys und Jungs, die nicht so wirklich hell in der Birne waren. „Nur ein gut aussehender Flugbegleiter, aber ansonsten lässt das Angebot zu wünschen übrig ;)", antwortete ich ihr wieder zurück.
Danach kam mein Onkel wieder und setzte sich neben mich. Er sah ebenfalls schon ziemlich erschöpft aus und wir mussten allerdings noch zwei Flüge hinter uns bringen. Nach geraumer Zeit wurde endlich unser zweiter Flug aufgerufen und wir konnten boarden. Da unser Flug noch keinen freien Slot zugewiesen bekommen hatte, schrieb ich noch schnell meinen Eltern, dass wir in London gut angekommen waren und jetzt auf der Weiterreise nach Dubai waren. Bis wir allerdings da waren, mussten noch weitere sieben Flugstunden vergehen. „Der Flug nach Dubai wird sich um weitere zehn Minuten verspäten, da hier in London im Moment reger Flugbetrieb herrscht", ertönte es durch den Lautsprecher des Flugzeugs. Na toll, wieso konnte man das nie genau alles planen? „Zum Glück ist unser Aufenthalt in Dubai etwas länger. Somit ist die eine Stunde Verspätung zu verkraften", seufzte mein Onkel. Ich warf nur hinein: „Wenn es dabei bleibt."
Natürlich blieb es nicht bei der einen Stunde Verspätung, sondern es gesellte sich noch eine weitere dazu, bis wir endlich auf dem Rollfeld waren. Trotzdem standen wir enorm unter Zeitdruck, pünktlich unseren Anschlussflug zu bekommen. Wir hatten einen dreistündigen Aufenthalt in Dubai, der sich nur noch auf eine Stunde minimierte. „Die sind ja fast so unpünktlich wie die Deutsche Bahn", meckerte jemand hinter mir. „Das können Sie laut sagen", mischte sich nun auch jemand anderes mit ein. Oh nein, bitte nicht schon wieder solche Diskussionen. Auf dem ersten Flug meinte sich nämlich einer darüber beschweren zu müssen, dass sein Tomatensaftbecher zu leer war. Probleme hatten die Leute!
Mir war bewusst, dass gerade ältere Menschen immer sehr viel meckerten, aber in diesem Fall war es jemand Mitte zwanzig. Aber sich weiter über solche Menschen aufzuregen, brachte einen definitiv nicht weiter. Also entschloss ich mich, meine Tanzvideos zu schneiden. Bevor ich mich komplett von meiner Tanzschule in Kanada verabschiedet hatte, musste ich unbedingt noch ein paar neue Dance Covers aufnehmen. Diese schnitt ich im Flugzeug auf meinem iPad. Es war gar nicht so einfach, die ganzen verschiedenen Schnipsel in die richtige Reihenfolge zu bringen.
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Tut mir Leid, dass in den letzten Tagen nichts von mir kam.
Ich hatte die letzten Tage einige Vorlesung bzw. Vorträge an der Uni und hatte danach nicht mehr die Lust etwas zu schreiben. Trotzdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt 😊💫Schönes Wochenende💫
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My last Dance [ATEEZ]
FanfictionEin neues Leben anzufangen ist nie einfach. Das musste auch die 20-jährige Ji Naeun ebenfalls miterleben. Sie hatte ihre Heimatstadt und ihre Familie zurück gelassen, um ihren größten Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Dabei war ihr Leben noch nie...