Tag.3 - Fühlt sich wie Gewinnen an

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Wade:
Tag 3 stand an und ich freute mich richtig darauf. Mir machte es nicht mal was aus mitten in der Nacht auf zu stehen. Gut gelaunt saß ich an Seb und meinem Stammplatz im Speisesaal und aß meine tägliche Portion Haferbrei. Ich gebe zu, dass ich noch immer nicht ganz über die Pfannkuchen und das Rührei hinweg war, aber von Tag zu Tag schmeckte der Brei weniger eklig. Mrs. Henrys kam an mir vorbei und blieb kurz stehen.
"Nanu Wade. Sind der Haferbrei und Du etwa Freunde geworden?"
"Wo denken Sie hin?", erwiderte ich bloß. Lachend ging sie weiter.
Mrs. Henrys war eine unglaublich nette Frau. Als sie noch ganz jung war, erlitt sie eine Fehlgeburt. Darüber kam sie lange Zeit nicht hinweg und irgendwann beschloss sie dann ein Kind zu adoptieren und ein Jahr später eröffnete sie das Waisenhaus hier. Ihre Eltern und die Eltern ihres Mannes hatten sie unterstützt und so konnte sie dieses hübsche Plätzchen errichten. Ihre Tochter Jill war mittlerweile erwachsen und studierte in Oxford. Ja so eingeschüchtert hab ich auch geguckt.
Ich fand es nicht schlimm im Waisenhaus zu leben. Es war nur wenige Meter von meiner und Sebs Schule entfernt und für die meisten von uns waren das Henrys Paar unsere Eltern.

"Oki doki", rief da Seb und ließ sich auf seinen Platz mir gegenüber fallen. "Oh Gott. Versprich mir, dass du das nie wieder sagst.", befahl ich ihm schockiert. Nach einem ewigen Schwur, den man niemals wird brechen können, (denn sonst rutschen einem die Ärmel beim Hände waschen runter UND man tritt auf einen Legostein) sagte Sebastian triumphierend: " Ich hab noch einen Grund, warum Menschen bescheuert sind."
Ich ließ den Kopf hängen und stöhnte. "Und der wäre?", fragte ich langsam.
"Sprachen! Ne ernsthaft jetzt. Wie viele Sprachen gibt es? Mehrere hundert, denk ich mal. Menschen sind so egozentrisch und auf sich selbst fixiert, dass sie sich selbst von ihresgleichen unbedingt abschotten wollen."
Ich verzichtete darauf ihm zu widersprechen, ich würde eh wieder einen Löffel gegen den Kopf bekommen. Seb diskutierte mit sich selbst noch eine ganze Weile und merkte glaub ich nicht mal, als ich nach der Hälfte auf stand, um mich fertig zu machen.

Ash kam diesmal viel später als ich an. Sie sah gestresst aus.
"Wo warst du, Ash? Ich hab mir die Beine festgestanden", murrte ich. "'Tschuldige", keuchte sie, "Ich hab verschlafen. Bin ich zu spät?"
Ich lachte laut auf.
"Du und zu spät? Und dann auch noch verschlafen? Moment das muss ich schriftlich festhalten. Und nein alles gut wir haben noch 5 Minuten."
Sie sah mich böse an und schritt erhobenen Hauptes in die Anstalt. Ich musste kichern, während ich ihr nach lief.
"Du weißt aber schon, dass du so gar nicht böse aussehen kannst.", informierte ich sie. Das war eine blöde Idee, denn die restlichen Stunden ignorierte sie mich. Ups.

Als ich mal wieder in den dritten Stock hoch latschen musste, sollte ich eine junge Frau aus ihrem Zimmer abholen. Ich hatte ehrlich gesagt etwas schiss davor. Nicht vor der Frau natürlich. Ich hatte sie schon kennen gelernt, ihr Name war Abigail und sie war echt nett und normal, abgesehen davon, dass sie die Stimmen von ihren verstorbenen Großeltern im Kopf hörte. Na ja, niemand ist perfekt, oder? (Vielleicht Peter*Fanboy Voice*)
Ich hatte primär Schiss davor etwas falsch zu machen und sie damit zu verletzten .Vielleicht verschlechterte sich ihr Zustand am Ende auch noch meinetwegen. Normalerweise hatte ich solche Bedenken nie, aber hier war das was ... oh Moment mal was sah ich denn da? Ich blieb abrupt stehen. Neugierig lugte ich in den Raum und sah, was ich vermutet hatte. Ich hatte gerade Peters Zimmer gefunden. Ziemlich zufrieden mit mir selbst ging ich zwei Zimmer weiter, um Abigail abzuholen. Alles lief gut und ich hatte mir völlig grundlos Sorgen gemacht.

Als ich mit meinen Aufgaben fast fertig war, kam ich wieder an Peters Zimmer vorbei. Gaaanz zufällig natürlich. Versteht sich von selbst. Ich konnte es mir nicht verkneifen einen Blick hinein zu werfen. Er saß auf seinem Bett, mit seinem Rücken zu mir. Mein Gott hatte er einen schönen Rücken... warte Was? Ok, Wade jetzt dreheste durch.
Ich klopfte sachte an die Zimmertür und trat hinein. Peter war bei meinem Klopfen zusammen gezuckt und hatte sich zu mir umgedreht. Ich hob die Hand, um ihn zu begrüßen, ließ sie dann aber wieder sinken. Was machte ich hier eigentlich? Ich stand da wie ein Idiot, während Peter mich einfach nur musterte.

"Du bist Peter richtig?", begann ich. Von Peter kam keine Reaktion, also wippte ich nervös auf und ab. Ich räusperte mich.
"Hat mir Ms. Lift verraten"
Ich blickte mich in dem Zimmer um. Mir gegenüber war ein Fenster, davor ein kleiner Schreibtisch auf dem eine Lampe, ein Zeichenblock und mehrere Stifte lagen. An der Wand daneben stand eine Komode auf der einige Bücher und ein Tablett mit Essen standen. Es war unberührt. Ich wunderte mich kurz. Normalerweise aßen die Patienten in einer Cafeteria ( in der es einen ausgezeichneten Schokokuchen gab).
"Magst du nichts essen?", fragte ich Peter. Ich wusste, dass ich vermutlich keine Antwort kriegen würde, aber trotzdem, so schnell würde ich nicht aufgeben. Und tatsächlich schüttelte er den Kopf. Gut, ich gebe zu: Es waren keine Worte, aber Hey man muss sich schließlich annähern. Ich grinste ihn an, sagte dann aber ernst: "Du weißt aber schon, dass du was essen musst, oder? Sonst stirbst du nämlich"
Was? Man stirbt, wenn man nichts isst? Tell me more.
Das ist so ziemlich das Dümmste, was ich hätte sagen können. Ok, Wade du gehst jetzt besser, um eine Totalkatastrophe zu vermeiden. Ich blickte in Peters Augen und meinte ein amüsiertes Funkeln darin zu entdecken, aber das konnte sich genauso gut mein Ego ausgedacht haben, um die Peinlichkeit zu überspielen.
"Na dann"
Ich winkte zum Abschied und ging, wobei ich seinen Blick im Rücken spürte.

Als ich komplett mit allem fertig war und bevor ich endgültig nach Hause ging, beschloss ich etwas sehr Riskantes zu tun. Nämlich einen Schokoriegel zu klauen. Für Peter natürlich. Ich war mir ziemlich sicher, dass so eine Tat hier mit Hochverrat gleich gesetzt wurde.
Ich schlich mich wieder zu seinem Zimmer und klopfte leise.

Als ich eintrat, sah ich sofort, dass er immer noch nichts gegessen hatte. Peter saß an seinem Schreibtisch über seinen Block gebeugt.
"Hey", flüsterte ich, " ich hab was für dich."
Peter drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. Ich warf ihm den Riegel zu.
"Ich hab ihn geklaut, also wäre ich dir sehr dankbar, wenn du ihn schnell essen könntest", erklärte ich und deutete auf den Riegel, den er in der Hand hielt. Peter rührte sich nicht. Sah mich einfach nur an. Da verstand ich. Innerlich fragte er mich warum ich das getan hatte. Ich zuckte mit den Schultern.
"Naja das Essen hier ist ja quasi Krankenhaus-essen und wer isst das schon gerne. Außer Wackelpudding, weil Wackelpudding ist lecker. Aber du hast ja kein Pudding und dein Essen magst du auch nicht deswegen... dachte ich... vielleicht..."
Ich knetete nervös meine Hände und blickte ihn abwartend an. Und dann ... lächelte er. Ja wirklich er lächelte. Ich sah glücklich dabei zu, wie er den Riegel aus seiner Packung befreite, bis mir auffiel, dass es vielleicht etwas gruselig rüber kommen könnte, wenn ich Peter so dümmlich grinsend anstarrte. Also sagte ich Auf Wiedersehen und lief zur Bushaltestelle. Auf dem ganzen Weg fühlte ich mich, als hätte ich soeben die Goldmedaille in einem Wettkampf gewonnen.

An der Haltestelle traf ich auf Ash, die immer noch beleidigt war. Ich war in meinen eigenen Gedanken versunken, bis mir etwas klar wurde. Ich tippte Ash an.
"Ich weiß du ignorierst mich, aber darf ich dich um einen Gefallen bitten", sagte ich. Sie drehte sich um und strich ihre Haare hinter die Ohren.
"Wobei soll ich helfen?"
"Ich möchte was heraus finden"
"Und was genau?", fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Was mit Peter Parker passiert ist"

Alone  (Spideypool) [✔] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt