Alone (Spideypool) [✔]

Tag. 20 - Du Und Ich

Wade:
"Au, Au, Au", stöhnte ich und ließ mich auf den Boden fallen.
"Ich hab mir einen Muskel gezerrt"
Seb und ich standen auf einem Schrottplatz vor einem Auto. Es war, surprise, surprise, voll mit Schrott und ich hatte eine Wette verloren, weshalb ich mich jetzt bei 1000 Grad im Schatten abmühen musste, dieses blöde Schrottding aus dem Graben des Vergessens zu ziehen, wortwörtlich.
Dieses olle Ding hatte es Seb schon immer angetan und jetzt in den Sommerferien hatte er eine Portion Motivation gefrühstückt und war mir nichts dir nichts in die Schlacht gegen Rost und Unkraut gezogen. Mich hatte er mit in das Verderben geschleppt. Wir machten abends drei ganze Wochen lang etwas an dem Auto, natürlich nur nachdem ich in der Psychiatrie war. Und dann eines schönen Tages machte das Teil ein krachendes Geräusch und sprang an. Das war glaube ich bis dato der beste Tag von Sebs Leben.
Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich Hä Wade, wieso redest du 10 Jahre lang von nem alten Auto? aber vertraut mir, wenn ich euch sage, dieses Auto ist ein absoluter Goldschatz. Ihr werdet noch sehen.

Als ich mal wieder in der Anstalt meine Basis chillte, musste ich mit Ash Akten sortieren. Der Tag war fast vorbei und aus nachvollziehbaren Gründen, musste ich pünktlich im Waisenhaus sein. Peter war in einer Einzeltherapie. Das war manchmal etwas heikel, denn er konnte schnell den Faden verlieren und abdriften. Ms. Lift hatte mir erklärt, dass das dazu führen kann, dass Peter nur Bruchstücke aufnimmt und im schlimmsten Fall mit seinem Trauma in Verbindung bringt. Bis jetzt war es zwei mal passiert, dass Peter mit einer Beruhigungsspritze gestoppt werden musste. Was ich aus Erfahrung sagen kann ist, dass er einen echt krassen rechten Haken hat. Bei der Erinnerung tat mein Kiefer wieder weh.
Alle sagen immer, es wäre nicht schlimm und viele würden das benötigen. Aber die Wahrheit ist, dass es niemand außer Peter brauchte. Es ist verdammt hart die Panik, Angst und pure Traurigkeit in seinen Augen zu sehen und zu wissen, dass man nichts, aber auch gar nichts dagegen tun kann. Ich stehe im Gang und sehe wie er mit verschleirtem Blick und halb bewusstlos in sein Zimmer geschleift wird. Die Tür geht zu. Dann dauert es manchmal 5, manchmal 10 Minuten, bis man wieder Verstärkung in sein Zimmer rufen muss. Wenn er sich einmal beruhigt hatte, war es auch gut. Er machte nichts Unüberlegtes.
Einmal habe ich gehört wie zwei Patienten darüber geredet hatten, dass sie fanden, Peter gehöre in eine spezielle Einrichtung und stelle eine Bedrohung für alle dar. Ich hätte denen ordentlich die Meinung gegeigt, aber ich wurde von Ash zurück gehalten.

"Wer ist das?", riss mich Ash aus meinen Gedanken. Sie sah hinter mir in den Gang.
Wir standen im Papierlager, wie Ms. Lift es nannte. Eigentlich war es nur ein Raum mit Wänden aus Glas, wo Unmengen an Regalen, Schubladen und und und drin standen. Es überraschte mich immer wieder aufs neue wie viel Papier man an einem einzigen Fleck sammeln kann.
Ich drehte mich um und sah vier Gestalten, die ich zuvor noch nie hier gesehen hatte.
Zwei Frauen, Zwei Männer.
Die eine Frau hatte rötliche Haare (Ash hatte mir später mit geschürzten Lippen mit geteilt, es wäre Erdbeerblond... aaaaalles klar) und einen Pony. Die zweite Frau, war kleiner und hatte lange braune Haare. Der Mann neben der Brünette war dunkelblond und hatte ein müdes Gesicht. Der Andere war groß und machte einen extrem strengen Eindruck. War bestimmt Arzt oder so.
"Keine Ahnung... Hab sie noch nie hier gesehen"
Wir recken beide die Hälse, um besser sehen zu können. (Nein, wir sind nicht neugierig und ich hab mir meinen Nacken einfach mal übelst verrenkt)

Ms. Lift fing die Eindringlinge ab und redete auf sie ein. Sehr, sehr schnell. "Kannst du Lippen lesen?", fragte mich Ash, während sie sich selbst daran versuchte und mit verengten Augen probierte, die Wörter nach zu sprechen.
Ich sah sie schräg von der Seite an.
"Klar, habe ich mal nebenbei gelernt. Hab ja sonst nichts zu tun"
Ich schüttelte den Kopf. Also echt. Ich hatte vier Jahre lang Französisch gehabt und konnte es trotzdem nicht sprechen. Aber die haben doch echt ein an der Klatsche. Wer beginnt bitte ab sechzig die Zahlen drauf zu rechen, anstatt einfach ein eigenes Wort für siebzig zu erfinden? Meine Güte, musste der erste Franzose Langeweile gehabt haben.
Ash seufzte nur und stellte sich auf die Zehenspitzen.
Die kleinere Frau deutete in die Ferne und sah mit gerunzelter Stirn zu Ms. Lift. Die machte diese Handbewegung, die einem zum runter kommen aufforderte. Die Frau stemmte nur die Hände in die Hüften und schloss die Augen. Dann ergriff der streng aussehende Mann (ich taufte ihn auf den Namen Arzt) das Wort. Der Arzt sah mit fragendem Blick in den Gemeinschaftsraum und redete viel ruhiger mit Ms. Lift, als es die Frau gemacht hatte.
"Boah, der ist bestimmt Arzt", murmelte Ash. No shit, Sherlock.